Julien-K

Ein vernetztes und offenes Bandgefüge

02.05.2012 - Einst aus der Asche der Band Orgy entstanden, veröffentlichten die Kalifornier Julien-K im Januar ihr zweites Album namens „We’re here with you“ und drei Monate später eine dazugehörige Remix-EP. Dies wird jedoch noch nicht die letzte Aktivität in diesem Jahr sein, wie AMIR DERAKH, Gitarrist und Synth-Bediener, unter anderem im Bodystyler-Talk verrät. Von: Torsten Pape

Image Das passiert, wenn die Anweisungen des Fotografen mal nicht eindeutig sind: Julien-K auf Abwegen. (Foto: PR)

BODYSTYLER: Auf dem neuen Album habt Ihr mit vielen anderen Musikern / DJs zusammengearbeitet. Wie kamen all diese Kontakte zustande und wie gestaltete sich der kreative Prozess im Einzelnen? Habt Ihr zum Beispiel via Internet kommuniziert oder gab es persönliche Treffen?
AMIR DERAKH: Ich arbeite schon seit vielen Jahren als DJ. Zurzeit bin ich unter dem Namen Circuit Freq in Sachen Club Music unterwegs und Anthony ‚Fu’ Valcic ist mein Produktionspartner. Während des kreativen Prozesses sind wir ständig auf der Suche nach Konspiratoren, ob für die Remixe oder das Songschreiben. Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand, der mir begegnet ist, zu Julien-K passen könnte, nehme ich eine Song-Idee von demjenigen und stelle sie den anderen Bandmitgliedern vor, um zu sehen, ob sie es mögen. Die Dateien und Tracks tauschen wir dabei zumeist über das Internet aus mit Hilfe sogenannter „Sonic Postcards“. Nur ein einziger Song, nämlich „Breakfast in Berlin“, entstand direkt im Studio. Das hat übrigens so viel Spaß gemacht, dass ich hoffe, in der Zukunft noch mehr auf diese Art zu arbeiten.

BODYSTYLER: Apropos „Breakfast in Berlin“ – was verbindet Euch mit dieser Stadt?
AMIR DERAKH: Es war einfach ein Traum, der in Erfüllung ging, als wir im letzten Jahr die Möglichkeit bekamen, einen ganzen Sommer in dieser Stadt zu verbringen. Dort gibt es Tag und Nacht so viel künstlerische Energie. Wir haben so viele alte und neue Freunde getroffen, Partys gefeiert, Clubs erkundet, Musik geschaffen und gespielt oder einfach nur über die Welt, in der wir leben, geredet. Eine atemberaubende Stadt!

BODYSTYLER: Mit der aktuellen Remix-EP lotet Ihr noch mehr die Extreme aus. Was war ausschlaggebend dafür, die Songs noch mehr in die Richtung Tech-House etc. zu bewegen?
AMIR DERAKH: Das erste Paket von Remixen war zunächst ausschließlich für die Clubs gedacht. Wir lieben einfach diese tanzbare Musik und haben deswegen ja auch Circuit Freq Records gegründet. Hier gibt es den Stoff für all die dunklen und verschwitzten Afterhour-Clubs. Wir haben die Tracks an DJs aus der ganzen Welt geschickt und auch über Beatport veröffentlicht, um sie noch populärer zu machen. Jetzt werden sie zusätzlich bei iTunes und all den anderen Portalen für jedermann zugänglich. Es gibt übrigens noch eine ganze Reihe weiterer, teils eher instrumentaler, mal mehr vocal-lastiger Remixe, die wir auf die für Ende des Jahres geplante Deluxe-Version von „We’re here with you“ packen werden.

"Es wird weitere Experimente von uns geben, also erwartet stets das Unerwartete!"

BODYSTYLER: Warum habt Ihr Euch eigentlich dafür entschieden, zunächst einmal die Leute die Tracks bearbeiten zu lassen, die auch schon die Originale kreiert haben?
AMIR DERAKH: Ich hielt es für ein interessantes Experiment und war gespannt darauf, was sie sich ausdenken würden. Ich finde, sie haben allesamt großartige Arbeit geleistet.

BODYSTYLER: Könnt Ihr eventuell noch etwas zu den „SDS Sessions V.1“ erzählen, die Ende 2011 veröffentlicht wurden? Ich finde die EP großartig, aber sie so kurz vor dem neuen Album herauszubringen, hat bestimmt für ein wenig Verwirrung gesorgt, oder? Die Versionen der alten Songs könnten sogar falsche Erwartungen geschürt haben...
AMIR DERAKH: Um es kurz zu machen: Die Veröffentlichung hat sich ganz einfach verzögert. Sie sollte viel schneller nach dem letzten Album erfolgen. Wir wollten damals in Hamburg einfach in ein Studio gehen, ein paar Songs einspielen und sie auf den Markt bringen. Unglücklicherweise hat sich die Produktion des Vinyls monatelang hingezogen. Es wird jedoch weitere Experimente von uns geben, also erwartet stets das Unerwartete!

BODYSTYLER: Ihr gebt Euren Stücken oftmals Namen, die sich nicht direkt aus dem Refrain ergeben. Mir gefällt das sehr, aber bei „I’ll try not to destroy you“ zum Beispiel ist es ja fast schon schade, diese perfekten Worte nicht auch noch zu hören. Könnt Ihr diesen Ansatz eventuell ein wenig erläutern?
AMIR DERAKH: Das ist etwas, das auf meinem Mist gewachsen ist. Ich habe einfach dieses Faible für Originalität und bin immer dafür, die Songtitel einzigartig sein zu lassen. Ich finde sogar, dass sich viel mehr Musiker diese Mühe machen und in diesem Sinne kreativer sein sollten. Ich mag es besonders, wenn auf diese Weise ein Bild entsteht, das den Song als Ganzes widerspiegelt, auch ohne dass der Titel im Text auftaucht.

BODYSTYLER: Ich muss ja gestehen, dass ich Deine und Ryans Musik bereits seit den Tagen von Orgy mag. Also möchte ich doch einfach mal fragen, ob es eine Chance gibt, dass ein paar der alten Klassiker in Euer aktuelles Repertoire integriert werden könnten?
AMIR DERAKH: Das ist doch eine durchaus interessante Idee...