mind.area

Graues Glühen im Geist-Gebiet

15.04.2015 - Etwas mehr als zwei Jahre hat es gedauert bis Maikko A. erneut ein herrliches, elektronisches Klangkonstrukt unter dem Projektnamen mind.area zusammengeschustert hat. "Glowing grey" ist der Titel des neuen Albums, das elf Lieder enthält, die durch eine ausgewogene Mischung aus Komplexität und Eingängigkeit überzeugen. Von: Torsten Pape

Image mind.area: A music to kill for (Foto: Eky Chan - Fotolia)

BODYSTYLER: Der Titel des Albums lässt die Fantasie schnell auf Hochtouren laufen, gleichzeitig blinken angesichts des "Glühenden Graus" aber auch ein paar Fragezeichen auf. Was symbolisiert die Farbe Grau für Dich, was muss passieren, damit sie einen glühenden Eindruck bei Dir erweckt und warum passt dieser Titel so gut zum neuen Werk?

MAIKKO: Auf dem Album sind einige Gegensätze zu finden und das verbinde ich auch mit diesem Namen. Er steht für die Widersprüchlichkeit, die mich inspiriert, Wege zu gehen, die auf den ersten Blick nicht logisch erscheinen. Sozusagen Ideen, die sich nicht im Gefängnis dieser Logik befinden.

BODYSTYLER: Darf man denn fragen, was Du uns zu den musikalischen Gästen erzählen kannst? Bis auf FleshWire, mit dem Du auch das Projekt A.I.Zero betreibst, dürften die meisten unseren Lesern (noch) unbekannt sein...

MAIKKO: MeCha (Michael Stalzer) sollte als Sänger von Reizstrom und Menschliche Energie doch schon mehreren bekannt sein, seine gute Stimme hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert, wie ich finde. Den Kollegen von Aynth habe ich mal angehauen, nachdem ich einen Remix für ihn gemacht habe. Ich mag diese speziellen Klanglandschaften von Aynth. Und meine weibliche Gesangsunterstützung möchte auf eigenen Wunsch unerwähnt bleiben. Das muss ich natürlich akzeptieren... (zwinkert)

BODYSTYLER: Hat sich an der Zusammenarbeit mit den anderen Musikern im Vergleich zum letzten Album eigentlich etwas geändert oder hast Du erprobte bzw. bewährte Arbeitsweisen beibehalten?

MAIKKO: Das ist eigentlich gleich geblieben, denn es gibt keine bestimmt Vorgehensweise. Ich habe ein Demo, dies als Ausgangspunkt ist immer gleich. Ob das dann so bleibt, entscheiden die Gesangslinie und die musikalischen Inputs der Gäste. Und dabei gibt es eigentlich immer viel Freiraum.

BODYSTYLER: Wie bist Du eigentlich auf Dein russisches Label Scent Air gestoßen und was hast Du bis jetzt besonders an der Zusammenarbeit mit dessen Chef Vladimir Romanow schätzen gelernt?

MAIKKO: Mit AI-Zero sind wir dort gelandet und sehr zufrieden. Da lag es nahe, das Angebot von ScentAir für eine CD-Produktion von M.A anzunehmen. Für mich wäre es bei der aktuellen Produktion keine Alternative gewesen, eine CD selbst zu vermarkten. Und ein rein digitales Release, für das es in Deutschland auch eine Möglichkeit gab, ist in hiesigen Breitengraden doch noch sehr schleppend bis gar nicht akzeptiert. Dazu kommt noch, dass die Arbeit mit Vladimir passt und in musikalischer Hinsicht habe ich auch immer freie Hand.

BODYSTYLER: Viele werden sich fragen, wie es um den käuflichen Erwerb des Albums bestellt ist. Wo und in welchen Formaten kann man "Glowing grey" denn bekommen?

MAIKKO: Im deutschsprachigem Raum ist die CD bei POPONAUT als Jewelcase erhältlich - wie alle ScentAir Releases. Eine streng limitierte Digipak-Version (handnummeriert, 33 Stück) kann man auch noch auf meiner Bandcamp-Seite (mindarea.bandcamp.com/merch) als Pre-Order erwerben. Ab 24.04. gibt es dann die reguläre CD und Download auf meiner Bandcamp-Seite.

BODYSTYLER: Wie darf man sich Maikko A. eigentlich vorstellen, wenn er an seinen elektronischen Klängen und Verschachtelungen bastelt? Nüchtern und bei Tageslicht oder eher mit 'nem Bierchen und nach Mitternacht? Oder beides oder ganz anders?

MAIKKO: Sowohl als auch. Da Bier nicht so mein Getränk ist, eher ohne (zwinkert). Ideen sammeln oder die spontanen als Skizze in die DAW bringen, das passiert doch eher zu späterer Stunde im Homestudio. Wenn's dann an die Vocals geht und ans Abmischen, habe ich noch eine Studioumgebung neben meinem Büro, wo ich mich tagsüber gerne mal zurück ziehe. Die Stücke mit Gästen entstehen dagegen eher indem wir die Tracks übers Netz hin und her tauschen bis es passt. Manchmal ist das auch wie der Remix vom Remix.

BODYSTYLER: Bei futuristischen Klanggebilden und dem Begriff "Cabdriver" musste ich unweigerlich an "Das Fünfte Element" denken. Was war die Inspiration für Deinen Taxifahrer und welchen Stellenwert nimmt dieser schräge Pop-Song für Dich auf dem Album ein?

MAIKKO: Bei dem Text ging mir eine ähnliche Optik durch den Kopf und die Fantasie ein bisschen mit mir durch. Es geht aber um die (fiktiven!) Erlebnisse eines eher „normalen“ Taxifahrers. Der entspricht nicht dem vom Film her bekannten Protagonisten. Doch das Setting ist schon mehr SciFi, obwohl es eher ein Popsong geworden ist. Der Track ist mir wichtig und deshalb ist er auch an die zweite Stelle auf dem Album gewandert.

BODYSTYLER: Angesichts des Titels "Life is a bitch" interessiert es natürlich, was Dich zu dieser Schlussfolgerung inspiriert hat. War da etwas Konkretes am Werke oder spiegelt das eher eine generelle Unzufriedenheit wieder?

MAIKKO: Nein, das war eher eine Momentaufnahme in der Situation der Entstehung. Auch wenn hin und wieder eine Unzufriedenheit aufkommt, ist das Ganze doch etwas im künstlerischen Sinne überzeichnet.

BODYSTYLER: Da ich die im letzten Interview von Dir genannte aktuelle Top 10-Liste sehr spannend fand, möchte ich doch gern eine Tradition daraus machen und Dich erneut nach Deinen musikalischen Favoriten der letzten Monate befragen? Schieß los!

MAIKKO: Das wird jetzt ein bunter Reigen (lacht) und ich will da auch keine Hitliste daraus machen, also ohne Startnummer.

Streak and The Raven
Chrysalide
Euzen
Laibach
Volt 9000
Baasch
Karin Park
Bloodgroup
Røyksopp/Robyn
Deichkind

BODYSTYLER: Wie sieht es denn so mit zukünftigen Aktivitäten, Plänen und Projekten aus?

MAIKKO: Momentan bereiten wir eine neue EP für AI-Zero vor. Weiterhin gibt es auch schon ein paar neue Tracks für mind.area, aber die nächste VÖ wird sich wohl noch etwas hinziehen.