District 13

Rück- und Ausblicke

23.10.2023 - District 13 mit der Synth-Legende Per-Anders Kurenbach standen uns in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort. Von: Boris Brock

Image Bühnenimpression (Foto: Dominik Bènaco)

BODYSTYLER: Mögt Ihr Euch den Lesern des BODYSTYLERS vielleicht einmal kurz vorstellen?

D13: Wir sind District 13 aus Aschaffenburg/Bochum.

ALEX: Ich bin Alex, mache erst seit ca. 10 Jahren aktiv Musik. Ich bin aber schon zeitlebens Musikliebhaber. Ich komme aus Aschaffenburg, wo ich ein kleines Homestudio mein Eigen nenne.

PER: Ich bin der Per-Anders. Ich mache seit ca. 34 Jahren aktiv Musik - teilweise auch in diversen Projekten - und betreibe unter anderem ein Tonstudio in Bochum.

BODYSTYLER: Wie hat Eure Musikkarriere dereinst begonnen und welche Einflüsse haben dabei eine Rolle gespielt?

ALEX: Ich hatte vorher eigene kleine Musikprojekte am Start und an Sounds gebastelt, ehe ich über Michael Volkmer zu District 13 kam. Auf einer Musikerplattform hatten wir zusammengefunden, er hatte Sounds und suchte nach einer Stimme für seine Songs. Doch bereits frühzeitig musste Michael aus privaten Gründen die Band verlassen, so machte ich zuerst Solo als D13 weiter, bis dann Per-Anders als volles Mitglied zu D13 hinzukam.

PER: Ich bin ja eher der Quereinsteiger bei D13 gewesen. Zunächst habe ich ca. 2016 die damalige Formation Alex und Michael kennen gelernt und nach einem intensiven Gespräch habe ich ab da die Jungs produziert.

BODYSTYLER: Wie lief es generell in der Szene zu Euren Anfängen so ab, gab es Kontakte mit anderen Bands oder Newcomern der Szene aus der Gegend, wann seid Ihr zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aufgetreten, also erste Liveauftritte?

PER: Nachdem Michael nicht mehr in der Band war, habe ich zunächst als Live-Keyboarder gewirkt. Unser erstes gemeinsames Konzert auf einer großen Bühne war dann in Erfurt im Club From Hell im April 2019, zusammen mit Plastic Autumn und Seelennacht. Das war sehr schön. 

ALEX: Wobei der erste Liveauftritt mit Per und mir in Bochum im Flashbacks stattfand. Zusammen mit der Band Life on Mars. Es war gleichzeitig auch das Releasekonzert für unseren „Life in chains“ Longplayer. Mit Life on Mars gab es noch ein weiteres Konzert in Herten auf der Elektro Pop Nacht, hier waren auch Ego Amp und Twilight Images auf der Bühne. Mit dem Charityprojekt, BwithMe, an denen alle Bands des Abends beteiligt waren und das übrigens immer noch aktiv ist, sangen alle Bands am Ende des Konzert noch gemeinsam den Song „Be with me“.

PER: Ach ja, im Flashbacks, das wurde damals von einem der Hoffmann-Brüder (Secret Discovery) geleitet. Ich dachte, das war später (lacht). Das war aber eine kleine Bühne.

BODYSTYLER: Bitte erklärt den Lesern einmal das Konzept hinter Euren Produktionen. Wie geht Ihr an eine Produktion und wie lief der Arbeitsprozess ab?

PER: Ich liefere dem Alex einen Rohentwurf eines Instrumentals und er schreibt dazu dann die Lyrics, anschließend nimmt er bei sich in seinem kleinen Studio die Stimmen auf. Später reden wir noch über Änderungen im Song, zusätzliche Keyboards oder Stimmen. Anschließend produziere ich und bastle so lange, bis wir damit zufrieden sind.

ALEX: Ja, Per hat das gut beschrieben. Wobei man sagen muss, dass sowohl privat als auch musikalisch die sehr gute Chemie zwischen Per und mir ausschlaggebend dafür ist, dass am Ende dieser Produktions-Prozeduren auch immer ein für uns gutes Ergebnis herauskommt. Es ist für mich wichtig mit einer gute Soundstruktur zu arbeiten, so erkenne ich, wie ich gesanglich an einen Song herangehen muss. So höre ich meist recht schnell aus der vorhandenen Struktur und den verwendeten Soundspuren heraus, was dieser Song ausdrücken will oder welche Thematik zu diesem Song passt. Sprich, die Lyrics welche ich dann dazu schreibe, müssen zu dem Gefühl, welches der Song ausdrückt exakt passen. Denn ein Song ist nicht nur einfach durch das Soundbett, wuchtigen Bässen, treibenden Drums und verspielten Synth-Einlagen gut, nein er ist erst gut, wenn er zu all dem die Gefühle dazu transportiert.

BODYSTYLER: Wer macht das Cover Artwork bei Euch für Eure Veröffentlichungen?

ALEX: Für die letzten beiden Alben „Life in chains“ und "Mind over matter“ hat Klaus Schwarz, seines Zeichens Frontman bei All the Ashes und evo-lution, das Artwork übernommen. Klaus hat mit seiner Firma Art-Works Media D-Sign immer gute Ideen und setzt die eigenen Vorschläge immer sehr gut um. Derzeit ist er wieder für uns tätig und bastelt aktuell an dem Cover für unser kommendes Album.

BODYSTYLER: Vor District 13, wie waren da eure künstlerischen Aktivitäten, wo sind Eure künstlerischen Wurzeln?

ALEX: Da weiß Per deutlich mehr zu berichten als ich, wie bereits erwähnt, war ich vor D13 nur solo unterwegs und bastelte im stillen Kämmerlein an Songs und sang diese dann ein. Mit District 13 kam dann für mich erstmals die Möglichkeit, meine Lyrics und meine Stimme einem breiteren Publikum zu präsentieren.

PER: Ich habe ab 1990 in einer gitarrenlastigen Noise-Pop-Band namens The Chopz gespielt, der Sänger klang fast wie Lou Reed, spielte einen schweinegeilen Bass. Dazu erklang eine leicht punkige Gitarre nebst einem uralten Drumkit aus den 60er Jahren. Ich habe ganz zaghaft mit einem Kawaii-Synthesizer dazu geklimpert. Wir sind überwiegend im NRW-Raum aufgetreten, haben Kontakt mit den Zarths (später Atomopel), The Frits etc. bekommen. Das war schon cool. Und über eine Exfreundin des Gitarristen kam ich in Kontakt mit Darrin Huss (Psyche), der damals noch in Bochum wohnte. Dem habe ich 1995 erste zaghafte Instrumentale auf Cassette geschickt. Ab da ging es dann für mich richtig los. Das war mein Einstieg in die "schwarze Szene". Ich habe in Bands wie Psyche, Shock Therapy, reADJUST, Nine Circles oder Eternal Afflict gespielt (oder immer noch) und auch dort Songs komponiert, produziert. Es macht Spaß, wenn die Chemie zu den Musikern stimmt.
Meine Wurzeln sind in den Genres Postpunk/EBM/Synthpop/TripHop angesiedelt, aber hören tue ich im Prinzip alles, was mir Laune macht. Sogar teilweise Jazz oder Klassik.

BODYSTYLER: Wie hat sich die Band, aber auch eure Musik seit Beginn zu heute verändert?

PER: Da ich ja nicht von Anfang an dabei war, ist das Dein Part, Alex (lacht)

ALEX: Man muss ganz deutlich sagen, dass wir uns mit jedem Album deutlich verbessert haben und zunehmend auch auf ein breiteres Soundspektrum zugreifen. Wir variieren besser und experimentieren mehr, ohne jedoch den typischen D13-Sound zu verlassen. Auch versuche ich immer mehr mit meiner Stimme zu arbeiten, warum nicht auch mal Spoken words mit einbauen, ein Flüstern, verschieden adlibs ausprobieren usw. Der eigentliche Band-Stempel sollte dennoch immer bleiben, ich persönlich mag es nicht, wenn Bands immer versuchen, mit dem aktuellen Mainstream mitschwimmen zu wollen und sich dann neu erfinden müssen. Man kann sich prima auch in seinem typischen Genre ausleben und offen sein für Experimentelles, ohne dabei sich selbst zu verlieren.

BODYSTYLER: Welche musikalischen Einflüsse gibt es für Euch, gibt es Vorbilder, woher nehmt Ihr eure Inspiration?

ALEX: Für mich ganz klar Depeche Mode, auch wenn mir die neueren Sachen nicht wirklich mehr gefallen. Information Society, Saga, Ultravox, The Smiths, da gibt es wie bei Per einfach zu viele, um sie alle zu benennen. Ich mag Künstler/Bands, die eine gewisse Harmonie in der Musik haben und ausdrucksstark sind. Mit hämmerndem Techno zum Beispiel konnte und kann ich gar nichts anfangen. Das beleidigt meine Ohren und ich muss sofort den Raum verlassen (lacht)

PER: Ich habe zu viele.... Kraftwerk , ABBA, ELO, Human League, OMD, Joy Division... Meine Inspiration nehme ich vom Alltag. All das, was ich erlebe, was ich sehe und höre. Das verarbeite ich in Melodien.

BODYSTYLER: Für die Technikfreaks unter uns, mit welchen Instrumenten, DAW´s etc. arbeitet Ihr?

PER: Ich arbeite mit den DAWs Reason und Cubase. Ich spiele auf dem Yamaha AN1x, meinem alten Korg M1 und gelegentlich auch auf dem Roland D-50. Als Aufnahmemikrophon benutze ich unter anderem ein AKG 1000S, Shur SM58 oder Rhode. Das Mischpult ist ein Mackie Onyx1620i.

ALEX: Für meine Gesangsaufnahmen bei mir im Studio arbeite ich mit einem Rode NT1 Studio Großmembran-Kondensatormikrophon mit Nierencharakteristik und einem Behringer Xenyx X2222 USB Mischpult.

BODYSTYLER: Gibt es Künstler, mit denen Ihr gern einmal auftreten würdet?

ALEX: Es ist für mich nicht ausschlaggebend mit welchen Künstlern ich auf der Bühne stehe, sondern dass wir als District 13 auf der Bühne stehen und gemeinsam mit dem Publikum Spaß am Auftritt haben. Aber WGT oder ein großes Festival wären natürlich sehr reizvoll. Wem würde das als Band nicht gefallen.

PER: Vorband von She Wants Revenge oder VNV Nation... Ach, ich weiß nicht, ich spiele mit fast allen Bands gerne (lacht). Ich würde aber gerne mal wieder auf dem WGT (wie Alex schon sagte) auftreten oder auch mal auf dem Mera Luna.

BODYSTYLER: Wie sieht es mit Videos aus - ist das für Euch wichtig, Clips zu den Tracks für z.B. Youtube und andere Kanäle zu produzieren?

AlLEX: Ich finde es schon wichtig auch die Musik visuell zu präsentieren, gerade auf Plattformen wie YouTube oder Facebook. Musikvideos sind ein wichtiges Element der Publikumsbindung. Hier auch den visuellen Aspekt unserer musikalischen Darbietung den Fans näher zu bringen, hilft dabei, sich mit unserem Image, unserer Kunst und unserer Band zu verbinden.

BODYSTYLER: Habt Ihr schon Auftritte im Ausland absolviert? Wenn ja, wo hat es Euch am besten gefallen? Wie gefallen Euch Festivals?

ALEX: Zählt auch ein Auftritt in einer Karaoke Bar in Ägypten? Okay, ich denke nicht, also ich kann hier leider nichts berichten.

PER: Nicht mit D13, sondern mit anderen Bands. In Schweden, England, Frankreich, Polen, Litauen, Italien, Niederlande, Belgien, Österreich, Schweiz, Norwegen… Mehr fällt mir gerade nicht ein. Am besten gefallen haben mir meine Landsleute, die Schweden. Aber auch im ostdeutschen Raum waren die Zuschauer in guter Stimmung.

BODYSTYLER: Was sind Eure All Time Heroes im heimischen Plattenregal?

PER: Dragons, A Flock Of Seagulls, Front 242, OMD, VNV Nation, Fields Of the Nephilim, Minuit Machine....

ALEX: Depeche Mode, Ultravox, Billy Idol, Icehouse, Wolfsheim/ Heppner, Duran Duran…

BODYSTYLER: Was außer Musik bereichert noch Euer Leben, außergewöhnliche Hobbys oder Filme, Bücher etc?

PER: Ich gehe gerne spazieren, auch mal zwei Stunden, entweder alleine oder mit meiner Partnerin. Ansonsten bin ich ein Sportmuffel. Ich besuche gerne Museen, Ausstellungen, spiele gern Gesellschaftsspiele. Aber seit Corona gehe ich kaum noch in Kneipen oder Gaststätten. Auch ist es schon lange her, dass ich in einem Club als Gast war. Ich lese gerne, am liebsten von Stephen King, aber auch mal was von Dostojewski, Umberto Eco, Allende, Noah Gordon etc. Und ich bin ein Tolkien-Fan. Filme im Bereich Horror, Mystery, Sci-Fi oder Fantasy schaue ich mir auch gerne an.

ALEX: Ich verbringe gerne gemeinsame Abende mit meiner Frau und einer spannenden Netflix Serie oder einem guten Film. Meine Leidenschaft ist das Motorradfahren, ich habe bereits mehr als 100 Alpenpässe befahren. Auch befasse ich mich gerne mit alten Autos/ Oldtimern (z.B. in der Klassikstadt Frankfurt) oder auf diversen Treffen. Auch gehe ich gerne auf Reisen und mit unseren beiden Hunden spazieren. Früher habe ich aktiv Handball gespielt, aber das ist schon sehr lange her und eigentlich gar nicht mehr erwähnenswert. Ich schaue mir auch gerne mal ein Fußballspiel an, jedoch nur in den unteren Ligen, da ich diesen extremen Fankult um einen Verein überhaupt nicht mag. Zudem ist hier der Kommerz über allem sportlichen stehend. Muss ich nicht haben.

PER: Mit Fußball kann ich nix anfangen, tut mir leid (lacht)

BODYSTYLER: Und zum Schluss - Was können wir noch von Euch in 2023 erwarten, was plant Ihr noch?

ALEX: Das Jahr ist ja schon fast vorbei. In 2024 gibt es auf jeden Fall sehr viel Neues von uns zu hören. Derzeit sind wir mit verschiedenen Labels im Gespräch, denn wir werden unser aktuelles Label KL-Dark Records zum Ende des Jahres verlassen. Mehr dazu bald. Dann habe ich für die spanische Band Mondträume zwei Songs getextet und diese auch für die Band eingesungen. Beide Titel werden auf dem kommenden Mondträume Album zu hören sein. Per-Anders ist auch derzeit an einem Remix für den aktuellen Mondträume Song „Pictures of you“ am Arbeiten. Dieser wird auf der noch vor dem Album kommenden EP veröffentlicht. Natürlich haben wir auch in den letzten Jahren und Monaten hart an unserem neuen Album gearbeitet. 12 Songs sind entstanden und bereits final gemastert. „Pandora´s Hope“ wird der Longplayer heißen und unter dem neuen Label veröffentlicht. Für die kommende Singleauskopplung des Albums haben wir auch bereits ein finales Musikvideo am Start. Von daher gibt es in nächster Zeit viel Neues von District 13. Seid gespannt, wir sind es auch.

BODYSTYLER: Vielen Dank, das Ihr euch die Zeit genommen habt für das Interview. Wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft und bleibt gesund.

PER: Vielen Dank für Euer Interesse an uns und macht bitte weiter so.

ALEX: Grüße an euer Team und vielen Dank