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Darkness On Demand "Digital Outcast"

Wenn man unserer Welt den digitalen Stecker ziehen würde, wäre es blitzschnell ganz schön dunkel. Viel zu sehr ist der Mensch bereits von Technologien abhängig geworden und der Alltag wird von ihnen bestimmt. Das analoge Leben gerät dabei oft in den Hintergrund und die Natur oder auch den Auftritt der Lieblingsband erleben viele Menschen nur noch durch den Bildschirm ihres digitalen Wegbegleiters. Bezahlt wird bargeldlos, die Transparenz des Lebens ist allumfassend und die logische Konsequenz aus diesen Entwicklungen könnte am Ende sein, dass Arbeitskraft und Kreativität zunehmend auf digitaler Ebene stattfinden. Die künstliche Intelligenz übernimmt das Denken, Androiden die Produktion und der Mensch wird zum Zuschauer oder gar Ausgestoßenen degradiert. Könnte die Dunkelheit an dieser Stelle Schutz und Sicherheit bieten oder lauern etwa auch hier Gefahren? Im vorliegenden Fall – dem mittlerweile dritten Album von Darkness On Demand - birgt sie viele Gefühle, Melodien, elektronische Beats, Fragen und Denkanstöße. Feuer kann man mit Feuer bekämpfen. Digitales vielleicht auch mit Digitalem?
Den Anfang macht das von der "Final way"-EP bekannte "Female grace", wobei die Albumversion in deutlich gemäßigtem Tempo daherkommt. Geschmeidiger könnte der Einstieg nicht ausfallen bevor es mit "Last attack" dann doch recht zügig Richtung Tanzfläche geht, um sich dort den angreifenden Aliens entgegenzustellen. Musikalische Bezüge zur Dance Or Die-Vergangenheit können dabei sicherlich nicht schaden, steigern sie doch merklich die Durchschlagskraft der feurigen Rhythmen. Mit "White clouds" folgt ein weiterer Mid-Tempo-Ohrwurm, der sich poetisch mit dem Thema Depression auseinandersetzt bevor mit "Hang on" ein ruhiger Schrei (sic!) nach Freiheit folgt. Danach prescht mit "Ban of truth" ein weiterer Ohrwurm aus den Boxen: "Don‘t believe in their lies… always question why!" - grandios und mitreißend! Weiter geht es im steten Wechsel aus Tanzbarkeit und ruhigeren Tönen, wobei das psychedelische "Flowers" die Essenz des Albums zu beinhalten scheint. Im Schatten der nuklearen Bedrohung ("Reaktor 4") haben florale Freuden jedoch nur die Chance auf ein Mauerblümchen-Dasein und auch der (tanzende) Himmelsgucker ("Skygazer") könnte einer aussterbenden Spezies angehören. Diese Schicksale gilt es zu verhindern! Welche Rolle spielt dabei der galoppierende "Lord of the harvest"? Wo versteckt sich der Herr mit den vielen Namen? Im Detail oder doch im großen Ganzen? Atemlos wird man im Anschluss mit der großen "Stagnation" konfrontiert. Pianoklänge vereinen sich mit abwechslungsreichen Rhythmen und man fragt sich, ob der Stillstand und die ungewollte Ruhe so schön klingen dürfen? Ganz am Ende kann bei diesem aufwühlendem Album eigentlich nur die Liebe stehen, auch wenn es in diesem Fall eine tragische Version ist. "Tragedy" ist ein Schlaflied der besonders gänsehautigen Art. Die Augen fallen zu, die Träume von den elektrischen Schafen kommen und am Morgen danach stellen wir uns wieder gestärkt dem Kampf gegen die digitalen Monster. (Torsten Pape)

Label Alfa Matrix | 08.09.2023 | Homepage www.facebook.com/darknessondemand/

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