-
Haujobb "The machine in the ghost (2CD Artbook)"
Das deutsche Duo Haujobb hat sich über viele Jahre zu einer festen Größe der Electro-Kultur entwickelt und viele Spielarten ausprobiert bzw. geprägt. Neun Jahre war es bis auf ein Live-Album ruhig um Daniel Myer und Dejan Samardzic, aber nun melden sie sich mit einem neuen Langspieler zurück. Der Titel lässt bereits aufhorchen, da er die gängige Phrase "The ghost in the machine" auf den Kopf stellt und zum Denken anregt. In Sachen Artwork geht man einen zum Thema passenden Weg und präsentiert in grün/gelbem Farbspektrum diverse "Matrix"-like verpixelte Technik.
Auf akustischer Ebene kann der Fan ebenfalls schnell andocken, da gewisse Markenzeichen sofort präsent sind. Allerdings kommen auf dem neuen Langspieler neue Facetten hinzu bzw. werden gewisse Aspekte deutlicher betont. Auf den Vorgängern hatten bedrohliche, geradlinige Beats und abwechslungsreiche Sounds die Oberhand, welche mit innovativen Ansätzen, aber auch der einen oder anderen schmissigen Melodie verknüpft wurden. Auf dem aktuellen Album geht es nun deutlich experimenteller zu und es wird eher die Wohlfühlzone der Klangfetischisten bedient. Dazu trägt ein merklich dominanter Anteil an Samples in Form von Field Recordings bei, die den Songs einerseits Leben einhauchen, aber im Umkehrschluss zu Lasten der Tanzbarkeit gehen. Es klappert, scheppert, dröhnt, zirpt mächtig im Gebälk und wer zu diesen frickeligen, meist ruhigen Tracks tanzen möchte, endet höchstwahrscheinlich mit einem Knoten in den Beinen beim Chiropraktiker. Zudem passt hier natürlich der gern zitierte Spruch diverser Plattenfirmen: "Wir hören keine Single." wie die Faust auf‘s Auge. Einzig "Uselessness" nähert sich nach knapp zweiminütigem Anlauf ein wenig den (ein-)gängigen Ansprüchen. Nichtsdestotrotz gab es im Vorfeld ganze drei Singles, die zumindest zum Teil und mit Hilfe von Remixen das (Tanz-)Potenzial einzelner Tracks herauskitzelten. Die Auswahl der Remixer dürfte zumindest teilweise überraschen, aber die Bearbeitungen von Qual, Actors und Absolute Body Control sind absolut gelungen. Diese findet man dann auch auf der dem tollen Artbook beiliegenden Bonus-CD. Dazu wurden zum einen die restlichen Tracks der Singles gepackt - allesamt bandeigene Bearbeitungen von Albumtracks. Zum andern finden sich bis dato unveröffentlichte Remixe aus den Händen von Chrome Corpse, Agent Side Grinder und Thorofon (alle grandios!) sowie zwei bandeigene, entschleunigte Variationen von "Uselessness".
Fazit: Wer den ohralen Mindfuck erleben will, greift zu der aktuellen Haujobb-Inkarnation. Wer gepflegt abzappeln will, eher zu den Remixen oder früheren Werken/Hits. (Torsten Pape)
Label Dependent | VÖ 20.09.2024 | Homepage www.facebook.com/haujobbmusic