Bodystyler: Euer neues Album heißt Aftermath. Bezieht sich der Titel eher auf den Weg, den ihr bis zur Entstehung gegangen seid, oder auf das, was nach der Veröffentlichung kommen soll?
Yone: Der Titel „Aftermath“ verkörpert die Folgen einer fürchterlichen Situation, die wir durchstanden haben. Die Folgezeit ist aber nun positiv für uns. Wir beide haben einige sehr schwere Jahre hinter uns. Mein Vater wurde schwer krank und ich musste mir eine Auszeit nehmen, um meiner Familie zu helfen. Familie steht bei mir immer an erster Stelle. Glücklicherweise geht es meinem Vater jetzt etwas besser. Aber wir haben, während dieser Zeit trotzdem nie aufgehört an unserer Musik zu arbeiten. Um unsere Wunden zu heilen, betonierten wir förmlich unser Herz und die Seele in Musik. Sie war quasi zum Überleben nötig und wird dies auch immer sein. Eine Art der Therapie!
Marco: Ich habe in dieser Zeit Heroin geraucht. Ich wurde von Drogen und Alkohol abhängig und habe eigentlich ständig Party gemacht. Mein Leben wurde komplett davon übernommen. Zum Glück ist diese Zeit vorbei. Ich kann jedem, der dies liest, nur raten: seid vorsichtig! Man bemerkt es nicht, aber man verliert sehr schnell die Kontrolle und überlässt dem Zeug seinen Verstand. Das ist es nicht wert. Zum Glück war die Musik meine Rettung. Sie gab mir den Zugriff zurück zum Leben. „Aftermath“ spiegelt somit für uns wieder, durch was wir in den letzten Jahren durch mussten. Man kann es mit den Auswirkungen nach einer nuklearen Explosion vergleichen.“
Bodystyler: Nach dieser Reise in die Seele der beiden, wollen wir natürlich auch was zu der musikalischen Herangehensweise und Produktion wissen. Meiner Meinung nach ist Euch bei den Songs eine perfekte Symbiose zwischen der kalten Elektronik aus Euren Anfangstagen und der düsteren Melodik der letzten Werke geglückt. Geschah dies in einer geplanten Arbeitsweise oder war es der Fluss der Kreativität?
Yone: Danke für das Kompliment. Wir haben definitiv versucht dieses Ziel zu erreichen. Unsere Songs sind im Herzen kalt und elektronisch, werden aber durch eine dunkle Melodie getragen, die den Hörer einspannt und mitreißt. Wir wollen Emotionen und Leidenschaft wachrufen und ich glaube, dies gelingt mit „Aftermath“. Die Entstehung des Albums war sehr emotional für uns und ich glaube der Hörer wird dies spüren.“
Marco: All die Erlebnisse und Emotionen, die ich jeden Tag habe, müssen auf irgendeine Weise aus mir heraus. Decoded Feedback ist eine bewusste Wahl, Musik, Texte und Performance dazu zu nutzen und mich auszudrücken.
Bodystyler: Da wir gerade beim Ausdruck sind, mal eine Frage zu Marcos, für die Electro Szene nicht unbedingt typischen, Gesang. Deine Stimme würde auch gut in eine Goth Rock-Band passen. Ihr habt ja auch schon Fields Of The Nephilim & The Swans gecovert. Eine Option für ein Nebenprojekt?
Marco: Ja, ich liebe die Stimme von Carl McCoy (Sänger der Fields), die Art, wie er singt. Ich nutze meine Stimme nicht einfach nur dafür, um die Stücke zu füllen, sondern als ein Ausdruck meiner Emotionen.
Bodystyler: Das war kurz und präzise, etwas mehr hat sicherlich Yone, zu ihrer Rolle als Frau, innerhalb der Electro Szene, zu sagen, denn der Electro Szene wird bis heute, teilweise ein recht machohaftes Geschlechter Rollenverhalten unterstellt. Wie ist Deine Meinung dazu?
Yone: Ich denke, die Electro Szene gibt sich da ziemlich gleichberechtigt. Ich hatte nie irgendwelche Probleme. Tatsächlich habe ich bisher jeden als respektvoll und unterstützend empfunden. Und ich bin sehr stolz darauf, als Frau in dieser Branche Musik zu schreiben, zu produzieren und aufzunehmen. Ich singe nicht und bin damit glücklich. Es ist so ein Klischee, das eine Frau immer singen muss. Es wird von uns erwartet, weil wir angeblich nur ein Blickfang sind.
Aber ich bin eine ernsthafte Musikerin und nicht daran interessiert, Frontfrau einer Band zu sein. Ich liebe und genieße es, im Hintergrund zu sein und Musik zu machen. Ich bin auch dabei, andere Bands zu produzieren. Momentan eine EP für einen Musiker aus unserer Gegend. Ich hoffe, ich kann dies weiter ausweiten. An erster Stelle steht natürlich die musikalische Arbeit für Decoded Feedback. Ich liebe Musik. Sie ist mein Leben, meine Luft, mein Wasser, meine Seele einfach mein ganzes Dasein.
Bodystyler: Ihr wohnt beide in Kanada. Marco ist italienischer Abstammung und Yone ungarischer Abstammung. Wie groß ist Euer Bezug zu diesen Ländern?
Yone: Wir haben in Italien gewohnt und sind dann nach Kanada gezogen. Ich bin ungarischer und schottischer Abstammung. Es ist nicht ungewöhnlich in Kanada, dass die Einwohner eine Mischung aus unterschiedlicher Herkunft bilden. Glaubt mir, Schotten und Ungarn sind sehr unterschiedlich im Wesen, aber zwischen Ungarn und Italienern sind die Unterschiede nicht sehr groß. Beide Völker bestehen aus sehr leidenschaftlichen Menschen, die sagen, was sie fühlen. Sie haben keine Angst Gefühle zu zeigen und sich selbst zu verwirklichen. Ich und Marco sind beide genauso gestrickt.
Bodystyler: Was für einen Tipp haben solch leidenschaftliche Zeitgenossen für die schlimmste Situation, die einen in Kanada widerfahren kann. Angenommen, ich mache Urlaub in Kanada. Ich steige morgens aus meinem Wohnmobil und vor mir steht ein Grizzly Bär. Was muss ich tun?
Yone: Spendier ihm ein Bier. Da Kanadier Bier lieben, tut es der Grizzly vielleicht auch! Ich habe auch gehört, daß man tot spielen und ganz ruhig und still sein soll. Wahrscheinlich würde ich aber rennen, als wäre die Hölle hinter mir.
Marco: Mach es genauso, wie mit einem Menschen. Sprich mit ihm und er wird Dir zuhören.
Bodystyler: Danke für das Interview. Zum Abschluss die Frage, wann ihr mal wieder live in Deutschland auf der Bühne steht…
Yone: Da wir jetzt beim Dependent-Label unter Vertrag sind, bin ich sicher und hoffe, das wir bald mal wieder live in Deutschland spielen. Wir lieben das Land. Tolles Essen, tolle Leute, eine großartige Electro-Szene, tolles Bier, tolle Architektur... Eine unendliche Liste. Geht auf unsere Online-Seiten, um Infos darüber zu erhalten.
Bodystyler: Da wir so toll sind, machen wir das doch glatt!
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