Solar Fake

Berliner Schattenspiele

10.10.2021 - Am 2.10.2021 hatte ich die Ehre und das Vergnügen am Berliner Shadowplay-Event teilzunehmen. Der Shadowplay-Fanclub ist ein einzigartiger Zusammenschluss von Anhängern der Bands Dreadful Shadows, Zeraphine und Solar Fake, deren Gemeinsamkeit ihr Frontmann Sven Friedrich ist. Dieser exklusive Samstag im Oktober stand jedoch ganz im Zeichen der Electro-Formation Solar Fake. Von: Torsten Pape

Image Impressionen (Foto: Ronny Zeisberg / Christiane Fitzon / Marko Jakob)

Als Veranstaltungsort hatte man sich für das kultige Kesselhaus in der Kulturbrauerei entschieden und dieses ursprünglich bereits für den 29.1.2021 gebucht. Leider musste der Event jedoch verschoben werden und auch die anfänglich geplante Form wurde noch einmal angepasst. So waren für den lauen Herbstabend nun ein Live-Podcast, zwei Vorbands (Caleidoscop und Rome) sowie ein Akustik-Set mit anschließendem Electro-Set angekündigt, aber auch hier sollte anscheinend nicht jeder Plan Bestand haben. Am Ende wurde der Abend trotz einiger Widrigkeiten für alle Beteiligten doch noch zu einem einmaligen wie unvergesslichen Ereignis und man blickte nach mehr als sechs Stunden in ausschließlich zufriedene bis erschöpfte Gesichter.

Wir haben uns dafür entschieden, diese tolle und perfekt organisierte Veranstaltung gemeinsam mit Sven in Form eines Interviews Revue passieren zu lassen. Zusammen mit dem mittlerweile online befindlichen Podcast sowie den zahlreichen Fotos und Videos im Netz, sollte ein umfangreicher Eindruck vermittelt werden und vielleicht bekommen ja sogar noch mehr Fans der genannten Gruppen Lust darauf, Mitglied im Shadowplay-Club zu werden. Es lohnt sich.


BODYSTYLER: Nach langer Pause finden seit diesem Sommer endlich wieder Solar Fake-Konzerte statt. Wie war das für Euch? Wart Ihr noch nervöser als sonst? Kann man als gestandener Musiker durch so eine Zwangspause eigentlich aus der Übung kommen?

SVEN FRIEDRICH: Ehrlich gesagt, hab ich mir vor den ersten Konzerten im Juli diesbezüglich schon einige Sorgen gemacht. Eine Liveperformance steht ja immer auf einer Basis, wo Du nicht groß über Songabläufe oder z.B. die Gesangstechnik nachdenken musst. Einfach, weil Du diese grundlegenden Sachen ständig in der ‚Extremsituation Konzert‘ trainierst. Dadurch kann man voll in der Musik aufgehen, manchmal ein bisschen improvisieren, die Gesangslinien minimal variieren und toll mit den Leuten interagieren. Ich war mir ehrlich gesagt nicht so sehr sicher, dass diese Basis wirklich noch da ist, denn im Proberaum oder daheim kann man so etwas nicht üben. Glücklicherweise war alles noch da, aber die Aufregung vor den ersten beiden Konzerten nach so langer Zeit schon extrem.

BODYSTYLER: Der Shadowplay Event war bereits für Anfang 2021 geplant, damals noch als zweiteilige Show. Bitte erkläre das ursprüngliche Konzept und warum es in Berlin dann doch „nur“ eine Show mit Podcast und Vorband gab.

SVEN FRIEDRICH: Im ursprünglichen Konzept, das mit der Stadt abgesprochen war, durften nur etwas mehr als 100 Leute in einem geschlossenen Raum dieser Größe sein. Mit ca. 110 Tickets hätte dieses Event niemals finanziert werden können, denn es kostet ja trotzdem alles viel Geld (Miete der Location und der Anlage, Personal, Crew, Hotels für anreisende Musiker…). Das kann man mit 100 Leuten im Kesselhaus keinesfalls stemmen, trotz des hohen Eintrittspreises, zumal der Bedarf auch deutlich größer war. Also haben wir überlegt, zwei identische Konzerte hintereinander zu spielen, um so immerhin 220 Leute einlassen zu können. Wir hätten dann jeweils 30 Minuten Podcast gemacht und ein langes Acoustic-Konzert gespielt. Im Januar 2021 waren dann allerdings wieder jegliche Veranstaltungen untersagt und wir mussten umplanen. Nachdem der neue Termin gefunden war, blieb das Hygienekonzept aufgrund der Auflagen mit ca. 110 Zuschauern ziemlich lange bestehen, bis es dann relativ kurzfristig Lockerungen gab und der Fanclub beide Konzerte zusammenlegen und sogar noch ein zusätzliches Kartenkontingent verkaufen konnte. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, sowohl noch weitere Künstler einzuladen, als auch ein Electro-Set an das geplante Acoustic-Set anzufügen sowie den Podcast in einem Stück aufzunehmen.

BODYSTYLER: Das Kesselhaus war bis dato schon mehrmals Schauplatz von Konzerten Deiner Bands. Welche Erinnerungen verbindest Du mit diesem Veranstaltungsort und warum fiel die Wahl dieses Mal wieder auf diese tolle Location?

SVEN FRIEDRICH: Das Kesselhaus war eine der wenigen Locations in Berlin, die während der doch strengen Auflagen wirklich Lust hatten, etwas zu machen, wobei der wirtschaftliche Gewinn nicht unbedingt im Vordergrund stand, sondern eben das ‚machen‘. Es ist eine wirklich tolle Location und viele tolle Bands haben dort schon gespielt. Ich kann mich natürlich auch noch an alle Auftritte erinnern, die wir vor allem mit den Dreadful Shadows dort hatten. Ich denke, am beeindruckendsten waren wohl die beiden Abschiedskonzerte im Jahr 2000, aber auch die Releaseparty zu „Beyond the maze“ (wenn ich nicht doch gerade etwas durcheinanderbringe) war sehr beeindruckend.

BODYSTYLER: Da bringst Du nichts durcheinander. Die Release-Party fand dort im Februar 1998 statt (Vorband: Impressions Of Winter).
Wurde eigentlich die Entscheidung, dass alle Besucher, egal ob geimpft oder genesen, einen tagesaktuellen Test mitbringen mussten von Euch oder dem örtlichen Veranstalter getroffen? Wie wichtig sind Euch diese Hygienekonzepte?

SVEN FRIEDRICH: Ich glaube, diese Entscheidung kam vom Fanclub-Vorstand, denn es sollten einfach alle Anwesenden so sicher sein, wie es der Stand der Wissenschaft im Moment zulässt, ohne jemanden auszugrenzen. Ich denke, es ist auch für Geimpfte und Genesene kein großes Problem, einen kostenlosen Test zu machen, wenn man dafür dann im Saal recht ausgelassen feiern kann. Wohin die Reise da in Zukunft geht, werden wir sehen.

BODYSTYLER: Erzähle doch bitte etwas über Euren Fanclub Shadowplay. Wie lange gibt es ihn schon, wie hat er sich über die Jahre entwickelt und was macht ihn so einzigartig?

SVEN FRIEDRICH: Den Shadowplay Fanclub gibt es tatsächlich schon seit den 90er Jahren zu DS-Zeiten. Damals waren ja die Kommunikationsmöglichkeiten mit den Fans noch sehr begrenzt. Wir haben seinerzeit auch schon mit dem Fanzine angefangen, das noch in einem Copyshop kopiert wurde. Und ich glaube, wir haben auch mal ein Demotape mit verschickt. Letztlich hab ich das damals alleine gemacht, es wurde aber schnell viel zu viel und ich habe das an einen Freund übergeben, der sich dann darum kümmerte. Als der sich dann selbstständig gemacht hat, wurden weitere Fanclubleiter gefunden, das Fanzine wurde mit der Zeit immer umfangreicher, aber den größten Schritt in Sachen Professionalität gab es dann mit dem aktuellen Vorsitzenden des inzwischen eingetragenen Vereins, Lars. Er hat das Fanzine auf ein völlig neues Level gehoben und entwickelt es gemeinsam mit verschiedenen Leuten immer weiter. Seitdem gibt es zu dem jährlich erscheinenden Fanzine immer tolle und exklusive Gimmicks dazu, es werden viele Events organisiert, so gut wie jährlich ein Großes mit Konzert wie im Kesselhaus, aber auch zwischendurch bei Festivals oder rund um unsere Konzerte gibt es immer mal kleinere Treffen der Mitglieder, mal mit und mal ohne die Band. Manchmal gibt es auch DVDs von den Events und z.B. das 2019 erschienene Cover-Album von Zeraphine gibt es exklusiv nur für Fanclub-Mitglieder.

BODYSTYLER: Am Merchandise-Stand gab es so tolle Dinge wie ein Regencape namens „Be my rain“ (Zeraphine), ein Sport-Shirt („Team Solar Fake“) sowie wunderschön designte Ketten. Wer ist eigentlich für die Ideen und die Umsetzung verantwortlich und wann kommen endlich die (Metall-)Tassen (zwinkert)?

SVEN FRIEDRICH: Unser Merchandise entwerfe ich selbst, ich mache auch teilweise Designs für die Sachen des Fanclubs. Das Regencape war beispielsweise so ein Gimmick zu einem Fanzine, das Laufshirt war eine Idee von einem Podcast-Hörenden, den Schmuck stellt unsere Backlinerin Anja in Handarbeit her, das sind also alles Unikate. Ja, und die Tassen gehe ich dann an, wenn wir mal absehbar wirklich unsere Tour beginnen können (zwinkert)...

BODYSTYLER: Ihr habt mittlerweile über 60 Folgen eures Podcasts „We talk. Who cares?“ an den Start gebracht. Wie gestaltete sich der Einstieg in dieses neue Betätigungsfeld und wie ist die Idee überhaupt entstanden?

SVEN FRIEDRICH: Das kam durch den Lockdown. Uns sind natürlich viele Konzerte und Festivals weggefallen und da muss man sich ja überlegen, wie man mit den Fans in Kontakt bleiben kann. Ich fand so Videosessions, wo wir dann unsere Songs mit Western-Gitarren trällern irgendwie lame und echt nicht spannend. Für Videotalks ist meine Internetverbindung zu langsam und außerdem muss man sich da ja immer zurecht machen und ist durch Kameras auch irgendwie gehemmt. Da ich zu der Zeit gerade angefangen habe, viele Podcasts zu hören, fand ich das eine tolle Möglichkeit. Zumal die Umsetzung auch technisch nicht so arg kompliziert ist, obwohl wir ja sehr weit voneinander entfernt wohnen. Ich habe die Idee dann meinen Bandkollegen vorgestellt und wir haben das dann einfach mal ausprobiert und hatten dabei sehr viel Spaß…

BODYSTYLER: Wie hat sich das Konzept über die Zeit entwickelt und was ist Euer Rezept für stetig spannende Fortsetzungen? Wie viel Konzept, wie viel Spontanität und wie viel Wahnsinn ergeben am Ende eine gute Sendung?

SVEN FRIEDRICH: Der Podcast kam eigentlich sofort sehr gut an. Es war für uns so ein wenig der Ersatz für unser Gequatsche im Tourbus, wenn wir zu einem Konzert fahren. Denn ungefähr so hört sich das tatsächlich an. Ein Konzept hatten wir am Anfang gar nicht. Also haben wir die Leute gebeten, Fragen an uns zu stellen. Das hat super funktioniert, denn so hatten wir immer etwas zu reden. Durch die Interaktion mit unseren Hörenden kamen dann noch weitere Rubriken dazu, wie z.B. die Schnellrunden (eine ODER-Frage zu der jeder von uns relativ schnell was sagen muss) oder ‚Ohrenbluten‘, unsere Rubrik, in der wir die aktuellen (erweiterten) Top3 der deutschen Albumcharts besprechen. Wir haben auch immer mal Musiker-Gäste dabei, die wir gut kennen und die in unser Chaos passen. Wir haben bis heute eigentlich nur ein grobes Konzept-Gerüst. Das sind die Fragen oder Kommentare, die per Email reinkommen und der jeweilige Ohrenbluten-Beitrag. Aber wir sprechen uns im Vorfeld nie irgendwie ab, das ist alles sehr spontan.

BODYSTYLER: Wer ist eigentlich auf die Idee des Live-Podcasts im Kesselhaus gekommen und wie hat sich die Umsetzung für Euch angefühlt? Gab es Eurerseits Erwartungen bzw. Befürchtungen und seid Ihr selbst mit dem Ergebnis zufrieden?

SVEN FRIEDRICH: Die Idee hatte wieder ich, eigentlich war das aus der Not heraus geboren, da wir im Kesselhaus durch die ursprünglich geplanten Doppelshows keine Zeit für einen weiteren musikalischen Act hatten. So was ist schwierig, man ist ja nicht immer gleich gut drauf und natürlich ist die Situation völlig anders, wenn du auf einmal auf einer Bühne sitzt und Dich hunderte Augenpaare ansehen und irgendwas Lustiges erwarten. Zum Glück hat das gut funktioniert und der Podcast ist echt ganz gut geworden. Aber wir sind ja keine Comedians oder so… Wir haben kein Programm oder vorher überlegte Witze oder so was… Wenn Dein Konzept so arg auf Spontanität basiert, macht es einem schon einige Kopfschmerzen im Vorfeld, weil man sich natürlich ausmalt, was alles schief gehen kann. Aber es hat Spaß gemacht und das Ergebnis war besser, als es sich in dem Moment selbst angefühlt hat (zwinkert)

BODYSTYLER: Ihr seid auf viele der eingereichten Fragen eingegangen, habt aber auch einige umgangen oder nur zum Teil beantwortet. Welche Eigenschaft sollte eine Frage besitzen, um Euch zu einer Beantwortung zu verführen? Wo liegen die thematischen Grenzen? Immerhin habt Ihr Euch sogar mit Fußpflege beschäftigt oder selbst auf Fragen wie „Was wäre, wenn Ihr eine Frau wärt und wie würdet Ihr dann heißen?“ geantwortet…

SVEN FRIEDRICH: Also grundsätzlich versuchen wir, alle Fragen zu beantworten und werden die umgangenen Fragen auch in den kommenden Folgen noch ansprechen. Aber jeder von uns kann eine persönliche Grenze ziehen, die dann nicht überschritten wird. Bei mir ist das beispielsweise mein genauer Wohnort. Ansonsten haben wir schon wahnsinnig viel Persönliches preisgegeben, aber auch schon darüber gesprochen, wie sich das für uns anfühlt… Beim Live-Podcast wollten wir keine zu ernsten Fragen dabeihaben, deshalb haben wir da einige übersprungen. Normalerweise schauen wir schon, dass wir eine gute Mischung an Fragen beantworten. Natürlich machen absurde Sachen am meisten Spaß, aber irgendwie fällt uns zu allen möglichen Themen immer eine relativ absurde Geschichte ein. Ein Musikerleben, das nun schon 30 Jahre andauert, hat doch viel zu bieten…

BODYSTYLER: Leider musste Euer Pianist Dirk Riegner kurzfristig absagen, was Euch um einen Supportact, aber auch um große Teile Eures Akustik-Sets gebracht hat. Immerhin habt Ihr aber noch vier Songs wieder auf die akustischen Beine stellen können. Beschreibe doch bitte, warum Euer Set so sehr von Dirk abhängt und warum sein Ausfall letztendlich kaum zu kompensieren war? Welche und wie viele Stücke hattet Ihr einstudiert?

SVEN FRIEDRICH: Wir hatten ursprünglich ein Set von 80 Minuten geplant und geprobt. Dirk ist bei den Acoustic-Sachen eigentlich die absolute Basis. Diese Versionen kommen ja von den Bonus-CDs, die unseren Fan-Boxen seit dem Album „Another Manic Episode“ beiliegen. Darauf finden sich Versionen der Album-Tracks, die größtenteils nur aus Piano und Gesang bestehen. Darauf aufbauend haben wir 2017 eine ganze Acoustic-Tour gespielt und im letzten Jahr in München zum ersten Mal in neuer Form und Besetzung ein volles 90-minütiges Acoustic-Konzert gespielt und in diesem Jahr wieder. Das Piano ist also das Zentrum der musikalischen Arrangements und wenn das wegfällt, ist es fast so, als wäre der Gesang weg. Unser Gitarrist Norman (von Dreadful Shadows & Zeraphine) hat sich dann die Nacht um die Ohren geschlagen und in einigen Songs seine Gitarrenparts so umgeschrieben, dass sie teilweise das Piano ersetzen können. Wir hatten leider nur kurz Zeit, um beim Soundcheck ein paar Sachen anzuspielen. Dabei sind direkt noch ein paar Songs weggefallen, aber immerhin haben wir es noch auf vier Stücke gebracht, die wir in der Form spielen konnten. Da hat uns Norman quasi gerettet, ohne ihn hätten wir den ganzen Acoustic-Teil weglassen müssen. Zum Glück hatten wir für unser Electro-Set gerade durch die Doppelkonzerte in Dresden und Leipzig, bei denen wir jeweils ein Konzert mit raren Songs und Coverversionen und ein Konzert mit den neuen Songs und den Hits hintereinander gespielt haben, so viele Songs drauf, dass wir wenigstens ein sehr außergewöhnliches Electro-Set spielen konnten.

BODYSTYLER: Wie kam der Kontakt mit Jérôme Reuter (Rome) zustande, wie habt Ihr ihn spontan zu einem längeren Set überreden können und was unterscheidet Euren Soundcheck von dem seinen?

SVEN FRIEDRICH: Der Kontakt kam über Lars zustande. Ich kannte Jérôme vorher nicht persönlich, schätze aber seine Musik sehr und war wirklich froh, als ich (übrigens während der Aufzeichnung unseres 60. Podcasts) erfahren habe, dass er dabei sein wird. Und mit dem Soundcheck spielst Du sicher auf Andrés Kommentar im Podcast an… Naja, unser Soundcheck war natürlich sehr unübersichtlich, wir mussten zuerst unser Electro-Set checken, dann das Acoustic-Set, von dem wir während des Soundchecks ja überhaupt erst eine Ahnung bekommen haben, ob und was da evtl. gespielt werden könnte… Insofern war das schon sehr chaotisch. Außenstehende hätten sicher gedacht, dass wir während der Show nicht einen Song hinbekommen, aber wir sind ja sehr gut miteinander eingespielt und wissen, wie wir was machen müssen.

BODYSTYLER: Mit Eurem gut zweistündigem Electro-Set habt Ihr das Publikum von Anfang an mitgerissen und alle Anwesenden an Ihre Schweißgrenzen gebracht. Angesichts der coronabedingten Begrenzung der Zuschauerzahl war das bestimmt auch kein Selbstläufer, aber wie Du sehr richtig bemerkt hast, hatte man so wenigstens mal ausreichend Platz zum Tanzen… Wie habt Ihr das Überspringen des Funkens und das Konditionswunder auf Seiten der Fans von oben erlebt?

SVEN FRIEDRICH: Ich muss mal ein riesiges Lob an unsere Fans loswerden. Ich habe das wirklich bei noch keiner Band erlebt, dass wirklich jedes Konzert ab Sekunde 1 zu einer Mega-Party wird. Alle, ob vor oder auf der Bühne, gehen immer an ihre physischen Grenzen und geben alles, vergessen alles um sich herum, das ist derart beeindruckend… Ich bin jedes Mal völlig sprachlos und überwältigt von der Energie und der Liebe, die wir vom Publikum zurückbekommen. Ich habe seit Jahren kein SF-Konzert mehr erlebt, wo das anders war und bin wirklich wahnsinnig dankbar dafür. Und es ist wirklich kein plattes Geschleime, wenn ich sage, dass wir die besten Fans der Welt haben. Ich meine das absolut ernst und bin wirklich stolz auf unsere großartigen Fans, die wir überall auf der Welt haben.

BODYSTYLER: Schon seit den Tagen der Dreadful Shadows sind Coverversionen fester Bestandteil Eurer Veröffentlichungen, aber auch der Live-Sets. An diesem Abend stammten sogar fast ein Drittel der Songs aus fremden Federn, was die Stimmung zusätzlich anheizte und für reichlich Abwechslung sorgte. Warum ist Euch diese Mischung aus eigenen Songs und Fremdkompositionen so wichtig und wie geht Ihr an die Auswahl neuer Cover-Kandidaten heran?

SVEN FRIEDRICH: Naja, eigentlich spielen wir auf normalen Konzerten nur eine, maximal zwei Coverversionen. Hier wollten wir etwas Besonderes bieten und da wir wie gesagt durch die Doppelshows gerade so viele Covers spielen konnten, haben wir einige ins Set eingebaut, die man normalerweise schon lange nicht mehr live hören kann. Wenn es darum geht, einen Song als Cover auszusuchen, passiert das meist spontan. Irgendwo höre ich einen Song und denke, dass der doch gut im SF-Sound klingen könnte. Dann probiere ich das aus und wenn es dann tatsächlich funktioniert, versuche ich eine Freigabe für meine Version zu bekommen. Und wenn das dann auch noch klappt, kommt er aufs nächste Album.

BODYSTYLER: Wie habt Ihr den Abend nach dem Konzert ausklingen lassen und wann ging (geht?) es für Dich zurück nach Spanien?

SVEN FRIEDRICH: Also der Abend war für uns schon echt anstrengend, daher haben wir keine große Party danach gefeiert. Es muss ja auch immer noch alles abgebaut und verpackt und ins Auto geladen werden, wofür wir zum Glück eine tolle Crew haben. Aber wir haben noch eine kleine Autogrammstunde mit den Fans gemacht, das gab es ja auch zuletzt bei unseren normalen Konzerten Anfang 2020… Zudem gab es auch für die lokale Crew des Kesselhauses einen Feierabend, den wir nicht unnötig hinauszögern wollten… Also alles ziemlich gesittet. Mittlerweile bin ich wieder in Spanien.

BODYSTYLER: Es stehen schon bald die nächsten Konzerte an. Was darf man da konkret erwarten?

SVEN FRIEDRICH: Zunächst sind wir ins Line-Up des Plage Noire-Festivals gerutscht, weil dort einige Bands absagen mussten. Das ist natürlich toll für uns und da wir auf der mittleren Bühne die Headliner-Position haben, können wir sogar ein recht langes Set spielen. Ein bisschen blöd ist es natürlich, dass es immer Überschneidungen gibt, bei uns z.B. mit Front 242, aber da wir musikalisch ja schon einigermaßen weit von Front weg sind, ist es für die Leute hoffentlich nicht so schlimm. Dann kommt ein Konzert in Görlitz am 13.11. Das ist eigentlich noch von unserer letzten Tour übrig und musste mehrfach verschoben werden. Wir hoffen, dass dem nun nichts mehr im Wege steht, aber natürlich werden wir nicht das Programm unserer letzten Tour spielen, sondern eine gute Mischung inkl. der Songs vom neuen Album. Und dann haben wir am 04.12. noch ein Doppelkonzert in Oberhausen. Also zwei Konzerte an einem Abend, wie in Dresden und Leipzig. Das erste Konzert sind Cover und rare Songs, das zweite Konzert Songs von „Enjoy Dystopia“ und die Hits. Im nächsten Jahr sollte es dann mit Tour-Konzerten losgehen und es stehen einige Festivals an. Außerdem planen wir unsere 2. USA Tour… Es gibt also viel zu tun und wir freuen uns auf alles, was stattfinden kann.

BODYSTYLER: Das aktuelle Album ist zwar erst im Februar erschienen, aber Ihr seid doch bestimmt schon wieder mit neuen Ideen schwanger, oder? Kann denn schon irgendetwas Appetitanregendes verraten werden?

SVEN FRIEDRICH: Noch nicht wirklich. Es gibt schon einige Ideen, aber ich hatte bisher noch nicht wirklich die Zeit, mich ranzusetzen. Aber das geht sicher auch bald los.

BODYSTYLER: Vielen Dank noch einmal für den wunderbaren Abend und die spannende, schnelle sowie ausführliche Beantwortung der Fragen.

SVEN FRIEDRICH: Sehr gern und jederzeit wieder!

SETLIST

Akustik-Set:

01. I Don't Want You In Here
02. Not What I Wanted
03. The Pages
04. Join Me In Death (HIM Cover)

Electro-Set:

01. Fuck You (Archive Cover)
02. Under Control
03. Reset To Default
04. Creep (Radiohead Cover)
05. All The Things You Say
06. I Dont Want You In Here
07. This Pretty Life
08. Such A Shame (Talk Talk Cover)
09. You Need The Drugs (Westbam Cover)
10. Invisible
11. Gods And Monsters (Lana Del Rey Cover)
12. I’d Rather Break
13. Implode
14. Not What I Wanted
15. Es geht dich nichts an
16. More Than This
17. The Pain That Kills You Too
18. Its Who You Are
19. Observer
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20. Sick Of You
21. One Step Closer (Linkin Park Cover)
22. I Despise You
23. Stay
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24. Papillon (Editors Cover)
25. Where Is My Mind (Pixies Cover)
26. Where Are You?
27. Wish Myself Away