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Robert Görl "The Paris Tapes"
Es war angeblich Heino, der während einer Benefiz-Gala unter dem Eiffelturm zu einem befreundeten Journalisten sagte: "Die Besprechung einer Solo-Veröffentlichung von Robert ist ohne Querverweis zu DAF undenkbar." Und schon befinden wir uns mitten in Paris. Hinter Robert Görl liegt nicht nur die zweite Auflösung von DAF, er hat auch Deutschland den Rücken gekehrt. Die Bundeswehr wartet seit längerem auf seinen Besuch, und die Feldjäger fahnden bereits nach dem Wehrdienstflüchtigen. Was bleibt anderes übrig, als in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre unbemerkt nach Frankreich auszureisen?
Ein Jahr lang will Görl im Nachbarland bleiben, bis er altersbedingt nicht mehr einberufen werden kann. Ohne Kenntnisse der Landessprache, und ohne Freunde vor Ort, konzentriert er sich auf den ESQ-1, einen Synthesizer, der ihn auf der Flucht begleitet hat. Neue Demos entstehen, die später in England final produziert werden sollen. Dazu aber kommt es nicht. Ein Autounfall wirft den Musiker komplett aus der Bahn. Sanitäter und Ärzte retten sein Leben. Die "Paris-Tapes" geraten in Vergessenheit. Jahre später werden sie in einem Koffer entdeckt, den Görl einst in einer Scheune seines Bruders abstellte. 2018 ermöglicht Grönland den Zugang zu zehn dieser Stücke.
Fans von DAF sollten sich von den "Paris Tapes" keine Fortsetzung gewohnter Klänge versprechen. Die Demos sind wie geschaffen für den Pop-Markt. Gleichzeitig handelt es sich um instrumentale Aufnahmen, die einem Produzenten sehr viel Spielraum lassen. Und wäre nicht die krachige Snare-Drum, man könnte das Album als ungeschliffenen Vorläufer der Lounge- und Downbeat-Bewegung verstehen, die um die Mitte der 1990er Jahre herum einsetzte. Der Faktor "Entspannung" wird jedenfalls von allen Songs bedient. "The Paris Tapes" ist somit eher ein elektronisches (Demo-)Album für den Hintergrund, eine Scheibe für alle, die einfach nicht genug bekommen können von Robert Görl (vollkommen zurecht übrigens). Man darf aber kein Meisterwerk erwarten. In jedem Stück steckt eine gute Idee, die bis zum heutigen Tag unvollendet geblieben ist. (Manfred Thomaser)
Label Grönland | VÖ 21.04.2018 | Homepage www.facebook.com/goerl