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A.I.Zero "Reality design"

Nachdem dieses Duo uns im Januar ihre Debüt-EP "Obsolete cyborg" schenkte (im wahrsten Sinne des Wortes), ist es nun Zeit für das Debüt-Album. Mit dem Opener "Follow" ergreift sofort spacige SciFi-Atmosphäre vom Hörer Besitz und schnell wird klar, dass erneut elektronische Musik geboten wird, die das Kopfkino ordentlich befeuert und die Fantasie reichlich anzuregen weiß. Nachdem der von der EP bereits bekannte Überflieger-Song "Matter over mind" erneut mitgerissen hat, beweist man im Anschluss, dass die hier präsentierte, relative Geradlinigkeit eher untypisch für die sonstige musikalische Ausrichtung ist. Vielmehr stehen im Folgenden oft kantige, verschachtelte Klänge auf dem Programm, die durch ihre Kombination und Schichtung schwindlig machende Komplexität vermitteln. Aber auch die Reduktion gehört bei A.I.Zero zum Konzept bzw. guten Ton und die eingestreuten, ruhigen Momente wirken nicht minder intensiv. Im Song "In the future" ist diese Spannung sogar kaum zu ertragen, diese wird aber zum Glück durch das folgende "Mein Gewinn" aufgelöst, das als hochmoderne und sozialkritische DAF-Hommage durchgehen könnte. Mit Song Nummer 5 präsentiert man nun eine von drei Interludien namens "Passage" bevor mit "Actually" ein knarziger Brecher auf dem Programm steht, der wohlwollende Gedanken an das Schaffen von Haujobb oder auch die gute alte Off Beat-Zeit in den 90ern weckt. Noch kantiger und brachialer wird es nun mit dem Titelsong. In diesem Track hört man geradezu die Maschinen stöhnen und wenn dann auch noch ein einsames Piano und Gitarren-Akkorde einsetzen wird es fast schon industrieromantisch. Der Koloss bäumt sich auf, 'Echo im toten Raum' und am Ende Isolation... Grandios! "Catharsis" könnte danach auch Fans von Rotersand gefallen, gerade auf Grund des Gesanges, der einen wie ein Panther anspringt, nur um zeitgleich eine Coolness zu vermitteln, die man so zum Beispiel auch aus Filmen wie "Sin City" kennt. Nach diesem sehr rhythmischen Ausflug, bringt das Duo "Stupid reality" zu Gehör, das man ebenfalls von der EP kennt. Mit etwas zeitlichem Abstand vernehme ich hier übrigens Elemente, die eine faszinierende Mischung aus Art of Noise, Yello und Propaganda ergeben. Spannender Effekt! Genau übrigens wie der Text von "Enough", der nämlich deutsch ist und mit dem die Band einmal mehr beweist, dass unsere Sprache auch im Electro-Bereich funktionieren kann, ohne dabei in Plattitüden oder Klischees abzurutschen. Vielmehr benutzt man geschickt die Direktheit der Worte und rüttelt den Hörer wach, ohne ihn anschließend zu bevormunden. Mit "Saves me", dem dritten Song von der EP, sowie dem rätselhaften, kreischenden "Mirim" geht ein Album zu Ende, das im besten Sinne spannend und abwechslungsreich ist. Weiterhin weist es den für dieses Genre unabdingbaren, hohen Produktionsstandard auf, ohne den solche Musik einfach nicht funktionieren kann und auch das Artwork, inklusive einer super schicken, goldenen CD-Oberfläche mit Bandname und Albumtitel auf der abzuspielenden Seite (!) ist absolut hochwertig. Ich bin beeindruckt. (Torsten Pape)

Label Scent Air | 10.10.2014 | Homepage www.facebook.com/aizero.music

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