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Demokratie "Perform & consume"

Demokratie – nie gehört. Stimmt, bis jetzt! Denn ab sofort kann man Demokratie auch auf akustischer Ebene wahrnehmen und sich dabei ausgiebig wundern, warum noch niemand seine Band so genannt hat. Da müssen also erst ein Deutscher (Manfred Thomaser - !distain, Arsine Tibé, The Independent Seasons) und ein Brite (James Knights – Scarlet Soho, Boytronic, Knight$) aufeinandertreffen, um die Demokratie im Musikzirkus zu etablieren. Klingt auf dem Papier auf jeden Fall lohnenswert und vielversprechend. Wie genau hört sich jedoch die tongewordene und gelebte Demokratie an? Im ersten Song („Ice fall“) des Debütalbums treffen zunächst einmal kühle, schwebende Synthie-Flächen auf ein Joy Division-Schlagwerk sowie einen wärmenden, teils mehrstimmigen Gesang und unermüdliche Wiederholungen des jeweils unterschiedlich vorgetragenen Songtitels lassen mit der Zeit einen hypnotischen Sog entstehen. Ist man dann angekommen im demokratischen Sektor, wartet mit „Speed fight date“ auch schon der erste veritable (Tanz-)Hit. Herrlich treibende Percussion-Sounds verschmelzen hier mit prägnanten Gitarrenlicks und variablem Stimmeinsatz. Im folgenden „Persistence“ treffen hingegen Tangerine Dream-Reminiszenzen auf einen Gesang, der direkt aus dem 80s Wave-Pop stammen könnte. So muss sphärische Schmalzmelancholie klingen! Angesichts des nächsten Songtitels „The wall behind the door“ kommt man zunächst einmal ins Grübeln. Kein Mensch möchte doch eine Tür öffnen und dahinter eine Mauer vorfinden. Das ist nicht gerade ein optimistisches Demokratieverständnis. Doch dieser Track entwickelt sich letztendlich deutlich freundlicher/positiver als es der Titel zunächst suggerieren mag und erinnert an einigen Stellen wunderbar an U2s „In God‘s country“. Im Anschluss startet „Where are you (The family tree)“ geradezu düster, fast Sisters-mäßig (I hear you calling Marian…), schwenkt kurz ab in Art Of Noise-Klangspielereien und steigert sich schließlich in einen jubilierenden Refrain, der einen einfach nicht mehr loslässt. Für mich ist das der absolute Überflieger des Werkes und man wünscht sich geradezu eine Single sowie Remixe, die die einzelnen Facetten dieser Komposition noch mehr hervorheben. Mit „The lookout (Seyhan III)“ findet das Werk einen romantischen, friedlichen Ausklang, der mit schönen Akustikgitarren-Parts und einem hörenswerten Text zum Träumen und Hoffnung schöpfen einlädt: „You know how to stumble you know how to fall. And when you‘re sinking you return to the top of the wall“. In diesem Sinne wünscht man diesem abwechslungsreichen und tollen Album eine breite Aufmerksamkeit und der Demokratie den verdienten Erfolg. (Torsten Pape)

Label Specchio Uomo | 29.10.2021 | Homepage www.facebook.com/Demokratiemusic

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