BODYSTYLER: Acht Jahre, sechs Alben – das ist ein beeindruckender Schnitt. Was ist das Geheimnis hinter dieser enormen Produktivität und Kreativität?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Das liegt ganz simpel daran, dass wir nie eine längere Pause eingelegt haben – höchstens mal ein paar Wochen, wenn ich eine Produktion für eine andere Band oder ein anderes Projekt hatte. Aber prinzipiell geht die Produktion für Eisfabrik seit ca. 2013 durchweg voran.
BODYSTYLER: Die musikalischen Köpfe im Eisfabrik-Hauptquartier stehen ja bekanntlich auch bei anderen Bands/Projekten hinter den Reglern. Sind die Ursprünge der jeweiligen Tracks zunächst noch unbestimmten Geschlechts und werden erst im Laufe der Zeit zugeordnet oder gibt es speziell geplante Eisfabrik-, Funker Vogt-, Ravenous- oder Fusspils 11-Produktionszeiträume?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Ja, mittlerweile ist es so, dass wir uns selbst für das jeweilige Projekt eine Deadline setzen und dann wird auch konzentriert auf diesen Abgabetermin hingearbeitet. Es kann mal vorkommen, dass wir während der Produktion feststellen, dass der ein oder andere Song vielleicht doch besser zu einem anderen Projekt passt. Dann wird das erst mal beiseite gepackt oder gleich in einen anderen Ordner geschoben. Aber eigentlich sind die Songs von vornherein für das jeweilige Projekt bestimmt.
BODYSTYLER: Inwiefern würdet Ihr selbst Eure musikalische Evolution umreißen wollen? Was sind Eure Trademarks und was die größten Errungenschaften beim Erweitern des Repertoires?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Ich glaube, dass wir insgesamt besser und reifer klingen als noch auf dem ersten Album „When Winter Comes“. Und ich meine dabei nicht nur den Klang der Produktion, sondern auch Charlys Gesang.
Es gibt eine bestimmte Art, den Sound unserer Dance-Tracks zu mischen, die sofort deutlich macht, dass gerade eine Nummer von Eisfabrik läuft. Ich denke, das habe ich in den letzten acht Jahren ziemlich klar herausstellen können und dürfte auch ein Alleinstellungsmerkmal sein. Wie man das bezeichnet oder ob es ein bestimmtes Trademark ist, mögen andere festlegen.
BODYSTYLER: Ihr betreibt doch bestimmt Überlegungen, wann der günstigste Zeitpunkt für die Veröffentlichung einer neuen Eiskollektion sein könnte? Welche Faktoren spielen eine Rolle?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Wir versuchen zwar immer, uns nicht unter Druck zu setzen, aber da man eine Tour lange im Voraus planen muss und ein Album dazu das ideale Promotool ist, ist es nun meistens doch so, dass noch nichts fertig ist, wenn ein VÖ festgelegt wird. Aber besondere Zeitpunkte, ein Album zu veröffentlichen gibt’s bei uns nicht. Bisher war das fast immer in den Wintermonaten, ist aber eher Zufall als konkrete Planung. Vielleicht machen wir auch mal ein Sommeralbum, denn die Eisfabrik als solche ist ja eher bei warmen Temperaturen sinnvoll. Wer braucht schon im Winter Eis? (zwinkert)
BODYSTYLER: Auf dem neuen Album finden sich auch wieder deutsche Texte. Bisher haben sie noch nie die Oberhand gewonnen, sind bei den Fans jedoch sehr beliebt. Deshalb sei die Frage erlaubt, ob auch ein rein deutschsprachiges Werk denkbar wäre?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Das kann vielleicht mal passieren, wenn zufällig alle englischsprachigen Songs, die wir für ein Album produzieren, hinten runterfallen, weil sie nicht gut genug sind. Ist aber nicht sehr wahrscheinlich.
BODYSTYLER: Das Cover lässt ja einiges an Interpretationsspielraum zu. Gab es interne Streitigkeiten? Funktionieren Eure Hörgeräte nicht mehr? Ist gemeinsames Schreien eine Therapie? Oder war es ein Wettkampf, wer den Mund weiter aufreißen kann?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Dies werden wir wohl nie erfahren… (grinst)
BODYSTYLER: Der Song „Götter in Weiß“ – klingt inhaltlich eher nach Systemkritik, Verbitterung oder schlechten Erfahrungen mit der heilenden Zunft. Darf man fragen, was zu dieser Textaussage geführt hat?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Ich hatte den Albumtitel „Götter in Weiß“ als nicht ganz ernst gemeinten Bezug auf uns selbst im Kopf, als ich Charly diesen vorschlug. Er hatte dann einen Songtext über das offensichtliche Thema geschrieben, welches dann ohne Doppeldeutigkeit zu verstehen ist und eigentlich auch keine Fragen offenlässt. Wir haben den Song jedenfalls nicht wegen eigenen Erfahrungswerten loswerden wollen.
BODYSTYLER: Meine persönlichen Favoriten sind aktuell "Sad lonesome day" und "Dark life". Habt Ihr Lust, ein wenig über die Entstehung von Musik und Text dieser beiden schönen Tracks zu berichten?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Bei unseren Songs entsteht eigentlich fast immer erst die Musik, dann der Text. Das war auch hier so, wobei ich bei dem Titel „Sad Lonesome Day“ das sehr tragende, melancholische Intro nachträglich gebastelt habe. Ich finde, das passt sehr gut zum Inhalt.
„Dark Life“ wurde eigentlich erst richtig interessant, nachdem Charly das eingesungen hatte. Er hat mir dann vorgeschlagen, die langen Vocalpausen zwischen den einzelnen Phrasen mit irgendwelchen Melodiebögen bzw. Bass-Slices zu füllen. Das habe ich gemacht, und so wurde die Nummer erst rund.
BODYSTYLER: „Gott des Feuers“ erinnert mich in musikalischer, aber auch textlicher Hinsicht ein wenig an Songs von Peter Schilling. Könnt Ihr das nachvollziehen bzw. ist das vielleicht sogar ein Künstler, den ihr mögt?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Von Peter Schilling sind mir persönlich nur zwei Songs bekannt. Und die klingen ganz anders als diese Nummer. Also, nein. Sollten da Parallelen auftauchen, ist das reiner Zufall.
BODYSTYLER: Wäre für Euch perspektivisch auch mal ein Gesangsduett denkbar? Wer könnte ein(e) potenzielle(r) PartnerIn sein?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Das haben wir auf unserem ersten Album schon mit einer Sängerin namens „Dianah“ gemacht. Wir haben ihr dann analog zu unseren Pseudonymen mit „Eisfee“ auch eins verpasst.
BODYSTYLER: Remixe Eurer Songs gab es das letzte Mal 2020 und sind aktuell anscheinend immer noch kein Thema. Ist dieses Konzept temporär eingefroren oder für Euch komplett erfroren?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Wir persönlich finden es besser, eigenständige, neue Songs als Boni zu veröffentlichen. Aus eigener Erfahrung haben wir gelernt, dass diese deutlich besser angenommen werden als Remixe. Aber das heißt nicht, dass die ganz gestorben sind für uns. Vielleicht wird es sogar mal ein komplettes Remix-Album geben, sollten wir feststellen, dass man aus einigen Songs was ganz anderes machen oder ganz einfach nur mehr rausholen könnte. Bisher ist das aber nicht der Fall.
BODYSTYLER: Bis dato schlägt meines Wissens in der Eisfabrik nur eine einzige Coverversion zu Buche. Gibt es Ambitionen, sich mal wieder an fremdem Liedgut zu versuchen?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Nein, da ist momentan nichts zu geplant.
BODYSTYLER: Eure Auftritte leben u. a. von einer abwechslungsreichen Show mit einigen Spezialeffekten. Worauf kann sich der Besucher bei den anstehenden Konzerten freuen? Hat der Yeti eventuell Nachwuchs oder Verstärkung bekommen? Schneit es dieses Mal mehr oder anders?
GERRIT THOMAS (DER FROST): Wir haben auf der Götter-in-Weiß-Tour ein komplett neues Bühnenbild mit Robotern als Mikro- und Keyboardständern. Da ist der Look schon mal ein anderer. Außerdem wird uns ein Laserteam auf fast allen Konzerten visuell unterstützen. Und natürlich sind die Schneeeffekte und der Yeti sowieso dabei.
BODYSTYLER: Vielen Dank für das Beschäftigen mit meinen Fragen. Ich wünsche Euch viel Spaß auf der Tour und viel Erfolg mit dem neuen Album.
GERRIT THOMAS (DER FROST): Danke für die Fragen. Viele Grüße!
Tourdates:
12.01.2024 Berlin - Hole 44
13.01.2024 Leipzig – Hellraiser
26.01.2024 Erfurt - From Hell
27.01.2024 Frankfurt a.M. - Das Bett
09.02.2024 Oberhausen – Kulttempel
10.02.2024 Hamburg - Bahnhof Pauli
23.02.2024 München - Backstage Halle
24.02.2024 Dresden – Beatpol
08.03.2024 Köln - Club Volta
09.03.2024 Hannover - Musikzentrum