Fusspils 11

Electro mit Pilsgeschmack

02.05.2022 - Der Fusspilz mit "z" (Tinea pedis) ist ein weit verbreiteter, anhänglicher Zeitgenosse, das Fusspils mit "s" (Cervisia pedis) hingegen ein exklusives Electro-Gebräu, das nur auf Wunsch erhältlich ist. Der eine ist lästig und pathologisch, das andere spaßig und unterhaltsam. Synth-Podologe Gerrit Thomas vergaß seine medizinische Schweigepflicht und gab zum neuen Werk „Halbwegs verpeilt“ Auskunft. Von: Torsten Pape

Image Fusspils 11 machen Elektronische Pils Musik (EPM) (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Da habt Ihr ja wieder einen bunten Haufen Musiker zusammengecastet. Mit wem hat Kapitän Thomas denn die Vertragsverhandlungen begonnen, wer war als erster im (Trainings-)Lager und wer hatte seinen Song am schnellsten im Kasten?

GERRIT THOMAS: Der erste Song, den ich fertig hatte, war meine eigene Coverversion von „Trümmertango“. Das ist sogar schon ein paar Jahre her. Der nächste war Charlys „Rollo, der Wikinger“ und dann ging das letztes Jahr Ratze Fatze. Da brauchte ich nur jeden der restlichen Beteiligten zu fragen und bekam sofort die Zusage.

BODYSTYLER: Inwiefern spielte es bei der Songauswahl eine Rolle, dass noch nie jemand vorher Sportfreunde Stiller, Normahl, Kraftwerk, Knorkator, And One, Gänsehaut, Bots; Rammstein, ZaZa, Torfrock und Peter Fox auf einem Tonträger vereint hat?

GERRIT THOMAS: Gar nicht. Die Songauswahl hat überhaupt nichts mit den Urhebern, Genres oder Inhalten zu tun. Das ist ein bunt, aber keineswegs willkürlich zusammengestelltes Paket an Songs, die wie die Faust auf‘s Auge zu den Interpreten passen. Die Auswahl war hier und da etwas schwierig, hat am Ende aber doch sehr gut funktioniertt. Alle Songs bis auf „Rollo, der Wikinger“ und „Zauberstab“ waren irgendwann einmal in meiner persönlichen Playlist oder hatten mich als Kind schon berührt. Insofern hat sich der Kreis der Auswahlmöglichkeiten schon sehr reduziert.

BODYSTYLER: Gerüchte besagen, dass für Fusspils 11 früher oft Songs Verwendung fanden, die nicht zu den anderen Projekten passen wollten. Gab es dieses Mal auch Ideen, die Ihr nicht ins Konzept von Funker Vogt, Eisfabrik oder Ravenous integrieren konntet?

GERRIT THOMAS: Das ist auf diesem Album immer noch so, allerdings nur aus inhaltlichen Gründen. Coversongs sind aktuell eher nichts für meine anderen Projekte. Und die selbst komponierten Songs sind gezielt für F11 geschrieben worden, so wie das auch bei den anderen Projekten läuft. Auf dem ersten F11-Album „Gib ihm“ haben sich damals noch ein paar Nummern befunden, die ursprünglich für Ravenous bzw. Funker Vogt gedacht waren, es dann aber nicht so ganz auf die Alben geschafft hatten. So etwas würde heute wohl nicht mehr passieren.

BODYSTYLER: Warum traut Ihr Euch eigentlich nicht, mal bei Funker Vogt spaßige Coverlieder zu veröffentlichen?

GERRIT THOMAS: Weil es für so was Fusspils 11 gibt…

BODYSTYLER: Dieses Mal ist gar kein Schlager-Cover dabei. Warum?

GERRIT THOMAS: Die guten Schlagersongs haben wir auf den ersten F11-Alben bereits verballert! Da wird es sehr dünn, noch welche zu finden, die hier passen könnten.

BODYSTYLER: Eure Fans haben nach Anblick des Covers und der Fotos im Booklet bestimmt Bock, das zu 100% befüllte Fusspils 11 zu trinken. Leider gibt es anscheinend keinen Fusspils 11-Shop und auch keine andere Möglichkeit, das Gebräu käuflich zu erwerben. Oder ist das alles eine Werbelüge? Das wäre echt traurig…

GERRIT THOMAS: Ja, das ist in der Tat nur den F11-Beteiligten vorbehalten und wird nicht in den Verkauf gehen. Da gibt es doch noch einiges mehr zu beachten, als die Bestimmungen für gewöhnliches Merchandising. Und das wäre viel zu aufwändig. Da konzentrieren wir uns lieber auf leichtes Liedgut und blödeln in den sozialen Medien oder auf Tonträgern herum. Das benebelt den Käufer auch irgendwie…(lacht)

BODYSTYLER: Die „11“ wird bei Euch ja fast schon zur magischen Zahl. Es gibt zum Beispiel 11 Covertracks, 11 Mitwirkende und ein Werder Bremen-Plakat, aber dann sind es doch deutlich mehr Flaschen im Booklet und 16 Tracks, die man auf dem Album findet. Ent(w)irrt doch bitte mal die Ver(w)irrten!

GERRIT THOMAS: Da gibt’s eigentlich gar nichts zu entwirren. Das hat alles Hand und Fuss. Auf den ersten beiden Alben hatte der Projektname keinen Hintergrund, außer dass er im Suff entstanden ist. Und mittlerweile hat das scheinbar konzeptlose Projekt durch das Bier und die elf Mitwirkenden auch einen logischen Background und somit doch ein gewisses Konzept.

BODYSTYLER: Es war bestimmt schwer (und hat ja auch lange gedauert) bis endlich die alten Kindergartenerlebnisse aufgearbeitet wurden. Wolltest Du anderen Betroffenen Mut machen, auch über ihre Vergangenheit zu sprechen oder hat “Bambule im Kindergarten“ doch nur egoistische Züge? Was läuft heute in Job und Familie besser als damals in der Tagesbetreuung oder bist Du immer noch so leicht von den Mädchen zu durchschauen?

GERRIT THOMAS: Ich glaube, an meinen Charaktereigenschaften diesbezüglich hat sich nicht soviel geändert seit damals. Aber der Schwerpunkt bei dieser Nummer liegt eigentlich darin, dass es immer einen gibt, der besser ist, obwohl man alles dafür tut, schon der Beste zu sein - in diesem Fall beim Lügen. Da wird man dann mit einer einfachen, aber besseren Lüge übertrumpft und hat keine weiteren Argumente, weil man geglaubt hat, die oberste Grenze schon erreicht zu haben. Tja, und dann gibt’s im Kindergarten halt auf‘s Maul. Da hab ich auch gut kassiert…(lacht)

BODYSTYLER: Zwischen den ersten beiden Alben lagen 7 Jahre und zwischen dem zweiten und dem neuen 17. Wer eine Gesetzmäßigkeit erkennen möchte, könnte 2039 mit dem vierten Werk rechnen. Oder denkt Ihr, dass Ihr schon früher am Start sein werdet?

GERRIT THOMAS: Oh, ja! Die Jungs sind alle total angefixt von dem Projekt und haben teilweise schon ziemlich konkrete Ideen geäußert. Mit Scheubi habe ich zum Beispiel schon einen kompletten Videoclip durchgesponnen für seinen nächsten Beitrag. Der Notizblock für‘s vierte Album wurde jedenfalls bereits angelegt. Ich glaube, da kommt schon bald was nach. Dann allerdings mit mehr selbstgeschriebenen Songs.

BODYSTYLER: Dankeschön und alles Gute. Bodystylische Grüße!

GERRIT THOMAS: Grüße zurück.