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Avgvst "Onlooker"

Das französische Duo treibt sich schon eine geraume Zeit im Netz herum und veröffentlicht nun auch offiziell und in Deutschland ihr Mini-Album "Onlooker". Bereits beim Opener "Julius K. Nyerere" scheint klar zu sein, wohin die musikalische Reise geht. Gemächlich und verrauscht fließen nämlich reichlich Shoegaze- und Dream-Pop-Klänge ins Ohr des Hörers und man fühlt sich unweigerlich in die späten 80er oder frühen 90er Jahre versetzt. Über sieben Minuten lang windet sich der Track hin und her, wobei mittendrin auch noch ein paar schwere Cure-Gitarren bzw. Bass-Spuren platziert werden und ein Hauch von Gesang kurzzeitig erscheint. Der nächste Titel startet danach so unverhofft elektronisch, dass man sich nicht gewundert hätte, wenn er sich als ein Anne Clark-Stück aus den 80ern entpuppt hätte. An Stelle eines klaren, weiblichen Sprechgesangs ertönt bei "Edouard Levé" jedoch eine durch Effektgeräte gejagte, unverständliche Stimme, wodurch eine recht eigene und schöne Atmosphäre entsteht. Der Titelsong vollzieht danach wieder eine Kehrtwende, dieses Mal in Regionen, die auch schon The Cure auf ihrem "Faith"-Album ausgelotet haben, wobei der Gesang streckenweise als eine gedrosselte Version eines frühen Ronny Moorings (Clan of Xymox) durchgehen könnte. Danach werden wieder die Oldschool-Synthies ausgepackt, wobei "Another source" von einem stampfenden Rhythmus dominiert wird und so wie eine Mischung aus Kirlian Camera und Twice A Man daherkommt. "Or / In" fordert den Rezensenten erneut durch einen Stilwechsel, wobei man hier noch sagen könnte, dass der gerade eben gehört Rhythmus in hektische Regionen beschleunigt, mit einigen dröhnenden Instrumenten vermengt und mit dem angesprochenen COX-Gesang garniert wird. Auf halber Strecke versiegt der Rhythmus plötzlich, kommt zunächst nur noch in Fetzen an die Oberfläche zurück, um im orgiastischen Ende wieder ordentlich mitzumischen. Faszinierende Dynamik, die hier geboten wird! Den würdigen Abschluss bildet ein neunminütiger Ausflug in den "Nowhere Club", in dem eine berauschende Post-Rock-Shoegaze-Mischung erklingt. Auf diesem Kleinformat, das es übrigens nur durch die Anzahl der Stücke, weniger durch die Gesamtlänge ist, werden viele recht unterschiedliche Stimmungen zelebriert und die angeführten Vergleiche, sollen belegen, dass sich diese Band wahrlich nicht um stilistische Schubladen schert. Zwangsweise verliert man dabei ab und an zwar ziemlich den roten Faden, aber eine spannende Mischung bieten die Franzosen allemal. (Torsten Pape)

Label Reptile Music / Anywave | 05.06.2015 | Homepage www.facebook.com/pages/A-V-G-V-S-T/108287029229936

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