Schwarzbund

Zwischen Hoffnung und Pessimismus

24.03.2024 - Mit "Das Tier" haben die Jungs aus dem Harz vor gut 15 Jahren die Messlatte von Anfang an hochgelegt. Der Song entstand im Übrigen bei Dirk im Schlafzimmer. Es folgten drei Alben und einige Singles/EPs. Im Mai kann man sie endlich wieder live erleben. Für ein paar Fragen standen Sie uns Rede und Antwort. Von: Boris Brock

Image Der Name ist Programm. (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Ihr spielt nach langer Liveabstinenz am 11.Mai in der KuBa Halle Wolfenbüttel bei der Dark Elektro Night Part 3. Worauf freut ihr Euch dabei am meisten?

SCHWARZBUND: Wir freuen uns auf viele bekannte und neue Gesichter im Publikum, zudem sind Liveauftritte immer für uns etwas Besonderes. Gerade weil diese mittlerweile auch Seltenheitsgarantie haben.

BODYSTYLER: Ist es für Euch etwas Besonderes, nicht so ganz fern Eurer Heimat zu spielen?

SCHWARZBUND: Durch den Heimvorteil ist es natürlich für unsere Freunde, Familien und den Großteil der Fangemeinde (die logischerweise bei uns in der Region größer ist als in anderen Teilen Deutschlands/ der Welt) unsere Konzerte zu besuchen. Dadurch, dass unsere Lieben mit dabei sein können, ist es natürlich auch etwas Besonders für uns.

BODYSTYLER: Für die Leute, die Euch nicht kennen, mögt Ihr Euch den Lesern vom BODYSTYLER Musikmagazin vielleicht noch einmal kurz vorstellen?

SCHWARZBUND: Wir – der Schwarzbund – sind eine Dark Electro Pop Band aus dem Harz. Wir machen seit 2009 eine schwarzbunte Mischung aus alten und neuen Synthsounds und verbinden diese mit hauptsächlich deutschsprachigem Gesang. Textlich geht es meist um die Schattenseiten unserer Gesellschaft und unseres Lebens – mal mit einem Augenzwinkern, mal mit einem Fünkchen Hoffnung, mal kompromisslos pessimistisch.

BODYSTYLER: Wie hat Eure Musikkarriere dereinst begonnen und welche Einflüsse haben dabei eine Rolle gespielt?

SCHWARZBUND: Sofern es man Karriere nennen mag, haben wir uns 2009 zum ersten Mal zusammen gefunden. Damals noch als Duo. Dirk (Mastermind und Soundtüftler) hatte zuvor mit seinem Industrial-Soloprojekt Headcue erste Tracks veröffentlicht und René (Frontmann) war Sänger in einer Darkpunk Band. Aus Freundschaft wurde eine Idee für eine Zusammenarbeit, aus der Idee unser erster Song „Das Tier“, aus dem Tier ein ganzes Album. Der Schwarzbund war gegründet. Komplettiert wurden wir vor einigen Jahren durch Martin (Frontmann und Mastermind von NEOKLIN) an den LiveKeys. Einfluss auf uns hatten und haben diverse Bands vorwiegend aus dem elektronischen Bereich, aber wir haben alle einen sehr breitgefächerten schwarzbunten Musikgeschmack. Daher ist es schwer, bestimmte Künstler festzumachen, die uns besonders beeinflusst haben.

BODYSTYLER: Wie lief es generell in der Szene zu Euren Anfängen so ab, gab es Kontakte mit anderen Bands oder Newcomern der Szene aus der Gegend, wann seid Ihr zum ersten Mal in der Öffentlichkeit aufgetreten, also erste Liveauftritte?

SCHWARZBUND: Der erste Liveauftritt war Ende 2010 in der Kreuzmühle im Oberharz, zeitgleich mit der Fertigstellung/ Veröffentlichung unseres ersten Demo-Albums „Von der Suche nach Wärme und Licht“. Anfang 2011, zeitgleich mit der Vertragsunterzeichnung bei Danse Macabre, hatten wir einen Auftritt bei einem dunklen Newcomer Festival im Berliner K17. Dort hatten wir auch unsere ersten musikalischen Kontakte geknüpft. Zum Beispiel mit Excuse aus Magdedurg und mit der (auch frisch gegründeten) Berliner Formation Any Second. Mit genannten beiden Bands folgten noch weitere gemeinsame Liveerlebnisse, mit Any Second entstanden auch gegenseitig ziemlich kesse Remixe. In den ersten Jahren haben wir viele Aufritte erleben, sowie tolle Musiker kennenlernen und supporten dürfen.

BODYSTYLER: Bitte erklärt den Lesern einmal das Konzept hinter Euren Produktionen. Wie geht Ihr an eine Produktion und wie lief der Arbeitsprozess ab?

SCHWARZBUND: In der Anfangszeit hatten wir sehr unterschiedliche Herangehensweisen an unsere Lieder. Beispielsweise entstand bei „Das Tier“ erst Renés Gesangsaufnahme auf ein Metronom und Dirk baute die Sounds darum auf. Der Großteil der Sounds und Songs entstehen aber in Dirks Kopf, die er dann am PC als Demo ausarbeitet. Häufig ist der Song samt Text schon so fertig, dass sich René nur noch ans Mikro stellen braucht. Oder René kreiert seine Worte auf das bestehende Songgerüst. Anschließend verpasst Dirk dem Ganzen noch den letzten Feinschliff.

BODYSTYLER: Für die Technikfreaks unter uns, mit welchen Instrumenten, DAW´s etc. arbeitet Ihr?

SCHWARZBUND: Als DAW nutzen wir Cubase von Steinberg, dazu Software-Synthesizer und Sampler hauptsächlich von Steinberg, Arturia, Native Instruments, Rob Papen usw., Hardware-Synthesizer u.a. von Moog, Waldorf, Arturia. In den Jahren sind viele Instrumente und Effekte ausgetauscht und hinzugekommen. Man kann sie nicht alle nennen. Gerade bei den Effekten wird ständig mit neuen Plugins experimentiert. Beim ersten Album sind etwa 90 Prozent der Synthsounds mit dem Predator von Pop Papen entstanden. Von diesen Sounds kehren einige immer wieder als Erkennungsmerkmal in unsere Songs zurück. Die Drums werden seit jeher mit NI Battery gesampelt. Der Gesang durchläuft derzeit ein Rode NT1 Großmembran-Kondensatormikrofon und ein Audio-Interface von SSL. Abgehört wird mit Yamaha HS 8.

BODYSTYLER: Wer macht das Cover Artwork bei Euch für Eure Veröffentlichungen?

SCHWARZBUND: Die Bilder werden von Fotografen und von uns selbst gemacht. Das letztendliche Artwork entsteht in Eigenregie am heimischen Rechner.

BODYSTYLER: Wie hat sich die Band, aber auch eure Musik seit Beginn zu heute verändert?

SCHWARZBUND: Durch die Aufnahme von Martin in unseren schwarzen Bund sind vor allem die
Liveauftritte bedeutend lustiger und weniger statisch als zu Anfangszeiten geworden. Unserem Musikstil sind wir über die Jahre treu geblieben, die Sounds sind vielleicht etwas experimenteller und ausgereifter geworden.

BODYSTYLER: Gibt es Künstler, mit denen Ihr gern einmal auftreten würdet?

SCHWARZBUND: Die Ehre hatten wir schon, zum Beispiel als Support für tolle Acts wie ASP, The Crüxshadows, Fliehende Stürme, Kirlian Camera, Grausame Töchter, Kiew…
Supportgigs für Welle:Erdball oder And One sind noch auf unserer Wunschliste. Gemeinsame Auftritte mit befreundeten Bands wären mal wieder sehr schön.

BODYSTYLER: Wie sieht es mit Videos aus - ist das für Euch wichtig, Clips zu den Tracks für
z.B. Youtube und andere Kanäle zu produziert?

SCHWARZBUND: Wenn mal ein Song die Idee für umsetzbaren, visuellen Inhalt und es die Zeit hergab, haben wir ein Video dazu gedreht. Zwei Videos („Der Mensch tanzt“ und „Herbstsonne“) wurden von befreundeten Fotografen gedreht, bearbeitet und geschnitten. Die letzten Videos von uns selbst.
Videos sind für uns ein tolles Mittel, den Songs nochmal eine extra Ebene zu verleihen. Außerdem machen die Dreharbeiten immer ziemlich Spaß. Allein mit Outtakes würden da einige Stunden sehr lustiges Material zusammen kommen.

BODYSTYLER: Was sind Eure "All Time Heroes" im heimischen Plattenregal?

SCHWARZBUND: Bei René sind es Silke Bischoff, 18 Summers, ASP, Siouxsie & The Banshees, Alien Sex Fiend und neuere Acts wie Molchat Doma und She Past Away, die die Playlist hoch und runter laufen.
Dirks riesige Vinylsammlung wird hauptsächlich von Depeche Mode, Front 242, Nitzer Ebb, IAMX, And One, VNV Nation, Suicide Commando, Hocico, Apoptygma Berzerk, Rammstein, The Cure und vielen Pop-, Wave- und EBM-Scheiben der 80er dominiert.

BODYSTYLER: Was außer Musik bereichert noch Euer Leben?

SCHWARZBUND: Unsere Freunde, Familien und Haustiere bereichern unser Leben natürlich am meisten.

BODYSTYLER: Und zum Schluss: Was können wir noch von Euch in 2024 erwarten, was plant Ihr noch? Was möchtet Ihr Euren Fans noch mitteilen?

SCHWARZBUND: Unseren Fans ist sicherlich aufgefallen, dass es in den letzten Jahren um einiges ruhiger geworden ist im Hause Schwarzbund. Liveauftritte sind selten, neue Veröffentlichungen noch seltener.
Unsere Musik und Musik an sich hat natürlich einen besonderen Stellenwert. Privat und beruflich hat sich aber in den letzten 15 Jahren viel bei uns geändert. Unsere Zeit und Energie in diese Bereiche zu investieren, hat mittlerweile oberste Priorität. Ideen gibt es genug, leider nur selten Gelegenheiten, diese auch umzusetzen. Aber es gibt sie noch. Und es gibt uns noch. Ein paar Dinge warten schon in der Pipeline und werden sich dann offenbaren, wenn niemand damit rechnet.
Umso mehr freuen wir uns jetzt auf den bevorstehenden Gig in der KuBa. Es erwarten euch viele alte und weniger alte Songs von uns. Und neue Songs? Das wird der geneigte Leser nur erfahren, wenn er unser Konzert am 11. Mai in Wolfenbüttel besucht.... (lacht)

BODYSTYLER: Vielen Dank, das Ihr euch die Zeit genommen habt für das Interview. Wir wünschen Euch alles Gute für die Zukunft und bleibt gesund.

P.S. Für die Dark Elektro Night 3 in Wolfenbüttel könnt ihr hier bis 28.04.2024 noch 2 Tickets gewinnen. Einfach kurz in die Kommentare des Originalbeitrages bei Northern Art Music auf Facebook schreiben.