Nino Sable

Dunkel-bunte Vielfaltigkeit

29.12.2023 - Es gibt Künstler, die lassen sich einfach nicht in eine Schublade stecken. Nino Sable gehört dazu, denn seine musikalischen Betätigungsfelder reichen vom Gothic-Rock über diverse elektronische Spielarten bis hin zu Post-Punk oder Indie-Rock. Mit diesem Interview versuchen wir, ein wenig Licht in das verzweigte Schaffen zu bringen und einen ansatzweisen Überblick zu ermöglichen. Von: Torsten Pape

Image Der Künstler inmitten seiner Bands und Projekte. (Foto: Lapis Exilis)

BODYSTYLER: Wenn man im Netz Deinen Spuren folgt, stößt man auf viele Bands, Projekte und Kollaborationen. Gib doch bitte einen kleinen Überblick, womit Du Dich in den letzten fünf Jahren beschäftigt hast.



NINO SABLE: Fünf Jahre lassen sich nur sehr schlecht kurz wiedergeben.
Auch wenn in dem Zeitraum das siebte Album meiner Alternative Band Melanculia erschien, lag mein Hauptaugenmerk in den letzten Jahren, definitiv auf meiner Hauptband Aeon Sable.
Jedes Release und jeder Gig bringen allerdings oft einen riesigen Rattenschwanz mit sich – wodurch die Verwaltung recht zeitaufwendig wurde. Da bleibt nicht so viel Raum für das Formen von Klängen.
 Als dann die Pandemie kam und die gewohnten Bühnen wegbrachen, suchte ich neue Wege und verlagerte mein Schaffen ins Internet, wo ich fortan unter „nino sable“ 3 Alben und 6 Singles veröffentlichte. Anstatt für die Verwaltung, investierte ich die freigewordene Zeit nun in die Erstellung von digitalem Content. Ich erstellte beispielsweise eine Gruppe auf der Plattform Telegram und teilte dort diverse Tracks und Stories. Nebenher hatte ich auch noch eine Radioshow auf Terra Relicta Radio, in der ich monatlich die neuen, anspruchsvollsten Post Punk, Darkwave und Goth Rock Outputs präsentierte.
 Als es für mich ganz hart wurde (Sept. 22), habe ich ein Konzeptalbum unter dem Namen „black hole samain“ (Drone/Industrial) rausgebracht.
Seit Sommer 22 schreibe und komponiere ich auch in der Band Unwished. Unter diesem Namen veröffentlichten Babis Nikou und ich vor kurzem unser Debütalbum „Antichthon“ bei Swiss Dark Nights. 
Nebenher habe ich noch ein kleines Open Air Festival in Witten (Darkmas Fest) gemacht.

BODYSTYLER: Dein früheres Nebenprojekt Deied schien allein durch die veröffentlichte Trilogie und das Coverartwork in ein Konzept eingebettet zu sein. Bei Aeon Sable ist der musikalische Rahmen enger gesteckt und das (zahlen-)magische Konzept ist stets sehr präsent. Melanculia oder alles, was Du unter Deinem Namen veröffentlichst, scheint thematisch wie musikalisch offener angelegt zu sein. Wann sind für Dich (vor-)gesteckte Rahmen hilfreich, wann eher behindernd?



NINO SABLE: Kurz gesagt: Keine Rahmen sind ideal, wenn man Musik macht und gesteckte Rahmen eigenen sich, wenn man an Musik arbeitet. 
Ich lasse mich gerne treiben und komponiere erst einmal ins Blaue. 

Prinzipiell setze ich mich an den PC und bastle drauflos. Manchmal ist es eine schöne Melodie oder der Kick des letztens Songs welchen ich gehört habe, welche mich zum Komponieren animieren. Meistens sind es jedoch die puren Emotionen des Alltags, die mich antreiben.
 Nach und nach zeigen sich dann die Tracks, bei denen der Rahmen eindeutig ist, um sie entsprechend zu schleifen.
 Danach kommt die Selektion - welcher Track passt zu welchem Projekt und dann kommt die Arbeit - in einem gewissen (Projekt-)Rahmen.



BODYSTYLER: Bist Du allgemein jemand, der lange im Voraus plant oder gehst Du neue Wege eher spontan und intuitiv?

NINO SABLE: Beides. Ich gehe prinzipiell gerne intuitiv vor. Manchmal habe ich auch Lust darauf, ein Konzeptalbum zu machen.

BODYSTYLER: Schöpfst Du manchmal auch aus einem bestehenden Fundus von Texten oder werden Deine Lyrics maßgeschneidert auf die Musik geschrieben?

NINO SABLE: 

Ich habe tatsächlich einen Fundus an Lyrics. Diese habe ich allerdings vor vielen Jahren geschrieben - bevor ich in der Lage war für die passende Instrumentierung zu sorgen. Die liegen immer noch irgendwo auf dem Dachboden. Für die Songs die ich im Alltag schreibe, sind die Lyrics immer exklusiv und tagesaktuell.

BODYSTYLER: "Transmigration" ist ein Beispiel dafür, dass es zur Übernahme von Liedgut aus dem einen ins andere Band-Universum geben kann. Abgesehen davon, dass in diesem Fall vielleicht schon der Titel eine selbsterfüllende Prophezeiung enthielt: Was qualifiziert einen Song wie diesen oder auch "Morning sun" zu einem solchen Übergang?

NINO SABLE: 

Die Selektion der Tracks liegt bei Aeon Sable bei Din-Tah Aeon. Bei den beiden erwähnten deied Tracks schlug Din vor, diese bei Aeon Sable aufzunehmen. Genauso wie auch die Melanculia Tracks „Fabulous Land“ und „Darkriders“. Meistens entpuppten sich gerade diese Tracks als gute Brücken zwischen den signierten Aeon Sable Tracks.

BODYSTYLER: Neben der Produktion von Musik, hast Du zum Beispiel auch ein kleines Festival in Witten organisiert und planst für 2024 bereits die nächsten Events. Es scheint fast, als hätten Deine Tage mehr als 24 Stunden. Woher nimmst Du die Energie und den schier unermüdlichen Tatendrang?



NINO SABLE: Ich weiß es auch nicht. Es treibt mich einfach gewaltig an, zu Lebzeiten so vielen Menschen wie möglich eine gute Zeit zu schenken, um das Leben auf Erden halbwegs erträglich zu machen. Musik ist mein Beitrag.

BODYSTYLER: Man kann sich fast nicht vorstellen, dass Du neben der Musik noch anderen Betätigungen oder Hobbys nachgehst. Darf man fragen, womit Du Dich außerdem noch so in Deinem Alltag beschäftigst?

NINO SABLE: 

Ich gehe arbeiten.
Das ist allerdings auch mein zeitaufwendigstes „Hobby“, nach der Musik.

BODYSTYLER: Deine beiden aktuellen Alben "Thorns I" und Thorns II" hast Du unter Deinem eigenen (Künstler-)Namen herausgebracht. Du bewirbst Teil I mit den Sätzen: "Thorns I is an album about synths, ***** and avantgarde. This is not the high polished, pop bum bum crash crash album everybody will love - this is the true spirit of sodenliah made tune."
Diese machen neugierig, werfen aber auch automatisch Fragen auf:
Warum versteckst Du Worte hinter Sternchen?


NINO SABLE: In meiner Version würde da „drugs“ stehen – aber da das Ganze sonst wieder nicht konform ist, habe ich es konform gemacht und es auch schön zeitgemäß versternt.
 Da "drugs" allerdings auch nur ein Ersatz für Liebe, Geborgenheit etc. ist… lässt es durch die Sterne Spielraum für die eigenen „needs“.

BODYSTYLER: Ist "sodenliah" ein Verweis auf Dein Projekt deied? Wenn ja, wie entstand diese Verbindung/Fortführung?

NINO SABLE: Ja, genau. Gemäß der zuvor angesprochenen (deied) Trilogie, landet der Hauptprotagonist „532“ in dem Album „tales of sodenliah“ im Äther der Götter und besitzt die Fähigkeit, jederzeit zurückzukehren.
 Da ein weiteres deied Album sehr unwahrscheinlich ist und „532“ sich im Äther recht wohl fühlt, taucht er nur noch sehr sporadisch in manchen Nino Sable Outputs auf. Beispielsweise auf dem Album "Thorns II", Psalm 9. „ghost ak8hk9“.

BODYSTYLER: Bestand jemals die Gefahr, dass eines Deiner Projekte wie auf Hochglanz polierter Pop hätte klingen können?

NINO SABLE: Haha. Bis jetzt noch nicht. Trotz gut bezahlter Techniker. Ich fand es allerdings trotzdem wichtig darauf hinzuweisen, dass man hier nicht das findet, was man sich wünscht, sondern das, was man nicht erwartet.

BODYSTYLER: Das musikalische Spektrum ist auf beiden "Thorns"-Ausgaben wahnsinnig breit gefächert. Gab es überhaupt musikalische Grenzen oder war generell alles möglich und erlaubt?

NINO SABLE: Keine Grenzen. Das war mir sehr wichtig. Ich wollte ein unklassifizierbares Werk schaffen, an der sich die KI in Zukunft die Zähne ausbeißen kann.

BODYSTYLER: Apropos KI: Mit "blue light" und "new god" beschäftigst Du Dich mit modernen Technologien und deren Gefahren. Wo siehst Du die größte Gefahr und wie schützt Du Dich selbst davor?

NINO SABLE: Moderne Technologien wie beispielsweise die künstliche Intelligenz haben sich in letzter Zeit in jedem Sektor rasant ausgebreitet. Eine Gefahr sehe ich in der KI an sich nicht. Eine Gefahr geht meiner Ansicht nach immer nur von den Menschen hinter und vor der KI aus. Master/Slave
...

BODYSTYLER: Anscheinend war es Dir zu abgedroschen, Rosen, Kakteen oder andere stachelige Pflanzen auf dem Cover zu zeigen. Warum fiel die Wahl auf dieses eher steinige Motiv (oder ist es eher bröckeliger Putz…?)?

NINO SABLE: Nachdem das Album fertig war, setzte ich mir Kopfhörer auf und verließ das Haus, um das entsprechende Cover dazu einzufangen.
Das Bild zeigt tatsächlich bröckelnden Putz… an einer Schulwand.



BODYSTYLER: Welche Aktivitäten sind für die nächsten Wochen/Monate geplant?

NINO SABLE: Da ich gerade erst mit Aeon Sable (09.23), Nino Sable (10+11.23) und Unwished (12.23) Alben veröffentlicht habe, habe ich außer der überschaubaren Aeon Sable live shows (@website) und dem Darkmas Fest am 8.06 in Witten nichts weiter vor.

BODYSTYLER: Dankeschön für‘s Beschäftigen mit meinen neugierigen Fragen und ich wünsche Dir viel Erfolg beim Umsetzen Deiner Ideen und generell mit all Deinen Projekten.


https://ninosable.de
https://unwished.de
https://blackholesamain.bandcamp.com
https://aeonsable.de
https://melanculia.bandcamp.com
https://deied.bandcamp.com