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Ostara "Eclipse of the West"

War das vorliegende Album ursprünglich bereits für 2018 geplant, hat es letztendlich doch noch zwei Jahre länger gedauert bis die Fans es käuflich erwerben können. Strikt auf 500 Stück limitiert erscheint das neue Werk als Paket aus Vinyl, CD sowie einer signierten Postkarte. Nach den in Schwarz, Weiß und Grau gehaltenen Artworks der letzten Jahre fällt sofort die absolut farbenfrohe Gestaltung auf. Vereinen sich auf der Plattenhülle Orange, Gold- und Bronzetöne, geht mit der Enthüllung des strahlend gelben Vinyls im wahrsten Sinne des Wortes die Sonne auf. Im Zusammenspiel mit dem eher dunklen Albumtitel ergibt das einen absolut spannenden Kontrast.
Eröffnet wird das Album durch Richard Leviathans angenehme Stimme, nur begleitet von einzeln auf der Akustikgitarre angeschlagenen Akkorden. Die ersten Zeilen von "Storm and stress" bringen aber noch ganz andere Saiten zum Schwingen: "Stars of dust and waves of light, planets swimming through the sky, I don't believe in God but I still believe in love." Was für ein großartiger Beginn und kurz darauf entwickelt sich dieser Track sogar noch zu einem wunderbaren Popsong. Zwischen diesen Polen changiert fortan auch der Rest des Albums. Richard bewegt sich stilsicher von der spartanischen Variante des Neo-Folk bis hin zu poppig angehauchten Folk-Songs, die ihre musikalischen Wurzeln in den 60er und 70er Jahren haben. Natürlich sind auch die heroischen und stolzen Töne erneut zu finden, man höre nur den geradezu bombastischen Titelsong. Mit an Bord ist dieses Mal erneut der renommierte, australische Produzent Dave Lokan, welcher Richard schon seit Mitte der 90er Jahre begleitet und unterstützt. Im Gegensatz zu den direkten Vorgängern wirken die Songs dabei oft etwas runder und das Klangbild wurde etwas voluminöser gestaltet. Hin und wieder wird sogar das Tempo deutlich angezogen ("Song of Saul") oder ein fast schon stakkatoartiger Gesangspart eingebaut ("El enemigo"). Von den rockigen Einflüssen, wie man sie besonders auf den Alben "Ultima Thule" (2003) und "Immaculate destruction" (2005) sowie bei den Alternativ-Versionen zum 2009er Werk "The only solace" vorfand, ist weiterhin nichts mehr zu hören.
Textlich bewegt sich Richard dabei erneut auf höchstem Niveau. Seine komplexe Sicht auf die Welt und deren Geschichte oder auch diverse literarische Inspirationen schimmern zwar immer wieder durch, aber der Hörer wird dadurch nicht erschlagen. Vielmehr sind es zutiefst poetische Texte, die hier zu Gehör gebracht werden und die auch ohne Philosophie-Studium einen wunderbaren Sinn ergeben. Faszinierend ist der Kontrast zwischen den teils sonnig anmutenden Stimmungen und den doch eher melancholisch bis kämpferisch oder auch pessimistisch anmutenden Worten. All der Tragik dieser Welt wird hier mit Schönheit und Anmut begegnet, woraus sich etwas wirklich Großartiges, nämlich dieses faszinierende Gesamtkunstwerk entwickelt. (Torsten Pape)

Label Trisol | 29.03.2020 | Homepage www.facebook.com/ostaramusic

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