:wumpscut:

Kinder und Männer bleiben auf dem Schiff

15.04.2012 - Genauso regelmäßig wie der Herr "Wir sind Papst" Ratzinger in Rom sein "Urbi et orbi" verliest, bringt der Herr ":wumpscut:" Ratzinger aus LA (Landshut) seine Klangdokumente unter das gläubige bis hörige Volk. Dieses Mal bittet er dabei zunächst den Teufel und die Weiblichkeit vom sinkenden Schiff ("Women and Satan first"), bevor er uns den alljährlichen, kauzigen Blick in die Karten gewährt. Von: Torsten Pape

Image Na? Cunnilingus Creutzfeuer gefällig? (Foto: Promo)

BODYSTYLER: Rudy, gib es zu: Du spekulierst wild darauf, dass sich die Leute nur wegen des Covers das Album holen!!!
RUDY RATZINGER: Ha, nein, tu ich NICHT. Ich versuch nur, immer das zu machen, was ich mir selbst holen würde. Und diesmal sind das eben unsere vier Hübschen vorne druff.

BODYSTYLER: War es eigentlich schwer, Deine Models zum Cover-Shooting zu überreden und war ihnen überhaupt bewusst, dass sie jetzt weltweit Beachtung finden werden?
RUDY RATZINGER: Nein, das war ganz einfach – nur Sonia SoLo musste ich einfliegen lassen aus USA/Florida. Gibt aber Unangenehmeres, das kann ich dir sagen.

BODYSTYLER: Wer oder was war der Anlass, einen Song wie "Women and Satan First" zu schreiben und sein Album so zu benennen? Wirkt das nicht frauenverachtend oder gar kinderfeindlich?
RUDY RATZINGER: Ganz im Gegenteil: einerseits Gesellschaftskritik (Sex und den Teufel findest du auf privaten Festplatten am häufigsten), andererseits natürlich auch Ironie - du erinnerst dich sicher an die Titanic oder auch im Allgemeinen an die Formulierung "Frauen und Kinder zuerst in die Rettungsboote", wenn das Mutterschiff am Sinken ist. Wär zu flach, daher die Modifikation hin zu Satan.

BODYSTYLER: Oder bist Du gar ein Chauvi?
RUDY RATZINGER: ICH? Ahaha, nein.

BODYSTYLER: Oder ein Satansanhänger, der dem Fürsten alles Gute wünscht?
RUDY RATZINGER: Ich GLAUB doch gar nicht an den.

BODYSTYLER: Oder ein Gottesanhänger, der Satan nicht alles Gute wünscht? Oder was?
RUDY RATZINGER: Ich GLAUB doch gar nicht an den.

BODYSTYLER: Ich hoffe, jetzt kommt nicht immer die gleiche Antwort... Mal sehen: "Death Panacea" kann man - wie viele Deiner Texte - auf verschiedene Weise verstehen / deuten.
RUDY RATZINGER: Ja, Gott sei Dank.

BODYSTYLER: Jetzt spielt Gott doch wieder ne Rolle, oder was? Soll das Heilmittel uns denn nun vom Tod heilen und ewiges Leben bringen oder den Tod bringen und damit das ewige Leben ermöglichen?
RUDY RATZINGER: GENAU.

"Natalie Portman - sehr süß, Jean Reno ebenfalls – da wüsste ich gar nicht, wem ich lieber ein Maschinengewehr."

BODYSTYLER: Gut. Nächster Song: Bei "Kill that little fuck" hast Du Dich ja so richtig ausgekotzt.
RUDY RATZINGER: Wie du das so sagst.

BODYSTYLER: War danach alles wieder schön oder hat Dir der Frust bereits erneut den Magen gereizt?
RUDY RATZINGER: War auch VORHER alles gut, aber ich musste einfach das Görl vom letzten Jahr zu einem Song verarbeiten. Die Lyrics sind Auszüge aus ihren Beschimpfungen – dabei hab ich gar nix gemacht. Beste Passa!

BODYSTYLER: Wie kommt man auf die Idee, bei einem Song wie "Kill that little fuck" an "Spaceballs" zu denken? Was verbindet Song und Film?
RUDY RATZINGER: Vesna/Vespa hieß das retardierende Moment – und die Prinzessin in "Spaceballs" ebenso. Ja, was bleibt mir denn dann anderes übrig?

BODYSTYLER: In "Kill that Little Fuck" lässt Du ja wieder ein Reizthema explodieren! Nicht einmal seinem ärgsten Feind würde man doch vorwerfen, dass Hitler ihn zu Seife verarbeitet hätte! Wer oder was lässt Dich diesen Gedanken laut aussprechen? Oder doch nur Pressegag? Oder was?
RUDY RATZINGER: 'Hitler hätte Seife aus dir gemacht.' – Zitat Vespa. Respekt. Ja, spinnt'n die? Ja, und wie.

BODYSTYLER: Die Verbindung zwischen dem "undertaker, shiver-causing bone-breaker" in "Burial on demand" und dem Schrecken verbreitenden, jedoch mit kindlichem Gemüt gesegneten Profi Leon finde ich sehr spannend. Leute, die beruflich oder psychopathologisch mit dem Tod zu tun haben, üben ja schon lange eine Faszination auf Dich aus. Magst Du eventuell Deine Sicht auf Leon mit unseren Lesern teilen?
RUDY RATZINGER: Bissken zu viel Hollywood, aber das verkrafte ich. Natalie Portman - sehr süß, Jean Reno ebenfalls – da wüsste ich gar nicht, wem ich lieber ein Maschinengewehr. Halt, da fehlt ein bisschen was.

"Ich versuch nur, immer das zu machen, was ich mir selbst holen würde."

BODYSTYLER: Ich hab zufällig gesehen, dass bei amazon aus "Cunnilingus Creutzfeuer" - "Cullilingus Creutzfeuer" gemacht wurde. Ein Schelm wer da an kul(l)inarischen Sprachgenuss denkt, oder?
RUDY RATZINGER: Da hat wohl einer Mist gebaut – aber JA NU, ja nicht SO schlimm. Die kriegen die 10.000.000 Stück schon raus irgendwie.

BODYSTYLER: Wolltest Du mit Deinem vorletzten Track auf dem Album Deine sexuelle Vorliebe kundtun? Oder was hat es mit diesem Creutzfeuer auf sich?
RUDY RATZINGER: Ja, DAS denkt sich jeder mal lieber SELBST mit dazu.

BODYSTYLER: Ist "Grobian" für Dich eigentlich ein vollwertiges Schimpfwort oder hat es vielleicht auch etwas Verharmlosendes?
RUDY RATZINGER: Ja, hat es – war genau die Absicht. Wie du das nur wieder rausgefunden hast? Respekt!

BODYSTYLER: Würde letzterer Aspekt zu Deinem Song und dem Sample passen?
RUDY RATZINGER: Ja, sicher.

BODYSTYLER: Schaut man sich die zehn Millarden Remixe rund um ""WASF" an, fällt sofort auf, dass sich (mal wieder) die Holländer von Advent Resilience an fast allen Albumtracks vergangen haben. Warum dürfen die das? Was verbindet dich mit den Electro-Oranjes?
RUDY RATZINGER: Die Jungs haben es einfach drauf – im Gegensatz zu vielen etablierten Acts, die immer nur Standards abliefern. Halt ich für überflüssig. Dann mal lieber Unbekanntere rangelassen. Hochinteressant auch, was der Remix-Contest bringt jedes Jahr – ZU TOLL!