Loewenhertz

Hertz an Hertz

10.10.2019 - Das Duo Loewenhertz geht kontinuierlich seinen Weg und bringt mit "Traumfaenger" das mittlerweile dritte Album an den Start. Getragen von den tollen Singles "Golden", "Seltsam" und "Unter Wasser" ist das Werk bestens dafür geeignet, Synthie-Pop-Fans selig zu machen. Ein erneutes Interview mit Alexander Pfahler und Andreas Scherer ist somit eine wahre Hertzensangelegenheit. Von: Torsten Pape

Image Pause im Treppenhause (Foto: Andreas Emmert)

BODYSTYLER: Euer drittes Album steht in den Startlöchern und das Video zur dritten Single ist abgedreht. Was sagt der Blick auf das Stimmungsbarometer? Hertzbeschwerden sollten gerade kein Thema sein, oder?

ALEX: Hallo Torsten. Erstmal recht herzlichen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Wir freuen uns immer wieder sehr, wenn eine Anfrage vom BODYSTYLER kommt. Klar, uns geht es super. und wir freuen uns sehr auf das Release von „Traumfaenger“. Wir haben lange an dem Album gearbeitet und sind mächtig stolz auf das Ergebnis. Ich glaube, uns ist da etwas Gutes gelungen. Der Videodreh zu unserer neuen Single „Unter Wasser“, die kurz nach dem Album erscheinen wird (VÖ am 1.11., das Video gibt es bereits schon am 25.10.), hat uns sehr viel Spaß gemacht. Die beiden Drehtage in Köln und den Niederlanden an der Nordsee waren wirklich etwas Besonderes. Wir hatten eine sehr tolle Stimmung am Set und ich hoffe, wir können diese zu unseren Fans übertragen.

BODYSTYLER: Das neue Album heißt "Traumfaenger" - haben Euch eher gute oder eher schlechte Träume zu diesem Titel inspiriert?

ANDI: Der Traumfänger im klassisches Sinn soll ja die bösen und negativen Träume abhalten. Wenn wir nur gute Träume hätten, dann hätte ja der Traumfänger nichts zu tun (lacht). Wir haben sehr oft eine melancholische Grundstimmung in unseren Liedern und Texten, von daher hatten wir eine gute Basis für den Albumtitel.

BODYSTYLER: Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, dass Ihr auf dem Cover keinen indianischen Traumfänger abgebildet habt, sondern Euch für ein viel klischeefreieres, eher mystisches und fantasieanregendes Bild entschieden habt. Was könnt Ihr zur Entstehung des Artworks erzählen?

ALEX: Genau das ist die Kunst, etwas nicht plakativ oder einfach wirken zu lassen. Für uns ist es nie in Frage gekommen, den Traumfänger als Symbol in unser Booklet einzuarbeiten. Das wäre einfach zu simpel gewesen und ein Traumfänger kann ja für vieles stehen. Wir haben uns, wie man sieht, für eine spezielle Form entschieden.

BODYSTYLER: Loewenhertz, Traumfaenger - wie kam/kommt es eigentlich zur offensichtlichen Vermeidung der Umlaute?

ANDI: Das ist eigentlich relativ schnell erzählt. Das "tz" in Loewenhertz steht für die physikalische Einheit Hertz (Frequenz) und soll den Bogen zur elektronischen Musik schlagen. Das "oe" ist angepasst an die Schreibweise im Internet. Das fanden oder finden wir eigentlich recht interessant. Das "ae" in Traumfänger haben wir dann einfach so adaptiert, damit es zu Loewenhertz passt.

BODYSTYLER: Ihr seid zwar ein Duo, aber an der Entstehung Eurer Songs sind weiterhin auch andere Leute beteiligt.Teilweise gab es diesbezüglich jedoch wieder ein paar Veränderungen bzw. Neuzugänge im Songwriterteam, so dass Ihr uns gern auf den aktuellen Stand bringen dürft.

ALEX: Wir sind sehr froh, dass wir so ein tolles Team um uns herum haben. Produziert haben das Album die Jungs von Motel Music. Wir sind sehr glücklich und stolz, dass wir zum ersten Mal ein ganzes Album mit einem Produzenten Team erarbeiten konnten. Das war auf den ersten beiden Alben noch nicht möglich. Als Partner im Songwriting dürfen wir auf Robin Felder und Felix Heldt zurückgreifen. Die beiden haben enorme Erfahrung und wir schätzen Ihre Unterstützung sehr. Robin Felder kennen wir seit der Zusammenarbeit mit Niels van Gogh. Seitdem erarbeiten wir viele Songs und Texte zusammen. Robin hatte schon sehr große Erfolge als Songwriter. Felix Heldt ist neu im Team und bildet mit Robin Felder ein geniales Team. Zusammen haben wir unter anderem "Golden", "Seltsam", "Right as Rain" und "Unter Wasser" gemacht. Ray Gorden möchte ich hier an dieser Stelle auch noch gerne erwähnen. Mit Ray verbindet uns seit mehreren Jahren eine Freundschaft und er arbeitet oft an Songs von uns mit oder produziert Tracks für Loewenhertz wie im Falle des Bonus Tracks auf "Traumfaenger" „Wenn der Mond die Sonne berührt“.

BODYSTYLER: Wie genau darf man sich denn die Entstehung eines Songs vorstellen, an dem die genannten Personen mitgewirkt haben? Gibt es da im Vorfeld bereits recht ausgefeilte Arrangements oder sind es am Anfang doch eher grobe Ideen und es folgt darauf ein Austausch mit Euch beiden, in dem die Songs sich nach und nach entwickeln?

ANDI: Es gibt hier kein spezielles Schema. Das kann unterschiedlich aussehen. In der Regel produziere ich ein Demo, schicke es Alex und er probiert, eine Gesangsmelodie zu finden. Wenn Alex eine Idee zu dem Demo hat, spielen wir uns den Ball hin und her. Ich produziere weiter und Alex fängt an, mit Robin Felder einen Text zu schreiben. Es kann aber auch sein, dass Robin und Felix sagen: „Hey Jungs, wir haben eine coole Idee zu einem Song, kommt doch mal vorbei, wir versuchen da was zusammen zu kreieren“. Ich glaube, unsere Songs klingen oft so vielschichtig, weil wir keinen eingefahrenen Prozess haben. Wir haben immer neue Ideen und sind für vieles offen.

"5000 Videostreams und 6500 Streams bei Spotify sind ein Anfang. Wobei wir bei Songs wie „Seltsam“ und „Gemeinsame Zeiten“ schon weit über 10.000 Streams erreicht haben."

BODYSTYLER: Im letzten Interview habt Ihr davon gesprochen, dass die deutschsprachigen Songs in Zukunft noch mehr Platz in Eurem Schaffen erhalten sollen. Nimmt man die reinen Albumtracks, ist nun genau das Gegenteil der Fall und nur in der Special Edition - mit Hilfe der Coverversionen - geht dieser Plan doch noch auf. Was hat Euch von noch mehr eigenen, deutschen Texten abgehalten?

ALEX: Jetzt hast du uns erwischt (lacht). Anscheinend hast du noch mal das letzte Interview gelesen, was wir für euch gegeben haben... Ich dachte, das ist schon so lange her, das weißt du bestimmt nicht mehr. Aber Spaß beiseite. Ich liebe es, deutsche Texte zu schreiben und auch dieses Mal hatten wir in der Vorprodukten einige deutsche Texte mehr am Start. Letztendlich haben es vier deutsche und sechs englische Songs auf das Album geschafft. Wir setzen uns keine Quote, sondern entscheiden rein über die Qualität des Songs. Unsere Fans haben aber auch einen Anteil an der Aufteilung der Songs. In den letzten Jahren haben wir sehr viele Rückmeldungen erhalten, dass unserer Hörer gerne beides hören wollen, Deutsch und Englisch. Von daher versuchen wir, eine gute Mischung zu bilden.

BODYSTYLER: Seit der Veröffentlichung von "Golden" begleitet mich dieser Track in regelmäßigen Abständen als wiederkehrender Ohrwurm, was meinen anfänglichen Verdacht bestätigt, dass es sich hier um einen perfekten Pop-Song handelt. Knapp 5000 Aufrufe des Videos sind für eine Szene-Band sicherlich sehr beachtlich, aber warum ist der Track Eurer Meinung nach noch nicht komplett durch die Decke gegangen? Was könnt Ihr zu seiner Entstehung erzählen?

ANDI: Danke für das Kompliment. Wir lieben "Golden" auch sehr und für uns ist das ebenfalls ein perfekter Pop Song, der auch in den deutschen Charts vertreten sein könnte. 5000 Videostreams und 6500 Streams bei Spotify sind ein Anfang. Wobei wir bei Songs wie „Seltsam“ und „Gemeinsame Zeiten“ schon weit über 10.000 Streams erreicht haben. Warum es dann nicht für „ganz oben“ reicht, wissen wir nicht. Ich glaube, wenn wir es wüssten, dann würden wir es sofort abstellen oder so machen, dass es funktioniert. Ich glaube, es ist aber schon mal sehr wichtig zu sehen, dass wir das Potential dazu haben. Wer darf das schon von sich behaupten? Wir arbeiten auf jeden Fall daran, dass uns mal der große Wurf gelingt. Dazu brauchen wir aber auch Glück und die Unterstützung der Leser und Hörer. Bitte verbreitet Loewenhertz so weit wie möglich. Ich sehe uns ein wenig wie damals Wolfsheim. Wolfsheim kamen über die „Szene“ auch zur breiten Masse. Vielleicht gelingt uns dieses Kunststück ebenfalls. Für uns wäre es im ersten Schritt aber wichtiger, mehr Live Präsenz zu zeigen. Wir haben immer noch keinen festen Promoter. Von daher haben wir auf dieser Position noch Luft.

BODYSTYLER: Eure zweite Single "Seltsam" beschreibt auf sehr gelungene Weise das quälende Gefühl von Leere und Ausweglosigkeit. Darf ich fragen, woher die Inspiration für dieses sehr ernste Thema kam?

ALEX: Die Basis zu unseren Songs ist das einfache Leben. Dinge, die wir beobachten, die uns selber passiert sind. Ich glaube, Loewenhertz sind so authentisch, weil der Hörer sich in unseren Texten wiederfindet. Jeder hat die Situation vielleicht schon selber mal erlebt und fühlt sich deshalb unseren Songs so verbunden. Ich liebe es, Songs über das Leben zu schreiben.

BODYSTYLER: "We regret" bietet einen Blick auf eine oft recht trostlos erscheinende Umwelt und scheint mal wieder ein Song zu sein, der anscheinend weniger mit persönlichen Befindlichkeiten oder zwischenmenschlichen Beziehungen zu tun hat. Welchen Denkanstoß wolltet Ihr mit diesem Text/Song vermitteln?

ANDI: Es stimmt, hier geht es nicht um zwischenmenschliche Beziehungen aber schon um Dinge, die man in der Umwelt beobachten können. Der Song bezieht sich auf die Fehler, die wir Menschen im Umgang mit unserer Umwelt machen. Es würde vielen Menschen gut zu Gesicht stehen, wenn Sie mehr Freude zulassen, aufeinander zugehen und nicht stumm vor sich her leben würden.

"Wenn wir nur gute Träume hätten, dann hätte ja der Traumfänger nichts zu tun..."

BODYSTYLER: Mit "Closer" habt Ihr erneut einen Song aus Eurer Zeit als L'Image an Bord, den es meines Wissens bis dato nur in einer Remixversion von DJ RAM gab. Wie kam es zu dieser
Ausgrabung und wird es jemals eine Chance geben, das ungeremixte Original zu hören?

ALEX: Richtig, das Original von „Closer“ ist immer noch unveröffentlicht. Es war am Anfang schon das Ziel, uns sehr nahe am Original zu halten. Wir sind dann aber wieder Richtung DJ RAM Remix gerutscht, weil wir den Mix immer noch klasse finden und neu aufleben lassen wollten. Das Original ist eher eine Midtempo-Nummer. Es wäre sicherlich interessant, mal eine CD zu veröffentlichen, auf der die Original Remixe, unveröffentlichte Demos oder Tracks zu hören sind. Da ist schon noch die ein oder andere Perle dabei, auch wenn damals meine Stimme noch nicht so weit war wie heute. Gerade in den 2000er Jahren haben wir viele Songs geschrieben, die wir nie veröffentlicht haben. Vielleicht wäre das mal eine Idee für unser Label Echozone...

BODYSTYLER: Als Bonus zum Album erhält man auf der CD Eure letzte EP "Vierklangdimensionen" dazu. Zunächst einmal ein dickes Kompliment für die Titelgebung! Außerdem habe ich mich besonders über das Lied "Wenn der Mond die Sonne berührt" gefreut, das leider immer etwas im Schatten der bekannten Single-Hits von Hubert Kah stand. Die ungewöhnlichste Auswahl ist aber wahrscheinlich die gute "Elisabeth". Wie seid Ihr denn (damals) auf die Dame gestoßen und warum habt Ihr Euch (heute) an sie erinnert?

ANDI: Hier sind wir sehr strukturell vorgegangen. Nachdem wir beide noch Bezug zur NDW-Zeit haben, sind wir zusammen die Szene Hits der 80er durchgegangen. Uns war dabei nicht wichtig, ob der Song ein Nummer 1-Hit war, sondern unsere Wertschätzung lag eher auf der musikalischen Ausrichtung des Songs und ob wir den Songs elektronisch neues Leben einhauchen können. Alex wollte gerne „Leuchtturm“ sowie „Dreiklangdimensionen“ probieren und meine Favoriten waren „Wenn der Mond die Sonne berührt“ und „Elisabeth“. Ich persönlich fand "Elisabeth" damals schon sehr gut und es war für mich fast ein Muss, diesen Song umzusetzen bzw. in die EP einzubauen.

BODYSTYLER: Bis dato stehen im Dezember leider nur zwei Livetermine an. Wird es weitere Möglichkeiten geben, Euch auf der Bühne zu erleben?

ALEX: Wir spielen am 6. Dezember in Hamburg im Waagenbau (Bands: Loewenhertz, Massiv in Mensch, Blume, Jan Revolution) und am 7. Dezember in Hannover in der Subkultur (Bands: Loewenhertz, Massiv in Mensch, Endanger). Ich hoffe, es kommen zahlreiche Besucher. Wie wir oben bereits erwähnt haben, würden wir gerne mehr live spielen. Leider fehlen uns noch die Angebote der Booker. Gerne richte ich nochmal einen kleinen Appell an alle Booker: Wir würden gerne mehr live spielen, also bitte kontaktiert uns. Gerne auch als Support. Wir sind bereit.

BODYSTYLER: Dann wünsche ich Euch in dieser Hinsicht und natürlich auch generell viel Glück und Erfolg!!!