Image Gut Gut Gut Gut Gut Gut

Solar Fake "Sedated"

Alles begann im Jahr 2014 als das Electro-Duo Solar Fake einen kleinen "One step closer"-Acoustic-Gig auf dem Amphi-"Dampfer" in Köln spielte. Danach gab es 2015 ein ähnlich gelagertes Fanclub-Konzert in Berlin mit bereits deutlich längerer Setlist und dem letzten Album "Another manic episode" legte man in der limitierten Ausgabe eine "Sedated"-Bonus-Disc mit sieben Pianoversionen von neuen Songs bei. Die Resonanz auf diese reduzierten Darbietungen war so gut, dass man sich entschloss, im Jahr 2017 eine Acoustic-Tour zu starten. Von dieser kann man nun eine Aufzeichnung des Hamburger Abends käuflich erwerben, wobei die zwei CDs den fast kompletten Auftritt und die DVD immerhin fünf der gespielten Stücke sowie Outtakes enthalten.
Trotz gekürzter Tracklist - es fehlt z.B. der Gastauftritt von Peter Heppner - kommt der Hörer immer noch in den Genuss von zwanzig Liedern, die mit Unterstützung von Dirk Riegner (Piano), Norman Selbig (Gitarre), Benni Cellini (Cello) und M.Stolz (Violine) dargeboten werden. Das Spektrum reicht dabei von ganz frühen Stücken wie "Hiding memories from the sun" oder "Here I stand" bis hin zu besagten, sieben Nummern vom letzten Werk. Wer die Geschicke von Sven Friedrich und seiner Bands über die Jahre verfolgt hat, wird jedoch wissen, dass bei Konzerten zudem immer wieder tolle Coverversionen abgeliefert werden. In diesem Fall sind dies Umsetzungen von "Precious" (Depeche Mode) und "Illusion" (VNV Nation), die sich wunderbar ins Gesamtkonzept einbetten. Ganz obendrauf werden zudem noch zwei schöne Lieder präsentiert, die Dirk Riegner für sein neues Projekt Kaleidoskop geschrieben hat.
Wie klingen sie denn nun aber die "sedierten" Versionen? Zunächst einmal kann man natürlich Parallelen zu den Tagen der Dreadful Shadows und Zeraphine ziehen, in denen man ja immer wieder in den Genuss von ruhigen Stücken/Passagen kam. Bereits hier waren ebenfalls Akustik-Gitarren, Klavier und Streicher im Einsatz und die Ausnahme-Stimme von Sven Friedrich schreit ja geradezu danach (sic!), in solch einem Kontext noch besser und natürlich vollkommen unverzerrt zur Geltung zu kommen. Spannend ist dabei zudem, dass man die Stücke nicht 1:1 umgesetzt hat, sondern durchaus andere Nuancen und Melodieführungen herausgearbeitet werden. Die Lieder funktionieren in diesem anderen Kontext einfach perfekt, was ihre Qualität einmal mehr unterstreicht. Neben den schwebenden, sanften und teilweise elegischen Momenten, die es natürlich en masse zu erleben gibt, darf natürlich der Party-Faktor auf einem SF-Akustik-Gig nicht gänzlich fehlen. Nachzuhören ist das bei einem Track wie "I hate you more than my life", wo das elektronische (Rhythmus-)Fundament stärker in den Vordergrund gerückt und das Publikum förmlich mitgerissen wird. Erwähnenswert ist auch noch die Tatsache, dass die Ansagen sowie die Kommunikation mit dem Publikum fast komplett herausgeschnitten wurden. Das macht im CD-Format definitiv Sinn, da so ein sehr schöner Fluss entsteht und man sich im heimischen Umfeld noch besser in die gefühlvollen und nicht selten melancholischen Songs fallen lassen kann. So vergehen die anderthalb Stunden Spielzeit zwischen harmonischer Traum-Sequenz und Euphorie wie im Flug. (Torsten Pape)

Label Out Of Line | 08.12.2017 | Homepage www.solarfake.de

Ähnliche Beiträge

Feature "Berliner Schattenspiele" Review "Enjoy Dystopia" Feature "Willkommen in Dystopia" Feature "Gewinnertypen, nein danke!" Review "You win. Who cares?"