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A.I.Zero "Follow (Download-EP)"

Der klanggewaltige, aber eher im gemäßigten Tempobereich angesiedelte Opener des Debüt- Albums "Reality design" wäre wohl vielen eher nicht in den Sinn gekommen, wenn man eine Umfrage für einen möglichen Singlekandidaten gestartet hätte. Da Maikko A. und Flesh Wire aber keine Musiker sind, die sich ausschließlich an kommerziellen Gesichtspunkten orientieren, hat es nun eben doch der Underdog in die Liga der Auskopplungen geschafft. Und da man gerade schon dabei ist, keinen Erwartungen zu entsprechen, hat man nicht etwa eine Single-Version, sondern gleich einen fetzigen Remix an die erste Tracklistenposition gestellt. Die Bearbeitung von Oracle Kai kommt dann auch gut aus der Box, nicht zuletzt deshalb, weil einige BPMs hinzugefügt wurden. Diese Cyber-Dance-Variante wirkt leichtfüßig und doch treibend. Als nächstes wird der wohl gewichtigste Name der EP präsentiert, da keine Geringeren als die Armageddon Dildos Hand angelegt haben. Sie betreiben mit ihrer Bearbeitung überraschenderweise eine zusätzliche Entschleunigung, denn ihrem "Follow"-Ruf könnte selbst eine Electro-Schnecke Folge leisten. Wabernd und bedrohlich dreht dieser Remix seine Runden und verbreitet allein durch die antiken Synth-Klänge nostalgische SciFi-Gefühle. Danach ist es Zeit für die erste "B-Seite", die den Namen "Disease of responsibility" trägt. Diese schnarzt ziemlich Dive-mäßig aus den Boxen, baut geschickt Spannung auf und entlädt sich schließlich in einen flirrenden Soundteppich. Über all dem schwebt ein rezitativer bzw. beschwörender Gesang und der Song endet viel zu schnell nach etwas über drei Minuten. Da wünscht man sich doch direkt eine Extended Version. Nun ist es Zeit für Wolfgang Thums und sein Projekt Photic Sonar, das vor langer Zeit sogar auf einer "Bodyhorst's Popshow"-Compilation vertreten war, jedoch seit über fünfzehn Jahren in der Versenkung verschwunden ist. Seine spannende, verwinkelte und frickelige Variation von "Follow" liefert jedenfalls keine schlüssigen Anhaltspunkte dafür, warum man von diesem Musiker so lange nichts gehört hat. "Keinen Bock" zu haben könnte natürlich eine Erklärung sein, ist jedoch "nur" der Titel der zweiten B-Seite. Der mal zähflüssige, mal sperrige Track entzieht sich zunächst geschickt einer Kategorisierung, bevor einem plötzlich der Begriff "Burn-Out-Avantgarde" in den Kopf schlendert. Diesen eher gemächlich abgewickelten Faden nimmt der letzte "Follow"-Remix geradezu in Zeitlupe auf. Restriction 9 haben sich bis dato fast ausschließlich durch Remixe (u.a. für Human Decay, 3TEETH, Ruined Conflict oder auch Sara Noxx) einen ordentlichen Namen gemacht und liefern auch hier gute Arbeit ab. Mit der bandeigenen EP-Version endet diese schillernde Veröffentlichung, die man als Gratis- bzw. Pay What You Want-Download bei Bandcamp erhält. (Torsten Pape)

Label ScentAir Records | 17.07.2015 | Homepage www.facebook.com/aizero.music

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