I-M-R

Wave-Pop und Spaß dabei

18.12.2012 - Seit diesem Jahr weiß man, dass sich die Wege von Dirk Lakomy und Ralf Jesek getrennt haben und ihre Band In My Rosary aufgelöst wurde. Nach Dirks Projekt Lakobeil steht nun jedoch auch Ralf - unter dem Namen I-M-R - mit einem neuen, fantastischen Album in den Startlöchern. "Letters from the paper garden" bietet abwechslungsreichen, melodienverliebten Wave-Pop vom Feinsten. Von: Torsten Pape

Image Hauptsache der Deckenbalken ist gerade... (Foto: ONUK / Bernhard Schmitt)

BODYSTYLER: Angesichts der später folgenden Trennung von Dirk und der Tatsache, dass "Retro" nun das letzte Album von In My Rosary ist, mutet der Satz im Booklet von "Retro" ('Enjoy yourself, it's later than you think!') geradezu prophetisch an. Hat es sich damals ein Ende der Band bereits abgezeichnet oder passt das nur rein zufällig?
RALF JESEK: Potentiell war ja jedes In My Rosary-Album immer das auch letzte. Es war wirklich nie klar, ob es danach noch ein weiteres geben würde, weil das Projekt an sich ja nur während der Zeitspanne einer Produktion existent war. Danach war es faktisch wieder aufgelöst. Insofern fand ich solche kleinen Hinweise immer ganz lustig und sie finden sich übrigens auch in Booklets vor „Retro“. Was allerdings stimmt, ist, dass ich beim Schreiben der ersten Songs tatsächlich das Gefühl hatte, dass das Konzept inzwischen reichlich ausgeschöpft wäre und mir nichts mehr dazu einfallen würde. Erst die Idee, alles in früherer Produktionsweise aufzunehmen, also mit limitierter Spur-Anzahl, einer lediglich in Stereo abgenommenen Rhythmusmaschine, zwei Keyboards und Gitarren, machte die Sache dann wieder interessant. Insofern war da wirklich ein leichter Hauch von „Okay, das war's jetzt“. Andererseits hatte ich diesen Hauch aber eh nach jedem Album im Nacken. Klingt wahrscheinlich etwas seltsam, aber für mich ist das Schreiben bzw. die Umsetzung von Liedern tatsächlich eine künstlerische Herausforderung und wenn diese abgeschlossen ist, fühle ich mich erst mal leer und will davon nichts mehr wissen - also kreativ gesehen. Normalerweise fange ich dann andere Projekte an, um Abstand zu gewinnen. Nach „Retro“ etwa hatte ich die Idee, eine EP mit Duetten aufzunehmen – was letztlich auch die Gastsängerinnen auf „Letters from the Paper Garden“ erklärt. Das tatsächliche Aus kam dann aber doch eher unerwartet, hatte allerdings den positiven Nebeneffekt, dass sich plötzlich ganz neue Perspektiven eröffneten. Wie etwa gemeinsam mit Martin (von Arndt), Holger (Diener) und Hansi (Huenig), die mich ja eh schon seit Jahren bei den In My Rosary-Auftritten unterstützt haben, die musikalische Idee weiter zu verfolgen. Es war irgendwie wieder wie ganz am Anfang: Man hockte zusammen, entwickelte krude Ideen und hatte eine Menge Spaß dabei. Und hastenichgesehn stand auch schon der Gedanke an ein neues Album im Raum.

BODYSTYLER: Hättet ihr ein Problem damit, wenn euch der gute alte Plattenhändler auch weiterhin ins "In My Rosary"-Fach einsortiert?
RALF JESEK: Probleme haben wir mit anderen Dingen, aber es wäre halt schlichtweg falsch. In My Rosary gibt es nicht mehr. Und außerdem hätten wir natürlich lieber ein eigenes Fach, weil das wichtiger aussieht. Aber angesichts der heutigen CD-Verkäufe sind die Abteilungen ja eh so klein, dass dort nur noch nach Alphabet sortiert wird. Und so lange wir nicht unter "L" eingestellt werden…

"Wir schaffen uns leider viel zu oft unsere eigenen Trugbilder und schieben die Schuld dann auf andere."

BODYSTYLER: Never say never! Ralf, ich darf dich mal an ein Statement von dir aus dem Jahre 2004 erinnern: "Wir haben eine feste Arbeitsweise, die sich wohl auch nie ändern wird. Dirk schreibt die Texte und ich bin für alles Musikalische verantwortlich. Wenn wir Gastmusiker einladen, sind die Songs prinzipiell schon fertig arrangiert." Ersteres Prinzip hatte sich ja bereits über die Jahre etwas aufgeweicht, aber mich würde interessieren, wie groß der Einfluss eurer Gäste denn heutzutage ist? Kann ein Song seinen Charakter noch einmal grundsätzlich verändern, wenn er mit neuen Ideen / Einflüssen infiziert oder konfrontiert wird?
RALF JESEK: In unserem Fall gab es kein grundsätzliches Ändern, da wir ja bereits eine konkrete Vorstellung davon hatten, welche Stimmung das jeweilige Stück transportieren soll. Und wir hatten unseren Gästen auch relativ ausproduzierte Versionen geschickt, damit sie ein Gefühl dafür bekommen konnten, worauf wir hinaus wollten. Aber was den letztlichen Klang betrifft, daran hatten die Gastbeiträge wirklich hohen Anteil, was vor allem daran lag, dass alle so unglaublich engagiert waren. Jeder hat ganz eigene Ideen und Arrangements in seine Parts eingebracht und alles hat einfach gepasst. Damit hatten wir wirklich nicht gerechnet, dass jemand so viel Mühe in ein eigentlich fremdes Projekt investiert, einfach fantastisch! Und diese Ideen haben dann natürlich auch die Mischungen beeinflusst. Durch Elenas (Alice Fossi) Gesangarrangements bei „Words“ (vor allem im Refrain) bspw. wurde das Instrumentariun drumherum wesentlich minimaler als es eigentlich geplant war. Aber auch Sara (Noxx), Isabelle (Dekeyser), Paul (Roland), Nicole (Rellum), Doris (Krausse), Annette (Kosakowski), Kai (Kampmann), Stan_I, MS, Alless und RobDVA haben eine neue Note in die jeweiligen Songs gezaubert. Wir können allen gar nicht genug danken. Einfach wunderbare Menschen.

BODYSTYLER: Fast alle der im Vorfeld angekündigten Gäste konnten organisatorisch unter einen Hut gebracht werden. Nur Wolf Koch von den Tors of Dartmoor taucht letztendlich doch nicht auf dem Album auf. Welche Gründe verhinderten sein Mitwirken und gibt es vielleicht Neuigkeiten bzgl. seiner Band, die an dieser Stelle verbreitet werden könnten?
RALF JESEK: Der Titel mit Wolf ist leider nicht rechtzeitig fertig geworden. Er war der letzte auf unserer Liste, weil er generell ein bisschen aus dem Rahmen fiel. Zu seinem Pech rollte dann allerdings eine Hitzewelle über uns hinweg, die das konzentrierte Arbeiten im Studio nahezu unmöglich machte, und ruckzuck stand die Deadline vor der Tür. Aber der Song ist ja nicht verloren. Ich denke mal, dass wir ihn nächstes Jahr fertig produzieren. Also mal so vage dahin gesagt... Die Tors bereiten gerade die remasterten Reissues ihrer Alben vor. Außerdem arbeiten sie schon seit geraumer Zeit an einem neuen Album, das äußerst interessant zu werden verspricht. Nächstes Jahr dürfte man also einiges von ihnen hören. Sprichwörtlich. Und wenn wir schon dabei sind: auch bei Martins Band Printed At Bismarck's Death sind für 2013 neue Veröffentlichungen in Planung.

BODYSTYLER: Das Intro ist ein gutes Beispiel dafür, dass Positives (Kindergelächter) durch Vermischung mit dunklen Tönen / Farben schnell auch einen unheimlichen Eindruck hinterlassen kann. Ähnliches kennt man von Filmsequenzen, die mal mit heiterer, mal mit düsterer Musik unterlegt werden und so vollkommen unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Warum ist Euer "Ghost Intro" der perfekte Einstieg in das Album?
RALF JESEK: Das Kinderlachen gehört übrigens Holgers Sohn Timon, aber das nur nebenbei... Für uns ist es aus drei Gründen der perfekte Einstieg: Erstens baut es eine gewisse Spannung auf. Es verbreitet eine relativ düstere Stimmung und ist sicher nicht die Art von Intro, die man wahrscheinlich von uns erwarten würde. Zumindest haben einige Vorab-Hörer tatsächlich leicht irritiert darauf reagiert - was uns sehr gefreut hat. Ursprünglich gab es ein anderes Instrumental, das eher im typischen Stil aufgebaut war, d.h. mit Strings und dergleichen. Aber als uns Holger „Ghost Intro“ vorstellte, wanderte jenes sofort in die Tonne. Zweitens korrespondiert der Song sehr gut mit dem nachfolgenden „Awake“, in dem es um die Phase zwischen 'noch Alptraum' und 'fast schon wach' geht. Auch hier fanden wir den Kontrast, erst Gitarrensounds, dann Elektronik, sehr hübsch. Und drittens ist es natürlich das kürzeste Stück auf dem Album.

BODYSTYLER: Wie kam es zu der fast schon als exotisch zu bezeichnenden, aber sehr gut funktionierenden Idee, ein Akkordeon ins auditive Gefüge einzubauen? Die Quetschkommode in "By the fire" ist natürlich allein schon deswegen optimal, um die Songzeile 'to squeeze a dream out of this life' zu vertonen... (zwinkert)
RALF JESEK: Ah, sehr interessanter Ansatz. So tiefgehend habe ich das Arrangement noch gar nicht gesehen. Aber jetzt, wo Du es erwähnst... (lacht) Die Idee entstand eigentlich nach einer Probe, als wir bei Martin in der Küche saßen und erfuhren, dass er eine Akkordeon-Spielerin kennt. Und so eine Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht entgehen. In „By The Fire“ gab es bereits einen Sound, der zumindest entfernt an ein Akkordeon erinnert hat, und daher wurde schüchtern angefragt, ob sie nicht Lust hätte, das Ganze besser klingen zu lassen. Glücklicherweise hatte sie selbige.
MARTIN VON ARNDT: Exotisch ist bei I-M-R ja inzwischen fast kein Instrument mehr, schon gar kein akustisches. Mit akustischen Gitarren hat die Band schon immer gearbeitet, dann kamen auch Blasinstrumente dazu, folglich war es fast logisch, zu weiteren akustischen Instrumenten zu greifen. Zumal mich der Song, besonders im Refrain, mit seinem 6/8-Takt durchaus an einen düsteren Shanty erinnert, und was wäre dazu passender als ein Akkordeon?! Außerdem kann ein Akkordeon, wenn es „richtig“ eingesetzt wird (also nicht so wie üblich), eine ungeheuer melancholische Grundstimmung unterstützen oder schaffen. Ich dachte, als ich den Song erstmals gehört habe, an Bowies Coverversion von „In the Port of Amsterdam“ - wenn es gelingen würde, diese Stimmung zu erzeugen... Und es ist uns gelungen, finde ich. Mein persönlicher Favorit auf dem Album.

BODYSTYLER: Angesichts der vielen tollen Gastmusiker und Stimmen, fällt es mir schwer, eine Lieblingspartizipation zu küren. Letztendlich habe ich mich aber doch für "Words" entschieden, da Vortrag wie Wirkung sehr emotional ausfallen und mich dieser Song einfach nicht mehr loslässt. Was könnt Ihr zu diesem Kleinod erzählen?
RALF JESEK: „Words“ basiert auf einer Idee von Holger und handelt zunächst einmal von einem Streit, der sich so weit hochschaukelt, bis die Verhärtungen nicht mehr aufgelöst werden können. Der traurige Unterton und das Kernthema daran ist die Tatsache, dass man diese Tendenz zwar deutlich erkennt, sich zwischenzeitlich aber derart von einer gemeinsamen Wahrnehmung entfernt hat, dass man nicht mehr gegensteuern kann. Thematisch also geradezu prädestiniert für ein Duett. Und Elena hat genau den richtigen Ton getroffen. Und das auch im wahrsten Sinn des Wortes. Anfangs hatte sie einige Bedenken, dass die Tonart etwas zu tief für sie sei, aber glücklicherweise hat sie es dennoch probiert. Ich finde, dass ihre Stimme dadurch einen fast verletzbaren Charakter bekommen hat, der absolut passend zum Lied ist. Sie denkt übrigens darüber nach, „Words“ auch mit Kirlian Camera zu interpretieren, was ziemlich interessant werden könnte. Und ich würde mich freuen, wenn wir es schaffen würden, den Song irgendwann mal gemeinsam live zu spielen.

"Exotisch ist bei I-M-R ja inzwischen fast kein Instrument mehr, schon gar kein akustisches."

BODYSTYLER: "Rainb/el/ow" hat einen tollen Titel, aber auch einen recht surrealen, kryptischen Text, so dass auch hier ein kleiner Einblick in das Innenleben dieses Liedes spannend zu werden verspricht. Was könnt Ihr denn blicken lassen?
RALF JESEK: Die Idee zum Songtitel stammt von Sara Noxx, da reiche ich die Blumen gerne weiter. Mir selbst wollte partout nichts Passendes einfallen, weil ich irgendwie vom Arbeitstitel „Sunday“ nicht wegkam, obwohl der ja nun rein gar nichts mit dem Inhalt zu tun hat. Keine Ahnung, wieso … Heruntergebrochen geht es in dem Song darum, dass man niemanden wirklich kennt und vorsichtig mit seinen Erwartungen, Hoffnungen und vor allem Projektionen in andere umgehen sollte. Am Anfang stand eigentlich der Satz von Sartre 'Die Hölle, das sind die anderen', aus dem dann 'Die Hölle, das sind wir selbst.' wurde. Wir schaffen uns leider viel zu oft unsere eigenen Trugbilder und schieben die Schuld dann auf andere.

BODYSTYLER: 'Nichts ist wie es war,' nachdem Pandoras Box geöffnet wurde. Hört man einen Vorwurf in den Worten 'You have open it up.'? Und warum der unbekanntere Name "Anesidora"?
RALF JESEK: Der Vorwurf kommt eher im nachfolgenden 'and then you're gone'. Womit auch der Kernpunkt angerissen wäre – in einer neuen, sagen wir mal, Welt allein und hilflos zurück gelassen zu werden, und der Versuch, sich darin wieder selbst zu finden. Anesidora habe ich deswegen gewählt, weil es eben der unbekanntere Name ist. Bei Pandora assoziiert man natürlich immer sofort 'Büchse – Plagen – trost- und hoffnungslose Welt'. Und um solch Universales ging es mir gar nicht. Mein Thema ist viel persönlicher. Ich fand einfach die Symbolik eines bösen Geschenks sehr passend: Die Verpackung verspricht Schönheit und der Inhalt bringt Probleme.

BODYSTYLER: Bei "Poisoned Eyes" hab ich ja jedes Mal den absolut hohen Nostalgie-Puls, da das so herrlich nach Derrière Le Miroir (eine andere Band von Ralf; Anm.d.Red.) klingt. Hab gleich noch mal die alten Alben rausgekramt, ha! Ralf, wie war es denn so, nach zehn Jahren wieder gemeinsam mit Nicole und Kai an einem Song zu basteln? Du hast ja bereits hin und wieder neues DLM-Material für möglich gehalten. Wie ist der aktuelle Stand?
RALF JESEK: Es hat wirklich viel Spaß gemacht. Leider konnten wir terminbedingt nicht alle drei gleichzeitig im Studio sein, aber trotzdem war es tatsächlich fast wie früher. Und lustigerweise war da anfangs auch ein bisschen Nervosität im Spiel, weil ja nicht klar war, ob wir nach über 10 Jahren Pause überhaupt noch in der Lage waren, zusammen etwas hinzukriegen. Aber es ist ja alles gut gegangen… Ich denke, dass wir uns nächstes Jahr einfach mal unverbindlich zusammensetzen und über die Aufnahme von ein paar Titeln sprechen. Mal sehen, was dabei rauskommt. Kai hat uns ja bereits letzthin bei unserem Auftritt in Madrid als Gast-Keyboarder unterstützt und dabei haben wir gemerkt, dass die alte Chemie definitiv noch da ist. Ich bin also guter Dinge.

BODYSTYLER: "Stay clean" war ja anscheinend schon früh euer Monster-Baby und wurde größer als ihr das geplant hattet. Was könnt ihr zur Entwicklungsgeschichte des Songs erzählen?
RALF JESEK: Das Demo war noch sehr minimal gehalten, Rhythmus und ein paar analoge Synth-Figuren. Dann kam die Überlegung: 'Hm, wenn wir es live spielen sollten, wären vielleicht ein paar Gitarren nicht verkehrt'. Mit den Gitarren kamen dann noch ein paar Sounds mehr dazu, um das Bett etwas breiter zu machen. Die nächste Überlegung war: 'Hm, für den Refrain würden mehr Sprechstimmen nicht schlecht sein'. Also fragen wir Stan_I und MS von der russischen Gothband Stillife, ob sie nicht vielleicht... und sie wollten. Und wo wir schon dabei waren: Ich hatte gerade einige Wochen vorher mit der italienischen Electro-Band Into Nowhere zusammengearbeitet und vielleicht könnte man auch sie noch... Dann wieder zurück zu live: 'Hm, und Martins Saxofon?'. Demzufolge kam noch ein ziemlich abgedrehtes Saxofon-Solo dazu.
MARTIN VON ARNDT: Ralf hat mich um Sax-Unterstützung gebeten, und ich habe ganz schön geschwitzt, weil ich nicht wusste, wie man hier eine gute Melange aus der sehr harten elektronischen Basis und einem meist doch eher sanft klingenden Altsax hinkriegen soll. Wir haben dann den experimentellen Weg beschritten: alles raushauen und schauen, was passiert. Für mich war es hochinteressant zu hören, was Ralf letztlich aus dem sehr unterschiedlichen Sax-Material, das ich ihm geschickt habe, rausgeholt hat. Der Song hat für mich dadurch eine völlig neue Richtung bekommen.
RALF JESEK: Und diese Richtung hatte ein Gerüst, für das wir 48 Spuren gebraucht hätten - welche wir natürlich nicht hatten. Das dann alles wieder zu komprimieren, war gar nicht so einfach.

BODYSTYLER: Was hat es denn mit den (fiktiven) Stücken #16 und # 23 auf sich? Die Vertonung dieser Texte hätte mich schon interessiert... Und warum druckt ihr nur die Texte von Songs ab, die gar nicht auf dem Album sind? Gibt's denn die Möglichkeit, an die anderen Texte heranzukommen?
RALF JESEK: Öhm, nein, diese Texte sind gar keine Songtexte. Es sind lediglich fragmentarische Kapitel einer Kurzgeschichte, die es überhaupt nicht gibt. Das Booklet sollte eher atmosphärisch werden, deswegen haben wir darauf verzichtet, die kompletten Texte abzudrucken. Es gibt lediglich zu jedem Song ein, zwei Verszeilen, die wir am symptomatischsten fanden. Die erwähnten zwei Kurzkapitel wurden erst kurz vor Druck noch eingeschoben – sozusagen aus einer Laune heraus. Sie sind entstanden, als wir uns auf einen Albumtitel geeinigt hatten, und ich mir einige Gedanken dazu gemacht habe. Für mich fassen sie die Grundthematik „Realität?“ zusammen. Und nummeriert wurden sie, um auf höchst einfache Art und Weise zu verdeutlichen, dass da noch mehr sein muss. Was auch immer das für einen selbst sein mag. Es gibt die Überlegung, die Texte etwas aufzuhübschen und als Download auf unsere Website zu stellen. Aber dafür fehlt momentan gerade die Zeit.

BODYSTYLER: Ihr hattet Euch, glaube ich, schon sehr auf die Auftritte mit The Essence gefreut und nun wurden sie leider kurzfristig abgesagt. Da ich diese Band ebenfalls sehr schätze und auch schon live erleben durfte, kann man nur hoffen, dass es eine Chance gibt, diese Auftritte nachzuholen. Gibt es diesbezüglich Neuigkeiten?
RALF JESEK:Ja, sehr schade. The Essence gehören ja zu meinen musikalischen Jugendheroen und ich hatte mich wirklich darauf gefreut, mit ihnen die Bühne teilen zu dürfen. Besonders doof ist zudem, dass es eigentlich schon das zweite Mal ist, dass eine Kooperation mit ihnen nicht klappt. 1995 hatte Sänger Hans Diener bereits eingewilligt, das kommende Derrière Le Miroir-Album „Thieves & Kisses“ zu produzieren, sagte dann aber aus Termingründen wieder ab, weil The Essence zu der Zeit gerade eine neue Plattenfirma suchen mussten. Aber, na ja, angeblich sollen die Konzerte im März nachgeholt werden. Vielleicht klappt's ja dann...