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Demokratie "Speed fight date / Recession"

In Zeiten, in denen die Demokratie im gesellschaftlichen Sinne oftmals ignoriert oder gar mit Füßen getreten wird, ist es schön zu sehen, dass sie sich in anderen Bereichen umso besser entwickelt. Seit 2021 gibt es nämlich ein musikalisches Projekt mit eben diesem Namen, welches nach zwei superben Singles ("Ice fall" & "The lookout (Seyhan III)") sowie dem tollen Debüt-Album „Perform & consume“ nun eine voluminöse EP/Doppel-Single nachlegt. Manfred Thomaser und James Knights widmen sich darauf den bis dato noch nicht ausgekoppelten Tracks und packen sogar noch eine unveröffentlichte Komposition oben drauf. Die Rolle des Titelsongs und Openers übernimmt die eindeutig tanzbarste Kreation des Duos und „Speed fight date“ besticht durch abwechslungsreiche Sounds und schönen Gesang, aber auch einen absolut Ohrwurm-Refrain. Wo der Radio Edit standesgemäß etwas gekürzter daher kommt, weist der Remix von People Theatre eine deutlich homogenere und geschmeidigere Struktur auf, was die Discotauglichkeit zusätzlich verbessert. Noch einen Schritt weiter gehen der basslastige, teils technoide Logan-47-Remix und die minimale, rein perkussive Bearbeitung von Dame Bonnet, was den Song aus zwei weiteren Perspektiven beleuchtet. Eher ruhig und düster ist hingegen das vollkommen neue „Recession“ ausgefallen. Dieses Lied setzt sich mit der moralischen Verkommenheit in der Politik auseinander und reflektiert somit auch das aktuelle Weltgeschehen. Hier wird u.a. die Frage aufgeworfen, ob wirklich für jede schreckliche und schlechte politische Entscheidung eine Rechtfertigung gefunden werden kann bzw. darf? Ähnlich nachdenklich wirkt auch die Version, die Oliver Faig von „Persistence“ angefertigt hat. Hymnisch, dunkel und mit Streicherklängen garniert vermittelt der ursprünglich eher wave-poppige Track nun neue, fesselnde Eindrücke. Bei meinem persönlichen Lieblingstrack des Debüts wählten die Musiker einen weiteren interessanten Ansatz wie der neue Songitel „Where are you? (The extended family tree)“ bereits erahnen lässt. Warum sollte man auch bereits perfekte Sounds und Melodien großartig verändern, wenn man die einzelnen Bestandteile doch einfach liebevoll verlängern und ergänzen kann? Wer also von diesem Lied ebenfalls nicht genug bekommen kann, wird mit dieser zehnminütigen Version definitiv glücklich werden. Der letzte, noch nicht erwähnte Remix stammt vom New Yorker Projekt A Modern Effigy, welches dem eher sinnlich beschaulichen „A wall behind the door“ eine ordentliche Future-Pop-Injektion verpasst, was im Club gut funktionieren sollte.
Unter dem Strich ist diese Veröffentlichung genau so voluminös wie das Album, aber auch qualitativ ebenbürtig ausgefallen und macht den Einstand von Demokratie zu einer noch runderen Sache. (Torsten Pape)

Label Manfred Thomaser/James Knights | 25.03.2022 | Homepage www.facebook.com/Demokratiemusic

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