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Nachlader

"Wenn Du denkst, Du kannst es besser, dann geh doch nach Hause!"

Es stimmt schon: oft nimmt man sich Dinge vor und dann läuft es doch ganz anders ab. In diesem Fall hatte Daniel Baumann sich allerdings einiges vorgenommen, was dann auch tatsächlich funktioniert hat. Zum Beispiel, dass er den neuen "Nachlader" namens "Koma Baby lebt" diesmal selbst produzierte, dass er "sich selbst treu bleiben und sich dennoch musikalisch weiterentwickeln wollte" (Zitat Bandinfo, zweites Album, 90% aller Bands weltweit), und natürlich dass er es diesmal mit seinem eigenen Label statt mit einem Major veröffentlichte.

Interview: Sir Raze // Marshall / © 2010
 
Hat sich für's Foto extra gekämmt: Lehrer Baumann  
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»Die einzig wahre Unterteilung von Musik ist doch ohnehin die in 'gute' und 'schlechte!'«
Daniel Baumann
 
 
 
 
 
 
 
Nachlader "Koma Baby lebt"
VÖ: 30.04. Boing Boing Records
Wer Daniel Baumann heißt, hat das Mittelmaß im Namen. Die Frau vom Amt ruft sicher routiniert diesen Namen auf und der sonst aggressive Schutzmann, der einen wegen komisch riechender Zigarette anspricht, schaut plötzlich mitleidsvoll. Zweierlei Massenkompatibilität in Vor- und Zunamen treibt einige Menschen dazu, sich anderweitig abzugrenzen. Dem Nachlader-Daniel gelingt es auf eine angenehme Weise. Schon das Vorgängeralbum war mit Liedern wie „Arbeitsgeld“ ein Knaller. Die neue VÖ sorgt sogleich mit den Worten „Aber wenn du denkst, du kannst es besser, dann geh doch nach Hause“ für Klarheit. Und ehe man sagen kann „Aber ich wollte doch nur...“, geht es schlagkräftig weiter. Nachlader verstehen sich als die proletarische Boheme. Die Texte sind frech und von Ironie durchwachsen. Electro-clashig und Ohrwurm-artig schlängelt sich die Musik durch das Grossstadt-geplagte Hirn. Einfach genial! (Sir Raze)

 
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Bodystyler: Moin... Moin?
Daniel Baumann:
Ist denn noch Morgen? 

Bodystyler: Irgendwie immer. Morgen ist z.B. wieder Morgen. Wie lebt es sich eigentlich mit einem Massennamen wie Daniel Baumann in einer Kleinstadt wie Berlin? Bist du oft allein?
Naja, es gibt wenige Situationen, in denen der nächste Baumann mehr als 200 Meter entfernt ist. Aber da Olli Schulz auch nicht weiter weg wohnt und ähnliche Probleme hat, hab ich einen Leidensgenossen um die Ecke, mit dem man bei Bedarf gemeinsam weinen kann.

Bodystyler: Ihr habt das neue Album mit Konzerten in Vorräumen von Banken beworben, die Bezeichnung „Bank-Rock“ ist somit treffend. Wie war das und vor allem: wo habt ihr das gemacht?
Wir waren hauptsächlich in Sparkassen - und von Prenzlauer Berg über Friedrichshain bis nach Kreuzberg eigentlich überall. Man kann auf jeden Fall eine Menge Spass haben mit einem Notstromaggregat und einem Einkaufswagen voller Equipment! Und die Bankvorräume nach all den staatlichen Finanzspritzen als öffentlichen Raum zurückzufordern, erschien uns als absolut legitim. Die Banken selbst haben das offensichtlich genau so gesehen, da uns in keiner einzigen Bank irgendjemand gestört hat. Also, Tipp an alle Leser: Probiert's doch einfach mal selbst aus! So eine Bank ist echt ne gute Party-Location und kostet nichts.

Bodystyler: Als Labelchef hat Dich die Finanzkrise sicherlich härter getroffen als z.B. unsere Leser, die sich unser Heft kostenlos mitnehmen müssen, weil sie sich keine richtige Musikzeitschrift leisten können, oder?
Naja, so lange gibt es ja das Label noch nicht. Betriebswirtschaftlich gesehen vergleicht man die Umsätze ja immer mit dem Vorjahr. Und da diese im Vorjahr noch bei 0 Euro lagen, bin ich sehr optimistisch, trotz Krise eine Umsatzsteigerung zu erreichen.

Bodystyler: Unser Heft stammt ja aus einem kleinen, von Gummistiefeltechno und Metalmatten dominierten Kaff im Brandenburgischen. Bewirb Berlin, damit auch die letzten Nasen dort hinziehen und wir, die Dagebliebenen, endlich Kultur machen können!
Ich dachte, die wären alle schon hier! Wenn gar nichts hilft, einfach ein Magazin über Gummimatten machen. Dann habt ihr die Zielgruppe immer vor Augen.

Bodystyler: Wie geht es Serge Kool? Gibt es euer Elektronik-Kollektiv Unkool eigentlich noch?
Dem lieben Serge geht's gut! Er hat ja seit geraumer Zeit ein eigenes Studio und produziert erfolgreich, vor allem im Werbebereich. Das Unkool-Kollektiv ist für uns alle eine wichtige Erfahrung gewesen und wir sind auch immer noch Freunde. Allerdings gibt es zur Zeit wenig bis gar keine musikalische Zusammenarbeit mehr. Vielleicht ändert sich das ja aber auch wieder? Man weiss ja nie...

Bodystyler: Erzähle unserern Lesern etwas über „Bright Lights, Big City“ von Jay McInerney! Ist Dir der Schreibfehler im Inforider aufgefallen? 
Der Schreibfehler ist mir natürlich nicht aufgefallen...peinlich, peinlich! Ihr seid allerdings auch die ersten, die das bemerkt haben. Respekt vor Eurer journalistischen Arbeit! "Bright Lights, Big City" spielt im New York der 80er Jahre und handelt von einem jungen Lektor, der sich im Drogensumpf der kokaingetränkten, neonfarbenen Yuppie-Party-Szene verliert und schließlich erkennt, dass es so nicht weitergehen kann. Auf eine diffuse Art und Weise hat mich dabei die Stimmung im New York der 80er mit der im Berlin der ausklingenden 00er-Jahre erinnert. Der Begriff "Koma Baby lebt!" stammt übrigens auch aus dem Roman. Am besten einfach mal selbst lesen. Es lohnt sich!

Bodystyler: Ich kenne den Radlader, Hoflader, Lada Niva, Einlader, G-Lader und Radler. Was bedeutet Nachlader?
Der Begriff "Nachlader" stammt aus der guten alten C64-Zeit. Damals gab es einige populäre Spiele wie zum Beispiel Summer- oder Winter Games, die aufgrund mangelnder Speicherkapazität jeden Level einzeln nachladen mussten (was mit elendig langen Wartezeiten verbunden war). Gleichzeitig waren die Nachlader-Spiele aber immer die coolsten. Und da ich, gerade am Anfang, ziemlich viel mit C64-Soundfiles gearbeitet habe, bot sich der Name an. Biathlon-Staffeln, bei denen es ja auch immer wieder "Nachlader" gibt, schau ich mir aber auch sehr gerne an!

Bodystyler: Du bist Jahrgang 1974. Welche Musik lief früher bei Dir im Kassettenrecorder? Wir müssen von früher wissen, um heute zu verstehen.
Ich hab ja recht früh angefangen, Platten zu kaufen und war von vornherein nicht auf eine bestimmte Musikrichtung festgelegt. Anfang, Mitte der 80er war ja auch eine Menge los. Von Ideal über Depeche Mode bis hin zu Shakin Stevens und den Toten Hosen hab ich eigentlich alles gehört. Und das hat sich prinzipiell bis heute nicht verändert, auch wenn ich konkret oben genannte Bands nur noch selten bis gar nicht mehr höre. Es gibt nur ganz wenige Musikrichtungen, mit denen ich prinzipiell nichts anfangen kann. Die einzig wahre Unterteilung von Musik ist doch ohnehin die in "gute" und "schlechte", egal ob Indie, Pop, Metal oder Techno.

Bodystyler: Comment zum Bodystyler?
Schön, dass es Euch gibt! Weiter so!


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