DJ Elvis

Perspektivischer Blick auf das aufregende Leben als DJ, Veranstalter und Booker

24.10.2021 - DJ Elvis ist DJ, Veranstalter und Booker. Mit Sascha Israel zusammen bildet er das Memphis-Team. Elvis gab in unserem Interview viele interessante Details über seine Zeit während der Pandemie und die bisherige Geschichte des Memphis-Teams preis. Auch gewährte er einen Einblick in seine Arbeit als Live- und Radio-DJ. Von: Roman Golub

Image DJ Elvis (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Das Memphis-Team sind Sascha Israel und du und Ihr richtet folgende Eventreihen aus: Ultimate 80s, 90s No limit, 90´s Reloaded, Sleepwalker Night und Depeche Mode-Parties. Wie ist es zur Gründung gekommen und wie ist bei euch die Arbeitsteilung geregelt? Auf welche Historie kann das Memphis-Team zurückblicken? Wie koordiniert und organisiert ihr die verschiedenen Parties?

DJ ELVIS: Sascha und ich sind seit über 30 Jahren befreundet und wir arbeiten zusammen. Sascha war Haus-DJ und Co-Veranstalter in der Biskuithalle in Bonn. Ich habe irgendwann die Promotion übernommen und ihm dabei geholfen.
Ich war immer begeistert, wie Sascha auflegt und hatte Lust auch mit zumachen. Irgendwann drehte sich Sascha zu mir und sagte:“Elvis übernimm du mal kurz, ich muss kurz etwas erledigen“ und ging ins Büro. Ich kannte mich mit der Musik aus und hatte etwas Ahnung wie man auflegt und hatte zu Hause geübt (lach). Das wusste Sascha auch, deshalb gab er mir die Führung. Ich war sehr nervös, dachte okay, Sascha ist gleich da und übernimmt gleich die Führung, der Laden war mega voll. Ich legte auf, Sascha kam nicht, er stand an der Theke und beobachtete wie ich auflegte und was ich auflegte. Die Tanzfläche war voll, okay die Übergänge waren wahrscheinlich katastrophal. Irgendwann hab ich ihn gesehen und ging zu ihm und sagte, wo bleibst Du, komm übernimm mal bitte. Er sagte, nein, mach mal weiter! Das machst Du gut. Nach der Party rief er mich an und sagte, dass ich das sehr gut gemacht habe und ab sofort soll ich mit auflegen. Ich war sehr glücklich und sprachlos. Wir waren nicht die ersten, die Depeche Mode Partys veranstaltet haben, aber wir hatten einen Plan, wie wir das ganze aufziehen. Ich übernahm die Promotion, Sascha entwarf die Flyer und kümmerte sich um die Post (ja, damals hatten wir so eine Art Fanclub und die Gäste haben ihre Adresse hinterlassen und sie bekamen jeden Monat Flyer per Post nach Haus). Irgendwann hatten wir ca. 3000 Adressen und die Werbung wurde immer teurer. Ende 1998 schloss die Biskuithalle die Pforten und wir standen ohne Location da. Wir haben dann gesagt, okay, es war eine schöne Zeit. Sascha und ich haben noch mal telefoniert, alles aufzugeben nachdem wir soviel aufgebaut hatten und es soweit geschafft hatten, wäre eine falsche Entscheidung gewesen. Wir brauchten eine neue Location, ich kannte mich in Köln sehr gut aus und habe sofort einen Termin in der Live Music Hall klar gemacht. Ich bin dort hin und habe unsere Ideen präsentiert. Wir verstanden uns direkt vom Anfang an sehr gut und sie fanden unsere Ideen sehr interessant und gut. Wir hatten beschlossen, zusammen zu arbeiten (Mittlerweile sind 23 Jahre vergangen), durch die Werbung und den Service war die Depeche Mode Party in der LMH sehr erfolgreich, jeder Club in Köln kannte uns und sah unsere Werbung.
Aber die Kosten für die Werbung stiegen von Monat zu Monat und wir brauchten neue Party. um das Ganze zu finanzieren. Ich hatte zwei neue Ideen und war vom Alten Wartesaal am Dom sehr angetan, aber dort reinzukommen war seinerzeit unmöglich. Ich dachte, ich versuche es mal und rief an. Ich bekam sofort einen Vorstellungsgesprächstermin. Das war wahrscheinlich mein kürzestes Gespräch im Leben. Ich habe meine Ideen präsentiert und gehofft, dass ich ein gutes Feedback bekomme. Sie haben zugehört und teilten mir mit, dass sie sich bei mir melden und zur Zeit hätten sie keine Termine frei. Ich war sehr enttäuscht und bin nach Hause gefahren. Ich habe Sascha angerufen und gesagt, es wird nichts, keine Chance. Es war uns von Anfang an klar, dass wir in den Wartesaal nicht so einfach reinkommen würden, allein schon deswegen, weil die Veranstaltungen im Alten Wartesaal mega erfolgreich waren. Ich war also auf dem Weg nach Hause und bekam einen Anruf vom Heino Czayka (ehemaliger Wartesaal-Veranstaltungsleiter, mit ihm hatte ich das Gespräch). Er sagte am Telefon: „Elvis, hast Du meine Mail gelesen?“ Ich: „Nein, ich bin noch gar nicht zu Hause angekommen, ich komme gerade von dir und brauche noch 15 Minuten. Wieso?“ Er teilte mir mit, dass der Wartesaal gerne mit uns zusammen arbeiten möchte, hat uns pro Monat zwei Termine reserviert und fand uns sympathisch. Der Wartesaal hatte in der Zeit einen Techno, House & R'nB-Ruf. Durch uns könnte der Wartesaal einen neuen Ruf bekommen und neues Publikum gewinnen. Ich bin zu Hause angekommen, habe alle Termine ohne nachzudenken bestätigt. Wir haben uns sehr gefreut. Sleepwalker Night & Ultimate 80s waren geboren. Jetzt brauchten wir einen starken Partner für zusätzliche Werbung! Wir haben angefangen mit Citybilboard und Ströer zusammen zu arbeiten, später kam koelnticket als Partner dazu. Wir arbeiten mittlerweile seit 23 Jahren mit dem Wartesaal und seit ca. 16 Jahren mit Ströer zusammen. Alle unsere Veranstaltungen waren sehr sehr erfolgreich und jeder kannte die Partys. WDR, Einslive, SWR3, Radio RPR, Pro7 sowie der Koelner Stadtanzeiger und die Kölner Illustrierte hatten angefangen uns zu interviewen, zu berichten. Wir waren jeden Monat irgendwo im Gespräch. Wir hatten zwischendurch noch im Wartesaal und der LMH weitere Veranstaltungen durchgeführt: u.a. Single Partys, Ü30, DJ Convention, Rock Im Saal usw.
Eines Tages hatte ich eine neue Idee, eine witzige Idee. eigentlich ein Scherz. Nur meine Frau, ein Kind der 90er, war von der ersten Sekunde Feuer & Flamme (lacht). Ich sagte zu Heino und Sascha: „Wie wäre es mit einer 90er Party? Unsere Ultimate 80s Partys sind sehr erfolgreich und eine 90er Party könnten wir für das jüngere Publikum organisieren.“ Sie fanden die Idee sehr riskant, da die 80er Party Kultstatus hat, aber die 90er hat diesen Status nicht. Ich antwortete daraufhin, daraus machen wir Kult und lass es uns ein einziges Mal testen, es gibt nirgendwo so eine Party. Eine 80er/90er oder 70er/80er/90er oder Ü30 Partys gab es schon, aber eine reine 90er war uns nicht bekannt! Hin und her, es gab viele Gespräche... Na gut, hieß es, wir bekamen einen Termin bzw. eine Chance (einen blöden Termin, der frei war, ich glaube 3 Tage nach Silvester). Wir haben den genommen und dachten, okay wir versuchen es, obwohl alle mit maximal 100-150 Gäste gerechnet haben. Wir haben viel investiert und die Party beworben, um 22:00Uhr war Einlass, die ganze Stadt war voll mit Werbung, auch Zeitung, Online usw. Wir waren nicht vorbereitet, weder hatten wir einen guten Plan, genügend Personal und uns Gedanken über die Musik gemacht, wir kannten natürlich alle Songs aus den 90ern. Um 21:30 Uhr standen über 1000 Gäste vorm Wartesaal und alle wollten rein. Heino rief sein gesamtes Personal an, sie sollten sofort zur Arbeit kommen! Die 90s Reloaded & 90s No Limit wurden geboren. Es gibt einen Unterschied zwischen 90s Reloaded und 90s No Limit. auf der 90s Reloaded kommen viele von 18 bis 45, bei der 90s No Limit sind es meistens Ü30-Gäste. Grundsätzlich sind das wirklich die Bereiche, die uns am meisten interessieren, doch wir arbeiten auch mal an ganz anderen Sachen, wie etwa Fetisch Dark Bizarre, Motto Partys wie The Cure Sisters Party oder auch diversen Fan Aftershow Partys.
Das Memphis Team wurde im Jahr 2000 gegründet. Durch ein eigenes Internetportal und enge Kontakte zu Plattenfirmen und Künstlern aus der Szene haben wir genau gewusst, was die Fans hören oder nicht hören wollen. Denn nur ein guter Remix kann im Club bestehen. So haben wir angefangen Club Remixe zu produzieren, gedacht waren sie nur für unsere Veranstaltungen. Später fanden viele Künstler und Labels unsere Remixe gut und gaben uns Remix-Aufträge.
Wir haben sehr viele Remixe produziert und wir sind sehr stolz darauf, u.a. für Depeche Mode, Erasure, Yazoo, Wolfsheim, And One, Oomph!, Die Krupps, In Strict Confidence, Psyche, Colony 5, De/Vision, !distain, Deine Lakaien, Covenant, Camouflage uvm.

"Ich musste erst mal alles begreifen, so viele Menschen waren auf einmal ohne Masken am Tanzen zu sehen."

BODYSTYLER: Inwieweit habt ihr Zukunftspläne bezüglich eurer Events? Wie groß ist dabei der Unsicherheitsfaktor während der momentanen Corona- Pandemie?

DJ ELVIS: Wir haben im September begonnen, diverse Partys unter verschiedenen Hygienekonzepten (2G/3G/3G+) zu veranstalten. Die Veranstaltungen in der Live Music Hall werden als 3G (Geimpft, Genesen und PCR-Test) durchgeführt, Im Wartesaal am Dom nur 2G. In Luxor 3G+ inkl. 6 Stunden altem Schnelltest Der Unsicherheitsfaktor während der Pandemie war sehr groß, ob wir alle heil aus der Sache rauskommen, wie wir unser Leben finanzieren, innerhalb einer Nacht waren wir alle ohne eigenes Verschulden arbeitslos! Alle haben gekämpft, hatten Hoffnung, waren planlos, die Zukunft war sehr dunkel, ob wir jemals das erleben dürfen, was wir bis jetzt hatten? Niemand konnte diese Frage beantworten! Wir haben nicht mehr nachgedacht, wir haben abgeschaltet, wir hatten keine andere Wahl, wir mussten durch die Krise. Ich könnte auch keinen anderen Job annehmen, da die Kinder in Homeschooling waren und die Schule geschlossen war. Wenn die Schule auch offen war, haben wir auf einen Anruf gewartet, dass heute die Kinder abgeholt werden müssen oder die ganze Klasse in die Quarantäne geht.

BODYSTYLER: Welche Rolle nimmt ultimateparty.de im Rahmen des Ganzen ein, das sich als Anbieter für Eventmanagement und Krisenmanagement bezeichnet?

DJ ELVIS: Ultimateparty.de und memphis-team.com sind unsere beiden Websites. Ursprünglich war die Memphis-Team-Seite nur für unsere Studio- und Remix-Arbeit gedacht. Seit Jahren werden die Remixarbeiten nicht mehr benötigt, die Labels und Künstler zahlen keine Gage dafür, sie produzieren gegenseitig und fertigen Remixe an. Da Singles sowieso kaum verkauft werden, lohnt es sich nicht viel Geld zu investieren, deshalb haben wir zu der Memphis-Seite noch eine Party-Seite hinzugenommen. Beide werden von uns betrieben, ich arbeite im Hintergrund für diverse Künstler als Berater & Krisenmanager und bin im Eventmanagement für unsere Veranstaltung zuständig: Meeting, Terminabsprachen, Abrechnungen, Booking, Promotion, Newsletter etc. Sascha arbeitet im Hintergrund: als Produzent, im Mastering, Videos, Datenbearbeitung, wichtige Briefe, Homepageaktualisierung, Programmierung etc. Wir beide legen auch auf unseren Veranstaltungen auf.

BODYSTYLER: Deine Aktivitäten erstrecken sich auf viele Locations (Stahlwerk, Luxor Köln, Live Music Hall, Wartesaal am Dom, Open Air Kino Köln, Die Halle Tor 2). Kann der geneigte Besucher da überall etwas Spezielles erwarten? Inwieweit ist jeweils ein eigenes Flair vorhanden? Haben alle etwas gemeinsam? Worauf achtest du besonders bzw. hast dein Augenmerk darauf?

DJ ELVIS: Ja, jede Location hat ein eigenes Flair und eine bestimmte Atmosphäre, sie sind auch unterschiedlich groß. Wir achten genau darauf, welche Party in welcher Location stattfinden soll und wie wir Werbung dafür machen müssen. Jede Veranstaltung hat ihren eigenen Charakter und eigenen Plan.

BODYSTYLER: Eure Events finden momentan als 3G (Geimpft, Genesen, Getestet) Veranstaltungen statt? Welcher gedankliche Prozess stand hinter dieser Entscheidung? Was sprach dagegen, sie als 2G (Geimpft, Genesen) durchzuführen?

DJ ELVIS: Das Ganze endet sowieso als 2G. Kein Gast wird 50-80 € für einen PCR-Test oder 30 € für einen Schnelltest für eine Tanzveranstaltung bezahlen. Wir haben momentan nur noch 2G als Gäste. Unsere Security-Firma kontrolliert genau den Personalausweis sowie den Impfausweis. Ohne Perso kommt keiner rein. Wir hoffen, dass bald alles vorbei ist und wir das Virus unter Kontrolle bekommen und zurück zur Normalität kehren. Wir haben 18 Monate sehr darunter gelitten.

BODYSTYLER: Wie hast du das erste Event nach der langen Zwangspause wegen des Lockdowns als Veranstalter erlebt? Herrschte da eine besondere Atmosphäre?

DJ ELVIS: Oh, das war sehr seltsam, ich musste erst mal alles begreifen, so viele Menschen waren auf einmal ohne Masken am Tanzen. Ich habe nie gedacht, dass ich das jemals wieder erleben dürfte, mir kam es so vor, dass ich damals geträumt hätte, 1000 Gäste auf einer Party beim Feiern zu sehen, irgendwann war es für mich normal, überall Maske zu tragen. Es jetzt wieder erleben zu können, war für mich ein unbeschreibliches Gefühl, gemischt mit Angst und Freude. Als ich nach der Veranstaltung aufgewacht bin, war der Tag danach noch seltsamer, ich war glücklich, voller Energie und Freude, hatte Tränen in den Augen. War das echt? Habe ich das gestern Abend echt erlebt? Ist es bald wirklich vorbei? Ich konnte kaum darüber reden.

BODYSTYLER: Hättest du dir gewünscht, dass von politischer und administrativer Seite einiges anders für die Kultur-, Event- und Musikwirtschaft während der Pandemie hätte beschlossen werden sollen?

DJ ELVIS: Ich war sehr wütend. Uns wurde gesagt, wir lassen niemanden im Stich, aber das taten sie. Was soll ich noch mehr dazu sagen? Wir Selbstständige, Veranstalter, Musiker waren bzw. sind nicht systemrelevant und für die Politiker unwichtig. Das haben wir alle zu spüren bekommen. Ich habe ehrlich gesagt, keine Lust darüber zu reden und zu erzählen, was ich erlebt habe, wie sie uns wie ein Stück "Dreck" behandelt oder uns am Telefon angeschrien haben usw. Nächste Frage bitte!

BODYSTYLER: Was braucht ein clubtauglicher Remix? Wie gehst du an einen Remix heran? Spielt es eine Rolle, von wem das Original ist oder gehst du da aus einem anderem Blickwinkel heran?

DJ ELVIS: Ein Club Remix musst tanzbar sein, trotzdem darf der Song seine ursprüngliche Seele nicht verlieren. Ein Remix muss den Wiedererkennungswert des Liedes besitzen.

BODYSTYLER: Wie entstehen die einzelnen Videos zu den Memphis-Remixen? Wie aufwändig ist die Produktion dabei?

DJ ELVIS: Die Videos zu unseren Remixen macht mein Partner Sascha. Er hat die Möglichkeiten, das Ganze mit bestimmten Software zusammen zu schneiden und anzupassen. Ich lass mich immer überraschen (lacht).

BODYSTYLER: Was fasziniert dich an der Musik aus den 80er und 90er Jahren?

DJ ELVIS: Wir sind alle 80er Kids und sind mit der Musik groß geworden. Wir haben uns während dieser Zeit weiter entwickelt: Neuer Haarschnitt, neue Mode, Partys usw. Diese Erinnerungen werden durch die Musik wieder lebendig. 80er Musik hat viele Seiten: Melodie, Texte, peinliche und coole Videos. Wir haben ständig MTV im Hintergrund laufen lassen und alles aufgenommen. Wir haben viele Songs aus dem Radio aufgenommen und gehofft, dass der Moderator nicht dazwischen redet (lacht). Die 90er waren einfach Tanzmusik: ausgeflippt, schräg, verrückt. Manche Lieder haben wir gehasst, aber wenn sie jetzt auf einer Party gespielt werden, kennt jeder den Text und singt laut mit. Und einen Tag danach schämen sich alle dafür (lacht). Die 90er waren Party Musik.

BODYSTYLER: Wie bist du zu dem Sender Radio Plus gekommen, bei dem du jede Woche ein DJ-Set streamst?

DJ ELVIS: Radioplus hat einen Freund, Manfred von !distain, kontaktiert. Sie hatten Interesse, mich als Radio-DJ zu engagieren. Manfred sollte mich fragen, ob ich Interesse hätte, bei denen mitzumachen? Sie haben wahrscheinlich mit einer Absage gerechnet. Als Manfred mich vorsichtig gefragt hat, habe nicht mal 10 Sekunden nachgedacht und sagte sofort: „Wow!, das glaube ich nicht, ja, sehr, sehr gerne“.
Dann haben sie mich kontaktiert, wir haben uns sofort gut verstanden, sie kamen zu mir zu einer Party nach Köln. Wir trafen uns und tranken zusammen. Und jetzt lege ich seit über zwei Jahren dort auf, am Anfang war nur eine Stunde in der Woche geplant, ich fragte, ob ich zwei Stunden Musik auflegen darf? Sie waren richtig glücklich und haben sofort zugesagt. Ich habe komplett freie Hand, was ich auflege. Jetzt habe ich viele Freunde in Israel und bin mega glücklich. Auch in der Zeit der Pandemie durfte ich weiterhin Musik machen und das gab mir mehr Kraft und Geduld zu kämpfen.

BODYSTYLER: Auf Mixcloud sind momentan 108 Radiomixe von dir zu finden. Wie haben sich deine Radiosets im Laufe der Zeit verändert? Welche Erfahrungen hast du dabei gesammelt? Wie ist die Relation von neuen zu alten Titeln? Was unterscheidet deine Livesets von deinen Radiosets? Gibt es da irgendeinen Bezug zueinander?

DJ ELVIS: Der Unterschied zwischen DJ in einem Club und DJ im Radio ist, dass ich im Club genau aufpassen muss, was ich auflege um die Tanzfläche voll zu behalten. Ich darf nicht so viele Experimente machen. Als DJ spielt man neue Songs zwischen zwei sehr bekannten passenden Songs, sonst hat man ein Break und kann die Stimmung zerstören.
Im Radio kann ich Songs spielen, die ich wirklich gut finde, welche für eine Party nicht geeignet ist. Auch Songs, mit denen ich groß geworden bin. u.a. Elvis Presley, Johnny Cash, Pink Floyd usw. Ich überlege jedes Mal, welche Songs ich spielen soll, will mich nicht wiederholen. Jedes Mal habe ich einen Blackout und dann läuft es von alleine. Ich bin glücklich, dass ich auch vielen Künstlern helfen kann und deren Songs einem breiten Publikum präsentieren darf. Ich bekomme aus der ganzen Welt mehrmals in der Woche neue Songs, ob ich kurz mal rein hören kann und ob ich sie eventuell in mein Set aufnehmen kann? Ehrlich, selten habe ich schlechte Songs erhalten, jedes Mal war ich hin und weg und froh, dass sie sich bei mir gemeldet haben. Einige Songs haben es sogar in mein Club-Set geschafft.

BODYSTYLER: Inwiefern stimmst du den Setaufbau deiner Livesets auf die Location und das Publikum ab? Wie baust du einen Spannungsbogen in deine Sets ein?

DJ ELVIS: Ich habe immer eine kleine Vision, was würde ich persönlich jetzt auf der Tanzfläche lieber hören, was wünsche ich mir jetzt. Am Anfang ist es immer schwer, wie ich beginnen soll, dann wird es spontan. Was ist für ein Publikum da und wie gut oder schlecht sind die Gäste gelaunt? Natürlich kann man nicht jeden glücklich machen, manchmal beschweren sich sich direkt vor Ort oder später per E-Mail. Ich versuche, das nicht persönlich zu nehmen, bleibe sachlich und immer freundlich. Ich antworte immer, wirklich immer, auf alle Mails. Aber das Ergebnis sieht man, wie voll die Tanzfläche ist und wie oft die Gäste wieder kommen und sich bei mir bedanken oder mitfiebern. Es gibt halt Momente, wenn z.B. ein Pärchen auf der Party Streit hat und ihr Abend den Bach runter geht, dann sind meist die DJs, Veranstalter und Clubs schuld. Niemand wird sagen, ich war schuld und habe meinen Abend selbst zerstört. Nein, der DJ hat schlechte Musik gespielt, die Getränke waren teuer oder nicht kalt. Dann werden sie von der Security nach draußen begleitet, später heißt es, deine Security hat mich grundlos rausgeschmissen, überlege mal, wer wichtig für dich ist: Deine Gäste oder die Security? Das Ganze zu klären ist ein Kunstwerk. Natürlich sind alle wichtig für uns, aber was genau passiert ist, musst man erst heraus finden. Oder wenn ein Gast - obwohl es mehrmals gesagt wurde, bitte Perso nicht vergessen mitzubringen - dann nicht mehr reinkommt, bringt es auch nichts zu sagen: „Ich bin immer hier, seit Jahren. Ich bin Stammgast, Ihr kennt mich.“ Ja, richtig. Aber das Ordnungsamt oder das Zollamt kennen bei der 2G/3G-Kontrolle unsere Freunde oder Stammgäste nicht. Jeder wird kontrolliert. Deshalb können bzw. dürfen wir ohne Ausweis sowie Impfpass niemanden reinlassen. Natürlich werden die Securitys auch zum Gespräch gerufen, was genau passiert ist usw. Im Endeffekt wollen alle Spaß haben und den Abend genießen, manchmal läuft das Leben nicht so, wie man es sich wünscht und erwartet. Die Sonne scheint nicht immer, manchmal regnet es oder hagelt auch. Eine Veranstaltung zu organisieren ist ein Achterbahnfahrt, ABER ich bin glücklich und bereue nichts. Ich lebe meinen Traum.

BODYSTYLER: Gibt es ein besonderes oder erwähnenswertes Ereignis bei deiner Tätigkeit als DJ aus all den Jahren?

DJ ELVIS: Oh, das sind einige:
- die ausverkaufte Depeche Mode Aftershow-Party mit 3000 Gästen
- der Bericht inkl. Interview im Depeche Mode-Buch „Monument“, wir sind sehr stolz darauf.
- der Auftritt von Alan Wilder (Recoil/Depeche Mode) auf unserer Depeche Mode Party For The Living im Wartesaal am DOM.
- die CSD-Parade in Stuttgart, das war einfach unbeschreiblich. Ich legte für ca. 300 000 Menschen auf.
- die Pet Shop Boys Offizielle Private VIP Aftershow Party in der LMH. PSB nahmen die CD "Discovery" und unterschrieben sie für Elvis.
- Dave Gahan Autogrammstunde im Saturn, ich habe bei der Organisation mitgeholfen und Dave begleitet. Wir haben 500 Fans erwartet, weil wir auch 500 Promo Fotos mit Stempel verteilt hatten, ich glaub am Ende standen 2000 Fans da und alle wollten Autogramme. Dave musste es irgendwann beenden, weil er bei der Stefan Raab Sendung auf Pro Sieben eingeladen war.
- die DJ Convention im Wartesaal mit viele prominenten Gästen und DJs

"Das war wahrscheinlich mein kürzestes Gespräch im Leben. Ich habe meine Ideen präsentiert und gehofft, dass ich ein gutes Feedback bekomme."

BODYSTYLER: Was ist deine Motivation bei deinen musikalischen Aktivitäten? Woher holst du dir deine Inspiration? Wie bist du in der Veranstaltungsbranche gelandet?

DJ ELVIS: Ich höre viele unterschiedliche Musikrichtungen, ich liebe Videoclips und Live- Konzerte. Als Veranstalter arbeitet man oft mit anderen Veranstalter zusammen, man hilft sich gegenseitig. So hat man viele Möglichkeiten, Bands live zu sehen oder im Backstage kennen zu lernen. Ich bin auch mit anderen DJs aus unterschiedlichen Szenen befreundet. Ab und zu besuche ich sie oder sie mich. So lernt man Songs auf anderen Partys kennen, sieht wie gut sie ankommen und wie die Stimmung im Club ist. Ich höre gerne Rock, durch DJ-Freunde lerne ich auch Rock- & Crossover-Bands kennen.
Wie bin ich in der Veranstaltungsbranche gelandet? Ich wollte immer etwas mit Musik machen, mein Vater wollte, dass ich wie er Arzt werde und Medizin studiere. Ich habe sogar zwei Jahre ein Praktikum bei ihm gemacht und viel gelernt. Ich habe Abi mit dem Schwerpunkt Mathe & Physik gemacht, von Beruf bin bzw. war ich Chemielaborant und Lacklaborant, habe ca. 20 Jahre Erfahrung im Labor. Ich war für Pipelines zuständig und musste oft reisen. Aber gleichzeitig habe ich als DJ und Veranstalter gearbeitet. Mein Vater meinte, wenn Du einen wichtigen Beruf hast, dann darfst Du auch was mit Musik nebenbei als Hobby weiter machen. Irgendwann war ich in beiden Beruf sehr erfolgreich und hatte wenig Zeit. Ich merkte, es wird Zeit sich zu entscheiden. Ich wollte auch eine Familie gründen, so wie bisher kann ich nur als Single weiter machen. Irgendwann war auch meine Firma der Meinung ich soll mich entscheiden. Ich habe immer mit offenen Karten gespielt, alle haben gewusst, dass ich DJ & Veranstalter bin. Aber manchmal von Montag bis Freitag in Ausland zu sein, dann am Wochenende eine Veranstaltung durchzuführen war sehr hart. Am Sonntag war ich nicht ansprechbar. Meine Veranstaltungen waren meine Kinder, ich habe sie von 0 aufgebaut und konnte mich nicht von ihnen trennen. Somit Goodbye Labor. Ich vermisse aber die Arbeiten im Labor, denn ich habe sehr gern im Labor gearbeitet.

BODYSTYLER: In welcher Form bekommst du Feedback für deine Arbeit als Veranstalter, DJ und Booker?

DJ ELVIS: Wir haben Kontakt zu unseren Gästen, wir treffen sie auf diversen Partys, Konzerte etc. Wir unterhalten uns mit ihnen. Alle können uns anrufen , wenn sie Fragen haben. Viele schreiben E-Mails, PNs oder WhatsApp-Nachrichten. Wir beantworten alle Mails, sogar die, die uns angreifen und beleidigen. Damit musst man klar kommen.

BODYSTYLER: Willst du zum Schluss noch etwas sagen?

DJ ELVIS: Ich möchte mich bei allen Gästen herzlich bedanken, die uns jahrelang unterstützt und unsere Veranstaltungen besucht haben und gerne wieder kommen. Ohne Euch wäre all das nicht möglich! Ich werde versuchen, weiter zu kämpfen, um für Euch weiterhin nach der Pandemie Partys veranstalten zu können. Vielen Dank für das Gespräch und Interview. See you!