Foretaste

Unendliche Weiten

05.11.2016 - Vor zwölf Jahren erschien die erste Single des französischen Duos Foretaste. Diverse Veröffentlichungen später melden sich XX und XY mit einem neuen Konzept-Werk namens „Space echoes“ zurück, das sich über einen gelungenen kosmischen Ansatz diversen psychologischen, zwischenmenschlichen und philosophischen Betrachtungen widmet. Von: Torsten Pape

Image Intensive und genaue Beobachter: Foretaste (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Hallo, wie geht’s?

XX: Sehr gut. Wir sind echt froh wieder am Start zu sein.

BODYSTYLER: Ich finde es auch toll, dass Ihr zurück seid und dann auch noch mit einem solch fantastischen Album, schönen Songs und einem tollen Konzept.

XY: Vielen Dank! Wir hatten dieses Konzept schon länger in unseren Köpfen und es war schon schwer es umzusetzen. Deshalb sind wir besonders stolz, dass wir es am Ende geschafft haben.

BODYSTYLER: Mit jedem Album habt Ihr bis jetzt Eure (Künstler-)Namen verändert (Lover XX, Terrorist XY etc). Nun habt Ihr es einfach bei XX und XY belassen. Warum nur diesen Zusatz und nicht noch ein „Star“, Spaceship“ oder „Astronaut“ vor dem Chromosomen-Paar?

XX: Weil unsere Namen einfach nicht die große Bedeutung haben. Wir sind einfach nur zwei Leute, die Musik machen und traurige Geschichten erzählen.

BODYSTYLER: Ihr habt Euch mit der Produktion Eurer Alben immer Zeit gelassen. Könnt Ihr erklären warum es anscheinend als Minimum drei Jahre braucht bis Ihr mit dem Ergebnis zufrieden seid?

XY: Zunächst einmal braucht es so lange, weil wir uns einfach gern Zeit lassen. Zudem verstehen wir unsere Alben als eine komplette Geschichte und nicht nur als eine lose Zusammenstellung von Songs.

XX: Unsere Lieder müssen einfach ein gemeinsames Leben innerhalb eines bestimmten Konzeptes entwickeln. Da steckt oft echt harte Arbeit dahinter.

BODYSTYLER: Ihr habt erneut mit Member U-0176 (Celluloide) zusammengearbeitet und auch JB Lacassagne (Dekad) war in die Produktion involviert. Wie darf man sich diese Kooperationen genau vorstellen?

XX: JB war nicht direkt bei der Erschaffung des Albums dabei, hat uns aber wertvolles Feedback auf der Produktionsebene gegeben.

XY: Wie bereits üblich hat uns Member U-0176 bei jedem Track mit seinen Visionen unterstützt. Wir haben ihm das Album zugeschickt nachdem wir das Gefühl hatten, dass unsere Arbeit getan war. Es war uns wichtig, dass er das volle Konzept erkennen konnte.

"Ich denke, niemand kann sich einfach so vorstellen, wie schwer oder merkwürdig es ist, allein im Weltall zu sein."

BODYSTYLER: Da wir uns noch nicht über das Re-Release von „Terrorist TV“ unter dem Namen „American Terrorist TV Show“ unterhalten haben, würde ich gern im Nachhinein fragen, warum Ihr das Bedürfnis hattet, dieses Album noch einmal umzuarrangieren? In meinen Augen haben beide Versionen ihren ganz eigenen Charme und ich könnte nicht sagen, welche die bessere ist. Habt Ihr da eine Präferenz oder sind beide für Euch gleichwertig?

XX: Das neue Arrangement war gar keine Idee von uns, sondern wir haben vom Label die Möglichkeit dafür erhalten.

XY: Wir sind jedoch sehr froh, an den Tracks mit dem Abstand von ein paar Jahren noch einmal zu arbeiten und sie aus einer anderen Perspektive anzugehen. Wir lieben beide Versionen. Sie sind verschieden, bedeuten uns aber gleich viel.

BODYSTYLER: Auf dem Vorgänger „Love on demand“ habt Ihr Euch bereits mit dem Thema Einsamkeit auseinandergesetzt. Jetzt bewegt Ihr Euch im Weltraum, wo dieses Thema noch einmal eine ganz andere Bedeutung erlangt. Wie habt Ihr es Euch vorgestellt, allein dort oben zu sein und gab es Inspirationen (Bücher, Filme etc.), die hilfreich waren?

XX: Ich denke, niemand kann sich einfach so vorstellen, wie schwer oder merkwürdig es ist, allein im Weltall zu sein.

XY: Eine Inspiration stellten sicherlich Filme wie „Forbidden planet“ („Alarm im Weltall“), „Destination moon“ („Endstation Mond“), „The man from planet X“ und einige andere dar.

XX: Natürlich war auch „Martian chronicles“ („Die Mars-Chroniken“) eine wertvolle Inspiration, da sich die Action dort hauptsächlich auf einem emotionalen und psychologischen Level abspielt.

BODYSTYLER: Man kann sich angesichts eines Albumtitels wie „Space echoes“ gut vorstellen, dass es bei Eurem Konzept auch um außerirdische Lebensformen geht, aber überraschenderweise begegnet man in Euren Songs keinen Aliens. Ich denke mal, Ihr wolltet das Weltall-Thema etwas subtiler angehen, aber mich würde schon mal interessieren, ob Ihr außerirdisches Leben überhaupt für möglich haltet?

XY: Es gibt keine Aliens auf der Platte, da keine für uns Zeit hatten! Außerdem wollten wir ja gerade das Gefühl erforschen, das man haben muss, wenn man ganz allein auf einem fremden Planeten ist.

XX: Wir lieben zwar die „X-Files“, aber es sollte nun mal eine menschliche Geschichte werden.

"Wir sind einfach nur zwei Leute, die Musik machen und traurige Geschichten erzählen."

BODYSTYLER: Wenn Ihr die reelle Chance hättet, in den Weltraum zu fliegen, würdet Ihr diesen Schritt wagen? Wie lang oder wie weit würdet Ihr die Reise planen?

XX: Oh, gute Frage... Vielleicht wäre der Mars ein gutes Reiseziel, da eine Landung auf dem Roten Planeten im Jahr 2016 durchaus real erscheint.

BODYSTYLER: Der Text von „Lost in space“ entwickelt zunächst ein recht düsteres Szenario, aber dann gibt es doch die Chance für einen Neubeginn oder sogar dafür Gott zu spielen. Was hat Euch zu diesem Text bzw. Song bewegt?

XY: Genau das hatten wir im Kopf. Jemand ist auf einem fremden Planeten und beobachtet das Ende der Welt wie in einer Art TV-Show. Dabei denkt er über einen Neubeginn nach, wobei wir uns sehr von den letzten Worten Ray Bradburys in den „Martian chronicles“ inspiriert fühlten.

BODYSTYLER: Mit „First symptoms“ habt Ihr einen tollen Pop-Song in petto, der so auch im Radio laufen könnte. Bei einem Blick auf den Text wird es jedoch etwas schräger, da man dort fliegenden Elefanten und verschwindenden Händen begegnet. Klingt nach einer Drogenerfahrung oder einer ernsthaften Erkrankung...

XX: Bei der Geschichte geht es um eine psychiatrische Störung, die sich nach einem sehr langen Aufenthalt im Weltall entwickelt. Deshalb kann das schon etwas schräg klingen. Ein paar Zeilen erinnern auch an den Track „Discordance“ von unserem ersten Album „Beautiful creatures“.

BODYSTYLER: Mein absoluter Lieblingstrack auf dem Album und der Single ist „I know where to find you“ mit seinem marschierenden Rhythmus, der großartigen Melodie und den Streicherklängen, aber auch der schönen Geschichte von Liebe und Tod. Könntet Ihr bitte ein paar Worte zu diesem Song erzählen?

XY: Als wir mit den Aufnahmen begonnen haben, waren die ersten Versionen fast alle orchestraler Natur. Wir mussten im Folgenden noch viel an den Strukturen verändern, aber Songs wie „I know where to find you“, „Every shadow“ und „Paradise of broken hearts“ atmen immer noch diese orchestrale Atmosphäre.