Kælan Mikla

Ein erweitertes Klanguniversum im alten Spirit

06.10.2021 - „Unter kalten Nordlichtern“ ist ein Titel, der in vielerlei Hinsicht in Begeisterung versetzen könnte. Sei es in einem lukrativen Reiseangebot oder als Ankündigung einer neuen Mystery-Thriller-Serie. Märchenhaft wird es allerdings als Albumtitel einer Band, die sich nach dem Mumins Cartoon-Wesen Kælan Mikla benannt hat und eine konstante Leuchterscheinung in der dunkel-alternativen Szene ist. Von: Frank Stadtler

Image Kælan Mikla bieten eine schützende Zuflucht (Foto: Dean Wallflower)

BODYSTYLER: Hallo und Glückwunsch zu Eurem neuen Album „Undir Köldum Norðurljósum“, das perfekt gelungen ist. Euer Konzert in Berlin zusammen mit Alcest & Birds in Row war mein letztes in der Normalität vor der Pandemie. Trotz der massiven Einschränkungen für alle wart Ihr für mich aber immer präsent sowohl durch Eure Online-Konzerte als auch Updates aus dem Studio. Könnt Ihr schildern, wie Ihr rückblickend diesen Zeitraum seht, Ihr mit der Situation umgegangen seid und wie sie Euch sowohl als Musiker*innen als auch privat beeinflusst hat?

KÆLAN MIKLA: Hallo und vielen Dank! Während der Pandemie, die direkt nach unserer Tour mit Alcest und Birds in Row begann, wurden all unsere geplanten Shows natürlich abgesagt. Aber wir haben die Situation wirklich ausgenutzt, indem wir uns tief in die Studioarbeit stürzten und viel mehr Zeit verwenden konnten, um an unserem Album zu arbeiten, als es unter normalen Umständen der Fall gewesen wäre. Bei allen Schwierigkeiten durch die Pandemie war dieser Aspekt zu unseren Gunsten. So gesehen erlaubte uns die Tourpause eine beträchtliche Weiterentwicklung sowohl als Band als auch im individuellen Bereich.

BODYSTYLER: Ihr präsentiert Euch auf Eurer neuen Veröffentlichung musikalisch reifer und verbessert und habt zusätzlich zu Eurem gewohnten Stil neue Einflüsse aufgenommen. Wie ist dieser Prozess vonstatten gegangen?

KÆLAN MIKLA: Das hat definitiv mit dem erwähnten persönlichen Wachstum während der Pandemie zu tun. Wir haben außerdem mit einem sehr guten Produzenten namens Barði Jóhannsson zusammen gearbeitet, welcher uns die Möglichkeit gegeben hat, dieses Album zu unserem bisher komplexesten und professionellsten Werk zu gestalten, indem uns erlaubt wurde unsere Musik wirklich im vollen Umfang auszudrücken. Unser Sound entwickelt sich ständig weiter und wir setzen uns nie Grenzen.Wir lieben es, Neues auszuprobieren, unser Klanguniversum zu erweitern und dabei unserem Spirit treu zu bleiben.

BODYSTYLER: Ich denke, dass die meisten Eurer bisherigen Fans Euren musikalischen Weg begeistert mitgehen und eine Menge neue hinzukommen. Trotzdem gibt es vereinzelte Personen, denen Ihr nicht mehr dark bzw underground genug seid und die teilweise sehr persönlich darauf reagieren. Wie geht ihr mit Kritik um und wie stark ist Euer musikalisches Schaffen von Erwartungshaltungen der Hörer*innen beeinflusst?

KÆLAN MIKLA: Natürlich kann man es nie allen recht machen, aber in erster Linie schreiben wir Musik für uns selbst. Deshalb ist es in dieser kreativen Phase unser rein persönlicher Ausdruck. Wir freuen uns über alle Zuhörer*innen und alle unsere Alben werden sich musikalisch voneinander unterscheiden. Es ist gut so, dass manche unsere aktuelle Musik mehr mögen während andere die alten Sachen bevorzugen, so bekommt jedes unsere Alben die Liebe, die es verdient. Die Hörer*innen favorisieren immer unterschiedliche Werke und das trifft wohl auf alle musikalische Projekte zu, welche sich nicht durchgehend auf einen Stil festlegen.

BODYSTYLER: Für mich persönlich ist in einer alternativen Szene soziales und politisches Bewusstsein eng mit der Musik verbunden. Dazu gehört für mich auch der Antispezismus. Ich weiß, dass Sólveig vegan lebt. Laufey und Margrét ebenfalls? Wie ist Eure Ansicht dazu? Welche sozialen und politischen Themen sind Euch wichtig und wie groß ist dieser Einfluss auf Eure künstlerische Arbeit?

KÆLAN MIKLA: Wir stehen alle für Veganismus, Feminismus, Antirassismus und Umweltschutz. Unsere Songs sind nicht wirklich politisch, aber wir haben viele lyrische Themen über die Kraft und Schönheit der Natur und hoffen, dass dies die Menschen dazu bringt, die Bedeutung des Schutzes unseres Planeten zu erkennen.

"Wir haben viele lyrische Themen über die Kraft und Schönheit der Natur und hoffen, dass dies die Menschen dazu bringt, die Bedeutung des Schutzes unseres Planeten zu erkennen."

BODYSTYLER: Eure Texte beinhalten sowohl Metaphern zu Sagenwelten, heidnischer Mythologie und Naturverbundenheit als auch Einblicke in eine persönliche Gefühlswelt. Gibt es unterschiedliche Heransgehenweisen beim Schreiben dieser, sei es zur Selbstheilung, Erzählung oder Gedankenspiel? Haben sich die Themen auf dem neuen Album gewandelt bzw. erweitert?

KÆLAN MIKLA: In vielen unserer Texte geht es um psychische Gesundheit und Gefühle und sie sind ebenso ein emotionales Ventil für uns als auch etwas für Menschen, die darin eine schützende Zuflucht suchen. Wir lieben es aber auch, eine bilderreiche Märchenwelt für unsere Songs zu erschaffen. Wir lassen uns von der Natur und Folklore inspirieren, aber kreieren unsere eigenen Geschichten daraus. Auf dem aktuellen Album geht es zwar teilweise immer noch um die Erforschung der Seele, aber der Fokus liegt auf dem Erzählen von Geschichten und einem märchenhaften Universum. Wir haben Lieder über Hexen, Meerjungfrauen und sogar über das Fliegen in den Weltraum.

BODYSTYLER: Ihr wurdet in der Vergangenheit von Robert Smith persönlich eingeladen auf dem The Cure-Jubiläumsfestival zu spielen. Jetzt da er Euch im Auge hat und eine Bassist*in-Stelle in seiner Band freigeworden ist, habt Ihr keine Angst, dass er Euch Margrét wegschnappt?

KÆLAN MIKLA: Haha, das würde uns tatsächlich sehr stolz machen, aber wir hoffen, dass sie auch weiterhin auf unabsehbare Zeit für uns spielt.

BODYSTYLER: Neben der Musik hat auch das Visuelle einen sehr großen Einfluß auf Eure Kunst. Wie entstehen da die Ideen für Videos, Albencover und Outfit? In diesem Zusammenhang, würdet Ihr Kinnat Sóley als viertes Bandmitglied bezeichnen?

KÆLAN MIKLA: Ja, wir könnten sie das vierte Mitglied nennen, da sie im visuellen Bereich, welcher fast so wichtig wie die Musik ist, sehr eng mit uns zusammenarbeitet. Wir lieben es auch, mit anderen talentierten Leuten zusammenzuarbeiten - Modedesignern*innen, Illustratoren*innen und Videokünstlern*innen. Es ist uns wichtig, an jeder Umsetzung unserer Kunst einen großen Anteil zu haben, damit unser visuelles Universum Wirklichkeit wird.

BODYSTYLER: Neben Kælan Mikla kreiert Ihr noch sehr viele andere Dinge. Sólveig betreibt neben Ihrer Solo-Karriere mit Kinnat noch das Magzin und Plattenlabel Myrkfælni. Laufey singt bei Ryba und es wird gemunkelt, dass sie auch unter einer Maske des Projektes Madonna + Child steckt. Was sind die Neuigkeiten aus diesen Projekten und habe ich welche vergessen?

KÆLAN MIKLA: Unsere Nebenprojekte wurden für die Entstehung dieses Albums auf Eis gelegt, aber wer weiß, was kommt, wenn dieses Kapitel einmal in die Welt getragen wurde. Maggy ist in Island vor kurzem einem neuen Projekt beigetreten, das sich Flesh Machine nennt und wir sind sehr gespannt darauf mehr davon zu hören.

BODYSTYLER: Und was sind die Zukunftspläne für Kælan Mikla? Können sich die deutschen Fans in absehbarer Zeit auf Konzerte von Euch freuen, sofern es die Umstände zulassen?

KÆLAN MIKLA: Noch ist nichts in Stein gemeißelt, aber aber wir hoffen, nächstes Jahr mit dem neuen Album in Kontinental-Europa zu touren. Hoffentlich im nächsten Frühjahr, wenn die Umstände es zulassen.

BODYSTYLER: Ich bedanke mich für Eure Antworten.Gibt es noch etwas, was Ihr unseren Leser*innen mitteilen wollt?

KÆLAN MIKLA: Vielen Dank, denkt an die Veröffentlichung von „Undir Köldum Norðurljósum“ am 15.Oktober.