Mono Inc.

So richtig schwarz

30.01.2023 - Nach dem letzten Werk "Book of fire" wird es im neuen Albumtitel nun wieder etwas dunkler, ja sogar rabenschwarz. Mit "Ravenblack" präsentiert das norddeutsche Dark Rock-Quartett elf neue und gewohnt melodiöse Tracks, die von Königreichen, dem Ende des Regenbogens und Prinzessinnen, aber auch von Verlust, Vergeltung und Tod handeln. Sänger Martin Engler gibt Auskunft. Von: Torsten Pape

Image Mono Inc. - nur echt mit dem Raben (Foto: VDPictures)

BODYSTYLER: Metallica haben ihr schwarzes Album und Mono Inc. nun ein rabenschwarzes. Wart Ihr an einem Punkt - vor während oder nach der Entstehung von "Ravenblack" - an dem ihr mal einen ähnlichen Gedanken hattet?

MARTIN ENGLER: Den Gedanken hatten wir tatsächlich vor, während und danach.

BODYSTYLER: Eure letzten Alben hatten stets einen thematischen, roten Faden. Gibt es nun einen schwarzen Faden, der die Songs des neuen Werkes verbindet? Welchen Namen könnte er tragen und könnte es eventuell ein märchenhafter sein?

MARTIN ENGLER: Der schwarzrote Faden ist mir erst im Nachhinein aufgefallen: Es behandelt all das, was ich in den letzten zwei Jahren der Zwangspause an neuen Erkenntnissen gewonnen habe. Dadurch, dass ich in ihr keine Musik erschaffen habe, war ja viel Raum zum Nachdenken. Es ist daher das persönlichste Album und bietet dem Hörer die Möglichkeit, viel über meine Art zu denken und meine Gefühle herauszufinden.

BODYSTYLER: Seit dem letzten Album hat sich seit langer Zeit mal wieder die Bandbesetzung von Mono Inc. verändert. Wie seid Ihr mit Val Perun in Kontakt gekommen, was hat Ihn für den Bass-Posten qualifiziert und welche Qualitäten bringt er neben den tiefen Tönen noch ins Team ein?

MARTIN ENGLER: Die Geschichte ist wirklich schön, aber dafür muss ich ein bisschen ausholen: Eine unserer Support Bands der „We are the raven Open Airs“ 2021 war eine kroatische Band namens Manntra. Und eben jene Band hatte einen Backliner (früher auch Roadie genannt), der großer Mono Inc.-Fan war bzw. ist. Beim allerletzten gemeinsamen Festival fanden wir dann heraus, dass dieser Techniker auch selber Musiker und Multiinstrumentalist mit dem Hauptfach Bass war. Daraufhin haben wir ihn eingeladen, uns doch mal ein paar Tage in Portugal zu besuchen, damit wir uns ein bisschen näher kennenlernen können. Nach drei Tagen gemeinsamen Abhängens war uns allen klar, dass Val die freie Position am Bass bekleiden würde. Und dass, obwohl wir nicht ein einziges Mal miteinander gespielt hatten! Außerdem war es für den Spirit der Band natürlich sehr wichtig, dass nicht jemand aus monetären Gründen in dieser Band spielen möchte, sondern weil er unsere Musik fühlt und liebt. Und jetzt, nachdem wir ein gutes Jahr gemeinsam auf Tour waren und eine neue Platte aufgenommen haben, sind wir uns sicherer denn je, dass es die richtige Entscheidung war. Bei den Aufnahmen an sich hatten wir mit Val viel Spaß, weil er eben ein absoluter Vollblutmusiker ist, der neben Bass und tollen Chorgesängen, auch „mal eben“ eine Mandoline, ein Klavier oder eine Akustikgitarre bedienen kann.

BODYSTYLER: Vor dem Werk gab es eine Neuauflage von "Children of the dark" sowie den Track "The raven is back" als eigenständige Singles. Letzterer hätte doch hervorragend das neue Album eröffnen können. Warum habt Ihr Euch gegen eine Verwendung entschieden?

MARTIN ENGLER: Weil ich mit diesem Album mein ganzes Leben leben muss! "The raven’s back“ ist eine schon etwas zornige Abrechnung über den Umgang mit den Bürgern während der Pandemie. Erstens war für mich auf "Ravenblack" kein Platz für Zorn, zweitens will ich in ein paar Jahren, wenn sich niemand mehr an diese Zeit erinnert, mich nicht durch meinen eigenen Song daran erinnern müssen.

BODYSTYLER: Es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn man ein neues Album mit ganzen sechs Tracks + Videos im Vorfeld ankündigt. Warum habt Ihr Euch für dieses Vorgehen entschieden?

MARTIN ENGLER: Das Label meinte, dass das eine gute Idee ist. Ich fand es ungewöhnlich und deswegen mal einen Versuch wert. Das wird bei der nächsten Scheibe aber vielleicht auch schon ganz anders aussehen. Veränderungen sind gut – mir wird doch so schnell langweilig *zwinkert*

BODYSTYLER: Im Titelsong zählt Ihr diverse Dinge auf, die an und in Euch "rabenschwarz" sind. Da Ihr alle gerne lacht und dafür nicht mal in den Keller geht, hätte ich eigentlich noch den Humor an dieser Stelle erwartet. Warum ist er nicht dabei?

MARTIN ENGLER: Der ganze Text ist eine Mischung aus Arroganz und Stereotypen. Das ist Humor genug, wie ich finde.

BODYSTYLER: Bei "Angels never die" oder auch "Lieb mich" bekommt die Stimme von Katha Mia Raum, um sich allein zu entfalten, was bestens funktioniert und zum Charisma bzw. Ohrwurmcharakter der Songs beiträgt. Wann kommen die ersten Songs, die Katha stimmlich allein vorträgt?

MARTIN ENGLER: Dieser Wunsch ist so alt wie die Band. Aber Katha möchte das gar nicht. Sie spielt gerne Drums und wird schon oft genug von mir genötigt zu singen, wo es Ihr eigentlich gar nicht in den Kram passt. Besonders bei den schnellen Songs rollt sie dann gerne mit den Augen, wenn ich hier und da und dort auch noch Ihre Oktave hören möchte.

BODYSTYLER: "Lieb mich" ist schnell zu einem Liebling der Fans geworden und das bestimmt nicht nur wegen seiner vampiralen Anmutung. Der Refrain hat nämlich das Potential vielen aus dem Herzen zu sprechen, denn jeder einzelne Hörer wird seinen ganz eigenen Zugang dazu finden können. Manch einer denkt an bedingungslose Liebe und Demut, andere verspüren vielleicht sogar Stolz oder hören einen gewissen Trotz aus den Worten heraus. Würdet Ihr dieser Deutung zustimmen?

MARTIN ENGLER: Wir glauben, dass jeder Mensch von Geburt an eigentlich nur eines will: geliebt werden. Wenn man dann in der Kindheit und Pubertät durch den Fleischwolf der Gesellschaft gedreht wurde, ist im erwachsenen Alter dieser Wunsch zwar immer noch da, aber oft können Menschen dieses Gefühl, diesen Wunsch nicht mehr benennen. So viele Menschen sind gar nicht mehr mit sich selbst connected! Dann kommen die Kompensationen: Statussymbole, Drogen, Alkohol, Kippen und Kriege. Würden alle viel mehr echte Liebe erfahren, egal ob weiß, schwarz, klein, dick, dünn, arm, reich oder Regierungschef… - diese Welt wäre ein schönerer Platz, ganz automatisch.

BODYSTYLER: Da heutzutage ja oft nach dem Herkunftsland diverser Lebensmittel oder Rohstoffe gefragt wird, erkundige ich mich doch mal nach der Herkunft der von Euch oft verwendeten Federn. Wie viele Raben oder Hühner laufen denn jetzt und wo genau nackig herum?

MARTIN ENGLER: Die Federn sind , soweit ich weiß, von glücklich verstorbenen Raben aus der Nähe von Bielefeld.

BODYSTYLER: Angesichts des immer umfangreicher werdenden Repertoires, wird es sicherlich nicht einfacher, die Setlist für die kommenden Konzerte zusammenzustellen? Welchen Anteil wird "Ravenblack" dabei vermutlich haben und von welchen Songs werdet Ihr Euch wahrscheinlich verabschieden?

MARTIN ENGLER: Auf der kommenden Tour werden wir mindestens sechs Songs von "Ravenblack" spielen. Dafür gehen dann ein paar andere, die für die nächsten Jahre dann erst mal auf der Ersatzbank Platz nehmen müssen. Aber niemals geht man so ganz *zwinkert*

BODYSTYLER: Werdet Ihr die Setlist auf den Konzerten relativ konstant halten oder dabei von Mal zu Mal variieren? Mich interessiert zudem wie viele Songs Eurer Diskographie Ihr aktuell ohne großen Anlauf live darbieten könntet?

MARTIN ENGLER: Heutzutage ist das mit der Variation nicht mehr so einfach gemacht. Das liegt nicht daran, dass wir nur schätzungsweise 50 Titel aus dem Stegreif spielen könnten, sondern es liegt an dem fiesen Timecode. Dieser Timecode synchronisiert Licht und andere Show-Effekte mit der Musik. Das ist bei allen großen Produktionen seit Jahren völlig normal. Wäre das nicht so, bräuchten wir einen eigenen Nightliner nur für die Lichtleute, denn da bräuchte es mindestens 40 Hände.

BODYSTYLER: Vielen Dank für die Beantwortung. Ich wünsche Euch viel Erfolg mit dem Album und viel Spaß bei den anstehenden Konzerten:


17.03.2023 MX Mexico City - Auditorio Black Berry
18.03.2023 MX Léon - Velaria Hilton Gardn Inn
19.03.2023 MX Guadalajara - C3 Stage

28.04.2023 Köln - Carlswerk Victoria
29.04.2023 Oberhausen - Turbinenhalle
30.04.2023 Hamburg - Sporthalle
05.05.2023 Berlin - Columbiahalle
06.05.2023 Leipzig - Haus Auensee
12.05.2023 München - Zenith
13.05.2023 Dresden - Alter Schlachthof
19.05.2023 Frankfurt - Jahrhunderthalle
20.05.2023 Hannover - Swiss Life Hall
26.05.2023 Fürth - Stadthalle
27.05.2023 Stuttgart - Porsche Arena
28.05.2023 Bielefeld – Ringlokschuppen