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Operation Undenkbar

31.01.2018 - Die hier vorgestellte Synthie-Band aus Königsberg/Kaliningrad hat seit ihrer Gründung im Jahre 2010 bereits eine bewegte Geschichte hinter sich und kann auf zahlreiche Veröffentlichungen zurückblicken. Anfang 2018 erscheint das mittlerweile vierte Album. Nach dem Ausstieg des ehemaligen Sängers ist "Unthinkable" bereits das zweite Werk, das durch den Einsatz hochwertiger GastvokalistInnen glänzt. Von: Torsten Pape

Image Want/ED: Think the unthinkable... (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Ihr habt einst als Quartett begonnen und auf halber Strecke sind dann zwei Bandmitglieder ausgestiegen. Bitte erkläre doch kurz Eure Entscheidung, als Band unter dem gleichen Namen weiter zu machen!

SERGEY SURKOV: Ja, das war echt traurig, dass zwei Bandmitglieder, einer davon war ja der Sänger, die Band verlassen haben. Aber die Musik ist am Ende doch die Hauptsache, und es ist wichtig, das weiterzuführen, was einem Spaß macht. Wir dachten uns einfach, dass wir dadurch mehr Raum für Experimente gewonnen haben.

BODYSTYLER: Steht Ihr noch in Kontakt mit Evgeny (Rodionov) und Dmitry (Roshchin)?

SERGEY SURKOV: Manchmal haben wir noch zu Dmitry Kontakt. Evgeny, der ehemalige Sänger, wollte sogar zurückkommen, aber das erschien uns nicht sinnvoll.

BODYSTYLER: Mike Oldfield, Blank & Jones, Schiller oder auch Elektrostaub - es gibt immer wieder Projekte, die ihre Songs von GastsängerInnen vortragen lassen. Wie habt Ihr festgestellt, dass das auch Euer Weg sein könnte?

SERGEY SURKOV: Mit verschiedenen SängerInnen zu arbeiten, war eher Zufall als ein konkreter Plan. Natürlich sind wir weiterhin auf der Suche nach einem festen Sänger. Beim letzten Album "Fringe" hat uns das jedoch bereits neue Perspektiven eröffnet. So konnten wir auch mal mit weiblichen Stimmen arbeiten und ausprobieren, wie sich die verschiedenen SängerInnen auf einem Album machen. Das ergab für uns eindeutig nur Vorteile.

BODYSTYLER: Da Euch und Eure SängerInnen meist recht große Entfernungen trennen, nehme ich mal an, dass persönliche Treffen/Sessions eher selten sind. Wie gestalteten sich die jeweiligen Kollaborationen?

SERGEY SURKOV: Wenn wir die ersten musikalischen Grundlagen haben, entsteht bereits die Idee, was für eine Stimme jeweils passen könnte. Sofern man den Song dann verschickt, passiert etwas damit. Manchmal nicht sofort, aber das Ergebnis ist immer hervorragend. Alle Beteiligten haben in die Songs alles reingelegt, auch ihre Seelen. Die Idee dahinter ist ja, dass Musik keine Grenzen kennt und wir wollen damit auch Grenzen im Unterbewusstsein aufheben. Dem Song ist es egal, welche Nationalität man hat, nur die Musik zählt. Irgendwann, wenn wir mal eine große Tournee starten, werden wir uns auch mal alle persönlich treffen.

BODYSTYLER: Fast alle Eurer Gäste sind in anderen Bands und Projekten aktiv. Holger Müller sticht dabei ein wenig heraus, da sein Name noch nicht so bekannt ist und er ein "Newcomer" zu sein scheint. Erzähle doch mal bitte etwas über ihn. Wie seid Ihr auf ihn aufmerksam geworden?

SERGEY SURKOV: Er hat bereits in der Band Starlane gesungen und die Jungs haben ein paar Remixe für uns angefertigt. Ich kannte natürlich ihre Songs und war von seiner Stimme bzw. seinem Stimmumfang immer beeindruckt. 2014 hat sich die Gruppe jedoch getrennt.

"Durch die Entwicklung von VST (Virtual Studio Technology) beschäftigen sich heutzutage viele Leute mit Musik und hemmen damit eher die Entwicklung."

BODYSTYLER: Auf dem Albumcover sieht man die Abdrücke zweier Hände, die offensichtlich zur selben Person gehören. Dazwischen ist etwas, das einen stilisierten Zaun oder auch Raketen darstellen könnte. In Verbindung mit dem Titel könnte man es so verstehen, dass es undenkbar ist, diese Grenze zu überwinden. Welche Überlegungen stecken hinter diesem Bild und dem Albumtitel?

SERGEY SURKOV: Das Cover wurde von meinem besten Freund Maxim Zhokhov gemacht. Ich bin übrigens kein Fan davon, Cover und Albumtitel in Zusammenhang zu bringen... Max bekam von mir das Stichwort "Für den Frieden - Frieden". Die Abdrücke stammen von seinem Sohn Denis und das dazwischen sind Patronen eines Sturmgewehrs 44, aber es gab auch mal die Idee, dass es Raketen sein sollten. Der Albumtitel entstammt einem Buch über die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. "Operation Unthinkable" war der Name eines im Mai 1945 vom britischen Premierminister Winston Churchill in Auftrag gegebenen Kriegsplans, der die militärische Unterwerfung der damaligen Sowjetunion durch Großbritannien und die USA zum Ziel hatte.

BODYSTYLER: Wie geht Ihr für gewöhnlich beim Komponieren der Songs vor?

SERGEY SURKOV: Es gibt keinen genauen Plan, wie wir unsere Songs komponieren und es kann auch keinen geben. Die Musik ist einfach das Ergebnis, wenn unsere Gedanken, Erfahrungen und Vorstellungen zusammenfließen.

BODYSTYLER: Ihr scheint offensichtlich große Fans von Single-Veröffentlichungen zu sein, da Eure Diskographie in dieser Hinsicht schon sehr eindrucksvoll ist. Werdet Ihr dieses Format auch weiterhin in Ehren halten?

SERGEY SURKOV: Ja, wir haben wirklich viele Singles veröffentlicht und in diesem Zuge sind viele tolle Remixe entstanden. Mittlerweile denken wir jedoch, dass wir unsere Einstellung dazu verändern sollten und die Remixe werden in Zukunft wohl nicht mehr eine so große Rolle spielen. Wahrscheinlich wird es demnächst nur noch eine Kombination aus Single-Version, B-Seite und ein oder zwei Remixen geben.

BODYSTYLER: Was könnt Ihr mir über die Synthie-Szene oder auch der Independent Szene in Eurer Heimatstadt bzw. Eurem Land erzählen?

SERGEY SURKOV: Zunächst einmal finde ich, dass Begriffe wie Synthie-Pop oder Synthie-Szene heute gar nicht mehr richtig zutreffen. Durch die Entwicklung von VST (Virtual Studio Technology) beschäftigen sich heutzutage viele Leute mit Musik und hemmen damit die Entwicklung. Ich bevorzuge daher eher den Begriff "elektronische Musik". Er reflektiert besser, was wir machen. In unserer Gegend existiert durchaus eine Musikszene, aber es gibt kaum Entwicklung. Ich habe in den letzten zehn Jahren kaum etwas wirklich Neues gehört, nur Variationen des gleichen Themas. In unserer Stadt gibt es eigentlich nur Radiomun und uns.

"Dem Song ist es egal, welche Nationalität man hat, nur die Musik zählt."

BODYSTYLER: Darf ich fragen, was Ihr ansonsten beruflich macht? Stehen Eure Jobs in Verbindung mit der Musik?

SERGEY SURKOV: Beruflich machen wir beide etwas komplett anderes. Yuri ist Seefahrer und ich baue Möbel. (lacht)

BODYSTYLER: Gibt es Sänger, mit denen Ihr gerne mal zusammenarbeiten würdet? Nenne doch bitte mal ein paar realistische, aber auch unrealistische Wünsche!

SERGEY SURKOV: Interessante Frage. Was die realistischen Wünsche angeht, so würde ich gern die Zusammenarbeit mit Catrine Christensen (Softwave), Holger Müller (Ex-Starlane) und Patrik Hansson (Vanguard) fortsetzen. Unerreichbar wären wahrscheinlich Mark Hockings von Mesh oder Dave Gahan. Generell sind wir jedoch total offen für jegliche neue Stimmen.

BODYSTYLER: Hast Du Lieblinsgalben, die im Jahr 2017 veröffentlicht wurden?

SERGEY SURKOV: Um ehrlich zu sein, habe ich im letzten Jahr kaum Musik gehört. Vielleicht kann ich noch die Band X-O-Planet hervorheben, das war mal wirklich etwas Neues.

BODYSTYLER: Dankeschön für Deine Antworten! Letzte Worte?

SERGEY SURKOV: Bleibt uns treu und alles Gute an alle Leser. Peace - World!