Derrière Le Miroir

Alles im Wandel und im Fluss

18.12.2016 - 20 Jahre nach dem Erscheinen des letzten Albums kehrt die deutsche Band Derrière Le Miroir mit einem neuen Werk zurück. Auf „In flux“ erklingen frische Wave-Pop-Weisen, wobei einige das Zeug dazu hätten, die Nachfolge von Songperlen wie „Alibis“ oder „Notion of light“ anzutreten. Nicole Rellum (Gesang), Ralf Jesek (Gesang, Instrumente) sowie Kai Kampmann (Bass) haben manch eine Anekdote auf Lager. Von: Torsten Pape

Image Derrière Le Miroir – eine Band mit Flügeln... (Foto: Nick Kampmann)

BODYSTYLER: Da ihr ja wirklich lange weg wart, wäre es doch vielleicht angebracht, ein wenig in der Bandgeschichte zu stöbern... Wie habt Ihr Euch eigentlich damals kennengelernt?

KAI KAMPMANN: Ralf und ich kennen uns schon aus dem Sandkasten. Beinahe! Es war der Wechsel nach der Grundschule, der uns zusammenbrachte. Aus der entstandenen Freundschaft und dem Interesse an der selben Musik entstand dann eine pubertierende Schülerband. In den ersten Jahren haben wir, zusammen mit zwei weiteren Klassenkameraden, in Ralfs Elternhaus – im Keller – zwischen Kartoffeln und eingemachtem Gemüse geprobt. Das waren wirklich die ersten Gehversuche!

RALF JESEK: Stimmt, ich kann mich da noch an unglaublich drollige, deutsche Texte erinnern! Daneben hatten wir aber auch noch ein Zwei-Mann-New Wave-Projekt names T-HE, das es immerhin auf einen regionalen Sampler geschafft hat. Ab 1990 spielten wir dann wieder gemeinsam in einer „normalen‟ Band und fingen vor irgendeiner Probe, als die anderen noch nicht da waren, mit sehr minimalistischen Improvisationen an. Ein Drumbox-Preset-Pattern, Bass, Gitarre, drei Akkorde und ein bisschen Gesang – das war's. Und daraus ist dann irgendwann die Idee zu Derrière Le Miroir entstanden.

KAI: Der Wunsch, auch mal etwas mit einer Frauenstimme zu machen, veranlasste mich Nicole zu fragen, ob sie nicht ein wenig singen möchte. Nicole kannte ich durchs Ausgehen. Wir liefen uns in den selben Clubs und Kneipen über den Weg und durch das gemeinsame Umherziehen in dieser Clique entwickelte sich eine tolle Freundschaft.

NICOLE RELLUM: Stimmt, Kai und ich waren viel zusammen unterwegs und im Auto habe ich ihm ständig die Ohren voll gesungen.

BODYSTYLER: Es gibt im Netz ein paar Videos von Fernsehauftritten der Band. Könnt Ihr erzählen, wie es damals dazu kam und was das für eine Erfahrung war? Wie seht Ihr sie mit heutigen Augen?

KAI: Die Auftritte wurden durch unser damaliges Label organisiert und waren eine nette Erfahrung. Aus heutiger Sicht waren wir dort allerdings völlig fehl am Platz - meiner Meinung nach…

NICOLE: Ich fand es eine schöne Erfahrung und auch aus heutiger Sicht absolut in Ordnung.

RALF: Zu der Zeit hatten wir zum ersten und einzigen Mal eine Art Management. Unser Label, die Session Music Group, war ja eher kommerziell ausgerichtet und wurde von den Machern von Masterboy, einer damaligen Euro-Dance Chartsband, betrieben. Natürlich haben wir in solche Mainstream-Formate nicht wirklich reingepasst, aber gerade die TV-Auftritte fand ich wirklich lustig. Playback hat schon was... Und dass beim RTL-Auftritt eine komplette Schulklasse Autogramme von uns haben wollte, war auch eine ganz neue Erfahrung.

BODYSTYLER: Ihr habt damals von dem Phänomen profitiert, dass es kaum Möglichkeiten gab, neue Bands kennenzulernen. Durch die Platzierung auf einem German Mystic Sound Sampler vom Zillo -Magazin seid Ihr nicht in der Masse untergegangen und habt ein breites Publikum erreicht. „Simple blue“ war ja interessanterweise durch seinen sehr ruhigen Charakter nur bedingt repräsentativ für Euer sonstiges Repertoire. Wie kam der Kontakt zum Zillo zustande und wie sahen die Reaktionen, die Ihr erlebt habt nachdem der Sampler erschien, aus? Würdet Ihr diese Geschichte vielleicht noch einmal erzählen?

RALF: Hm, das mit den Möglichkeiten sehe ich persönlich etwas anders. Anfang bis Mitte der 1990er war die Szene ja wesentlich kleiner und wurde mit sehr viel Idealismus gepflegt. Es gab jede Menge liebevoll gemachter Fanzines, Tape-Vertriebe und, zumindest in meiner Wahrnehmung, eine Art Underground-Verbundenheit. Kanäle, neue Bands und Projekte zu entdecken, gab es jedenfalls durchaus. Man musste sich halt nur etwas mehr bemühen als heute.
Unser erstes Demotape wurde damals von Mozarts (ja, genau, Umbra Et Imago) Label „Spirit Records‟ vertrieben und da Mozart den damaligen Zillo-Herausgeber Easy Ettler sehr gut kannte, bekam der irgendwann auch unsere Kassette in die Hand gedrückt und hat sich sofort in „Simple Blue‟ verliebt – angeblich auf der Rückfahrt nach Hamburg, unter Einfluss gewisser Substanzen. Allerdings wurde uns gesagt, dass wir uns vorher in Sirens of Atlantis umbenennen müssten, weil ihm dieser Bandname in einer Art Vision erschienen wäre (wie erwähnt, gewisse Substanzen) - andernfalls käme eine Sampler-Teilnahme wohl nicht zustande. Glücklicherweise stellte sich diese Bedingung dann aber beim Telefonat als Übertreibung heraus. Easy fand unseren Namen zwar wirklich doof („Das kann doch keiner aussprechen!‟), hat aber eingelenkt, als er merkte, dass wir ihn auf keinen Fall ändern wollten.
Der Sampler war natürlich ein Glücksfall für uns und die Reaktionen auf „Simple Blue‟ waren sehr, sehr nett. Die Reihe war ja damals eine Art Institution, mit recht hoher Auflage, internationalem Vertrieb und ziemlicher Medien- und Szenen-Resonanz... was uns unser erstes Radiointerview und letztlich auch den Plattenvertrag eingebracht hat. Fanpost und seltsame Telefonanrufe inklusive.

"Das Verlangen nach Konstanten ist verständlich, aber Veränderungen sind unabdingbar und wichtig."

BODYSTYLER: Im Jahr 2014 habt Ihr die Fans nach langer Funkstille durch die Veröffentlichung einer Download-Single überrascht. Zudem ist die Entscheidung, darauf kein neues Material, sondern vielmehr zwei Coverversionen und eine Live-Aufnahme zu präsentieren, recht ungewöhnlich. Warum habt Ihr Euch für diesen Weg entschieden bzw. warum war es Euch wichtig, diesen Testballon vorauszuschicken?

KAI: Der Gedanke wieder etwas musikalisch zusammen zu machen, war schon lange da. Die freundschaftliche Ebene zwischen uns ist ja immer geblieben, nur musikalisch haben wir nicht wieder zusammengefunden. Richtig ernst mit der Fortführung von DLM wurde es durch den 18ten Geburtstag meines Sohnes. Er spielt Schlagzeug und gab an seinem Geburtstag ein Konzert mit seiner Band. Sein geheimer Wunsch war es, uns im Vorprogramm zu haben. Wir haben dafür wieder ein wenig geprobt und sozusagen Blut geleckt.

NICOLE: Als wir nach so langer Zeit wieder zusammen spielten wurde mir klar, dass wir unbedingt wieder etwas zusammen machen müssen. Das hat mir schon gefehlt.

RALF: Nach fast 14 Jahren wieder gemeinsam Musik zu machen, ist ja nicht so ohne. Da macht es dann schon Sinn, erst mal zu testen, ob die gern erwähnte Chemie untereinander überhaupt noch stimmt. Und für selbiges schienen uns Coverversionen der richtige Weg zu sein. Lieder zu covern hat ja eher was mit Handwerk zu tun. Außerdem kann man an fremde Lieder etwas neutraler herangehen als an die eigenen. Wobei eine Veröffentlichung aber gar nicht geplant gewesen war. Wir hatten einfach nur Lust, mal wieder was als Band aufzunehmen. Nicole und Kai hatten mich zwar schon 2011 als Gäste auf dem I-M-R-Album „Letters from the Paper Garden‟ unterstützt, aber das ist natürlich nicht vergleichbar. Und als wir die Ergebnisse dann vorliegen hatten, dachten wir: „ja, gefällt uns, vielleicht sollten wir sie einfach rausbringen, so als echten Abschluss‟. Ob die Songs nun auf allzu großes Interesse stoßen würden - nach so langer Absenz war das ja eh mehr als fraglich - spielte dabei keine Rolle. Wichtig war nur, dass wir wieder gemeinsam etwas zustande gebracht hatten.

BODYSTYLER: „Lift me up“ war Euch dann anscheinend so ans Herz gewachsen, dass Ihr den Song mit auf das aktuelle Album genommen habt. Erzählt doch bitte Eure Verbindung zu bzw. mit diesem Lied! Wann habt Ihr es zuerst gehört? Haltet Ihr es einfach „nur“ für eine tolle Komposition oder gibt es erwähnenswerte persönliche Bezüge?

KAI: Ich bin nicht so ein großer Moby-„Fan‟, aber dieses Lied fand ich schon immer sehr ausdrucksstark. Als ich dann die ersten Ausschnitte hörte, die ja Nicole mit ihrer Tochter arrangiert hatte, war ich echt begeistert und für mich war klar, dass so was unbedingt auch „mit den Händen greifbar‟ sein muss.

RALF: Ich weiß nur noch, dass wir auf keinen Fall szenetypische Songs covern wollten, diese aber trotzdem zu uns passen sollten. Dafür haben wir dann einfach ein paar Lieder in den Raum geworfen, die uns so spontan einfielen. Und „Lift Me Up‟ war einer davon. Ähnlich wie Kai kann ich mit Moby sonst nicht viel anfangen, aber der Track ist wirklich sehr hübsch. Hansi, der Keyboarder von I-M-R, hat ihn mir irgendwann mal vorgespielt und ich habe mir dann tatsächlich das dazugehörige Album besorgt – was sich aber nicht wirklich gelohnt hat. Auf jeden Fall hat die Wiederkehr auf „In Flux‟ weniger etwas mit dem Lied an sich zu tun, als vielmehr mit der Interpretation durch Nicole und Helena. Helena hat das wirklich hervorragend umgesetzt und die beiden Stimmen harmonieren prächtig miteinander. Da wäre es ein Frevel gewesen, den Song nicht auch noch auf dem Album zu platzieren.

BODYSTYLER: In flux heißt ja auch eine Kinder- und Familienförderung, was insofern bei Euch ebenfalls Sinn macht, da ihr mit Helena den eigenen Nachwuchs dabei habt. Ist denn überliefert, wie sie das erste Mal mit der Musik von DLM in Berührung kam und wie der Wunsch entstand, Teil dieser Band zu sein?

NICOLE: Beim Stöbern im CD Regal entdeckte sie unsere CDs und damit DLM. Spaß! (lacht) Helena ist ja mit unserer Musik aufgewachsen, für sie war das nichts Außergewöhnliches. Dass sie selbst Musikerin geworden ist, liegt mit Sicherheit auch ein bisschen daran.

KAI: Wir haben sogar in doppelter Hinsicht unsere Kinder mit im Boot: mein Sohn Nick hat die Band-Fotografien gemacht und sein Geburtstag war sozusagen der Ausschlag für die „Reunion“.

RALF: Da Helena ja als Sängerin im SoulPop-Bereich unterwegs ist, lag die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, auch bei uns mitzumachen, nicht wirklich fern. Und dass sie sofort zugesagt hat, obwohl es nicht so ganz ihre Art von Musik ist, war wirklich wundervoll.

BODYSTYLER: „In flux“ bedeutet, sich im Wandel / in der Entwicklung / im Fluss zu befinden. Wie definiert oder gar forciert Ihr für Euch als Musiker, aber auch privat den Wandel?

KAI: Was sich für mich als Wandel oder Entwicklung der letzten Jahre zeigt, ist die Tatsache, dass ich in den letzten Jahren musikalisch viel offener geworden bin. Ich kann mich heute auch an Musikstücken „erfreuen“, die ich früher schon alleine durch ihre Genre-Zuordnung verschmäht hätte.

RALF: Zunächst wird man einfach älter; schon allein das bringt einen Wandel mit sich. Und nicht nur körperlich... Die Welt wandelt sich, der Blick zurück wandelt sich, alles fließt. Oder um mal Herrn Goethe zu bemühen: „… denn alles muss in Nichts zerfallen, wenn es im Sein beharren will‟. Das Verlangen nach Konstanten ist verständlich, aber Veränderungen sind unabdingbar und wichtig. Es kommt nur darauf an, wie man mit ihnen umgeht. Und wie weit man sich dabei selbst treu bleibt. Gerade als Künstler versucht man sich ja immer wieder ein bisschen neu zu erfinden. Und sei es nur in Kleinigkeiten, die vielleicht keinem anderen besonders auffallen. Wohlgemerkt, ich meine damit nicht irgendwelche Anbiederungen an aktuelle Trends! Das ist ein anderes Thema. Für mich ist ein Song oder ein Album der Ausdruck eines bestimmten Moments, der vorbei und daher nicht mehr wiederholbar ist. Zumindest nicht, wenn man ohne Schablonen arbeitet. Deshalb können so Sätze wie „Macht doch mal wieder ein Lied wie...‟ schon ziemlich nervig sein - obwohl ich sie natürlich nachvollziehen kann. Mir geht's bei verschiedenen Bands genauso.

"Allerdings wurde uns gesagt, dass wir uns in Sirens of Atlantis umbenennen müssten..."

BODYSTYLER: „We want it all“ ist allein insofern interessant, da hier beschwingte, teils fordernde, teils sehnsuchtsvolle Melodien auf einen Text treffen, der von Aufbruch, Zerstörung und einer schießwütigen Flucht in die Sonne handelt. Wie ist denn dieses Lied zustande gekommen?

RALF: Das Grundthema des Albums ist, wie schon erwähnt, die Veränderung, oder wenigstens der Wunsch danach. Ob innerlich oder äußerlich, passiv oder aktiv. Und „We want it all‟ ist die radikalste Form: Brücken abbrechen, Konventionen zerstören, seinen eigenen Pfad durch's Dickicht der gesellschaftlichen Normen schlagen und sich in die Sonne stürzen. Sich einfach nicht mehr mit dem zufrieden geben, was einem von anderen als sogenanntes Leben vorgegeben wird. Das „Freischießen‟ ist da natürlich nur bildlich zu verstehen, aber eine leichte Bonnie & Clyde-Assoziation war durchaus beabsichtigt – schließlich sind wir ja Romantiker (grinst).
„We Want It All‟ war übrigens das erste Demo, bei dem ich dachte, dass es tatsächlich DLM-tauglich sein könnte. Bei den Demos davor hatte immer irgendwie dieser für uns typische Ton gefehlt. Und merkwürdigerweise entstand beim Komponieren auch schon der letztliche Text in groben Zügen. Der hat dann den roten Faden für die restlichen Songs vorgeben.

BODYSTYLER: Bereits nach wenigen Durchläufen entpuppt sich „In need“ als der absolute Ohrwurm, der zudem auch noch eine wunderbare Trommel-Einlage bereithält. Wie ist denn dieser Song entstanden und wie kam es (endlich) zur Zusammenarbeit mit Wolfgang Koch (Labelboss, Tors of Dartmoor, Wolf Generator...)?

RALF: „In Need‟ ist unsere kleine Reminiszenz an die 1980er (dafür habe ich extra meine alte TR-707 Drum Machine rausgekramt) und behandelt folgerichtig eine Art Gespräch zwischen dem jetzigen und dem jüngeren Ich, beziehungsweise die Frage, wo das jüngere mit all seinen Idealen und Zielen eigentlich abgeblieben ist. Ich finde es immer ziemlich erschreckend, wenn ich frühere Bekannte treffe und feststellen muss, dass von ihrer damaligen Leidenschaft für bestimmte Dinge, die uns verbunden hatten, so gut wie nichts übriggeblieben ist. Und dann fragt man sich natürlich auch selbst, inwieweit man inzwischen angepasst ist, inwieweit der Rebell in einem überhaupt noch existiert. Was ganz schön ernüchternd sein kann...
Stimmt, die Zusammenarbeit mit Wolfgang war natürlich überfällig. Nachdem es damals bei „Letters from the Paper Garden‟ wegen der Abgabe-Deadline nicht geklappt hat, kam „In Need‟ wirklich gelegen. Auf dem Demo gab es im Break einen ziemlich billig klingenden Drumloop, der entfernt an ein Toms-Solo erinnerte. Und weil ich wusste, dass in Wolfgangs Studio ein Drum Kit steht und er es auch bedienen kann, habe ich einfach nachgefragt, ob er Zeit und Lust habe, sich an der Stelle ein bisschen auszutoben. Glücklicherweise hatte er beides. Und hat zudem noch eine wunderbar schräge Gitarrenlinie eingespielt. Hm, vielleicht hätte man daraus eine Solo-Langversion à la „In-A-Gadda-Da-Vida‟ machen sollen…

BODYSTYLER: Der Garten taucht bereits zum zweiten Mal bei DLM in einem Songtitel auf und zwischendurch gab es ja auch noch den „Paper garden“ bei Ralfs anderer Band I-M-R. Was symbolisiert ein Garten für Euch und wie darf man den Wunsch verstehen, jemanden wie eine Schlange zu knuddeln?

RALF: Ein Garten ist ja immer auch ein Refugium. Man legt ihn nach seinen eigenen Vorstellungen an (außer natürlich man ist dem Regelwerk einer Schrebergartenkolonie unterworfen), bearbeitet ihn und gestaltet sich so seine eigene Welt, seine individuelle Zuflucht. Es gibt da dieses wunderbare Kinderbuch „The Secret Garden‟ von Frances Hodgson Burnett, in dem Kinder einen verborgenen Garten entdecken, ihn zu ihrem eigenen machen und dabei eine Selbstfindung erleben – also mal ganz platt zusammengefasst. Und das symbolisiert zumindest für mich ein Garten: der Rückzug in sich selbst. Wobei ich das aber rein imaginär meine – echte Gartenarbeit wäre wahrlich nichts für mich.
Bei „The Garden‟ ist es allerdings weitaus profaner. Hier sind Garten und Schlange simple, christliche Symbolik: Paradies und Sündenfall. Und das Knuddeln steht natürlich für Sex. Ein Lied von zweien, die gerne würden, es aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht dürfen/können und sich deshalb nicht trauen, es dem anderen zu sagen. Also ein tragisches Liebeslied.

BODYSTYLER: Hinter der CD verbirgt sich der wunderbare Spruch „...we repainted the swan, now it's time to go on“. Wie darf man ihn deuten und wo liegen mögliche Ziele nach dieser ornithologischen Farbgestaltung?

RALF: In der ersten Textfassung stand noch „move on‟, wäre also ein Schlussstrich gewesen. Der erste Track „In (Flux)‟ und der letzte „(Time) Out‟, in dem die Textzeile vorkommt, bilden sozusagen die Klammer des Ganzen. Von „hier sind wir nochmal‟ bis zu „das war's‟. Aber nachdem alles so wunderbar gelaufen ist, schien das vagere „go on‟ dann doch sinniger zu sein. Zumal sich das Weitermachen ja nicht unbedingt auf die Musik, respektive auf uns als Band beziehen muss... Konkrete Zukunftspläne gibt es jedenfalls keine. Das Album ist gemacht, wir sind damit zufrieden, alles weitere wird sich zeigen.
Spaßig war in den Zusammenhang übrigens, dass es in der ursprünglichen Fassung auch noch „we ignited the swan‟ hieß, aber Paul Roland, dem ich die Texte zum Gegenlesen gegeben hatte, ganz aufgeregt meinte, dass man doch kein Tier anzünden könne, nicht mal in einem Text! Um ihn zu beruhigen, wurde daraus dann „repainted‟. Was letztlich auch besser passte - von wegen „vage‟ und dergleichen.

BODYSTYLER: Ich wollte schon immer mal die Frage loswerden, was es denn mit den lustigen Tierchen, die seit „Deep“ (korrigiert mich bitte, falls schon früher) immer mal wieder im Artwork/auf dem Cover auftauchen? Dazu gibt es doch bestimmt eine kleine Geschichte, oder?

RALF: Leider keine besonders aufregende: für das „Deep‟-Artwork (Du hast also recht) hatten wir damals Illustrationen aus einem „Alice im Wunderland‟-Buch verwendet und weil wir die Drachen dabei besonders putzig fanden, haben sie uns noch eine Weile begleitet.

BODYSTYLER: Natürlich darf die Frage nicht fehlen, ob es denn in nächster Zeit die Möglichkeit geben wird, Euch live zu erleben?

KAI: Geplant ist momentan noch nichts, aber ich hätte schon große Lust auf einen kleinen, intimen Gig.

RALF: Hm, mich täte da eher ein Festival reizen. Aber ernsthaft über Auftritte haben wir bisher noch nicht gesprochen. Zumal das Live-Spielen auch schon früher nicht das große Thema bei uns war. Mal sehen, was sich so ergibt. Vielleicht kommt ja ein interessantes Angebot.

BODYSTYLER: Seid Ihr gekommen, um zu bleiben?

RALF: Zunächst mal sind wir einfach froh, überhaupt gekommen zu sein. Ob daraus ein Bleiben wird, hängt davon ab, was hier noch so alles passiert.