Im Februar 2025 kehrte das spektakuläre Projekt an den Ursprungsort zurück und ich hatte zum ersten Mal die Gelegenheit eines dieser Konzerte zu besuchen. Elf Mal hatte ich Deine Lakaien bis jetzt seit 1992 erleben dürfen, drei Mal davon im akustischen Gewand mit Ernst Horn am präparierten Klavier. Jeder Auftritt hatte mich auf ganz eigene Art fasziniert, aber was der Musiker seinem Instrument im reduzierten Rahmen für Melodien und Geräusche entlockte, war einfach spektakulär. Laute und leise Töne verschmolzen mit der Ausnahmestimme von Alexander Veljanov zu einem manchmal aufwühlenden und oft umarmendem Klangbild. Ich war gespannt, wie diese Art der Darbietung in Kombination mit eigens hierfür geschaffenen Projektionen wirken würde.
Bereits beim Betreten des imposanten Kuppelbaus spürte man eine ganz spezielle Stimmung und die Vorfreude schien im Saal zu knistern. Pünktlich um 21 Uhr verdunkelte sich der Raum und die beiden Musiker betraten die kleine Bühne. Auch die letzten Zuschauer neigten nun ihre Sitzlehnen nach hinten und nahmen eine entspannte Liegeposition ein. Sterne begannen an der Decke zu funkeln, der Mond zog seine Bahn über das Firmament und passend dazu erklang der Opener "Walk to the moon". Von nun an begab man sich in einen mitreißenden Strom aus Bildern und Tönen. Der Flug führte zunächst über Wüstenlandschaften, weite Täler, Wasserflächen und Gesteinsformationen. Später folgten Reisen durch die Weiten des Weltraums, aber auch virtuelle Landschaften. Der Fantasie der Macher dieser Videos waren offensichtlich keine Grenzen gesetzt. Im Zusammenspiel mit Klassikern wie "Down down down" oder "2nd sun" und neueren Songs wie "Where the winds don‘t blow", "Unknown friend" oder dem Cover "Because the night" wurde man förmlich hineingezogen in ein rauschhaftes Erlebnis, das angenehm schwindlig machte. Nach den berührenden Klängen des grandiosen "Love me to the end" entließ die Band das Publikum in eine halbstündige Pause und geradezu andächtig genossen viele die im Foyer angebotenen Getränke und Snacks.
Nachdem alle Gäste wieder Platz genommen hatten, baute sich auch im zweiten Teil der Performance schnell wieder eine traumhafte Spannung auf. Der Songtitel "Don‘t wake me up" dürfte dabei vielen der anwesenden Fans aus dem Herzen gesprochen haben und spätestens beim elegischen "Return" war der Genuss atemberaubend. Der absolute Höhepunkt stand jedoch noch bevor und hörte auf den Namen "Mindmachine". Ein hypnotischer Flug durch komplexe "Maschinenräume" im Matrix-Stil ließ das Gehirn des Zuschauers geradezu explodieren und die Erlösung folgte in Form des kathartischen "Dark star". Der Applaus war demzufolge groß und absolut gerechtfertigt. Man spürte einfach pure Dankbarkeit auf beiden Seiten und die wenigen Worte von Herrn Veljanov kamen von Herzen. Mit dem emotionalen "Bei Nacht" verabschiedete die Band die Anwesenden in die fast mitternächtliche Berliner Dunkelheit. Zwei Stunden feinster akustischer und optischer Kunst hallten noch lange nach und für viele Augen- und Ohrenzeugen war klar, dass sie das Konzert-Highlight des Jahres gesehen hatten. Für mich gibt es daran jedenfalls keinen Zweifel. Vielen Dank für diesen fantastischen Abend!
Setlist:
Walk to the moon
Where the winds don‘t blow
2nd sun
Gone
Down down down
Unknown friend
Because the night (Patti Smith Group)
The game
Over and done
Follow me
Love me to the end
______________
Set the controls for the heart of the sun (Pink Floyd)
Without your words
Where you are
Don‘t wake me up
Sick cinema
Return
Eternal sun
Mindmachine
Dar star
______________
Bei Nacht