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Noblesse Oblige

"Unser persönlichstes Album!"


Versuchungen begegnet man mit Hingabe, das ist in der Musik nicht anders wie in der Liebe oder der Yoga-Stunde. Während letztere neben Harry Potter, Bibi Blocksberg, Lotto oder der Kabbala inzwischen anerkannte Freizeit-Religion ist, tut man sich mit Thelema & Voodoo oft noch etwas schwer. Ebenso bei solch Mysterien, wie z.B. der Geist von Patrick Leagas, David Tibet, Justin Jones & Silke Bischoff wohl in der Karibik fortlebt, oder warum manche Leute im Takt Leoparden-Pelz kotzen... Das Album “Malady” gibt einen faszinierenden Einblick in die magischen Seiten der Popkultur, weist liebevolle Wege aus rituellen Sackgassen jenseits des Allmächtigen & heilt musikalische Genre, die wohl bisher gründlich missverstanden wurden.

Interview:
Ivo Klassmann // © 2010
 
Nanü? Sind Noblesse Oblige jetzt etwa als Trio unterwegs? // Foto: © 2010 RVDA  
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»Ich finde es wichtig, dass man es sich als Zuhörer nicht zu gemütlich macht.«
Noblesse Oblige
 
 
 
 
 
 
 
Noblesse Oblige "Malady"
VÖ: 28.05., RepoRecords

Vom viktorianischen ins kreolische führt diese Selbstsuche durch die Vielfalt des Okkulten & macht Station bei Apocalyptic Folk, Rhytm & Blues, Indie-Rock & Mambo. Was zunächst vielleicht wie Patchwork anmutet, findet seinen eigenen Rhythmus & wird zum Inbegriff durchdachter popmusikalischer Synthese. Zwischenmenschliche Erfahrungen führen zu spirituellen Beziehungen & grenzen sich wohltuend im Soundteppich der Vergleichs-Protagonisten ab. Das "Tropical Fever" spielt mit den unterschiedlichen Charakteren von Valérie Renay & Sebastian Lee Philipp, vermengt deren Rituale nebst Sozialisierung & geht dabei über das klassische Verständnis vom Konzeptalbum hinaus. Love is the Law... & dies eines der 2010er Top-Alben schlechthin. (Ivo Klassmann)




"The Great Electrifier / Beck & Call"
VÖ: 07.05., RepoRecords
Avantgarde-Habitus & die geschmeidige Fusion von vermeintlich Unmöglichem machen den besonderen Reiz an Noblesse Oblige aus. Ihr Vorbote zum dritten Album hat den Electro-Pop weit hinter sich gelassen, ihn aber dennoch als alten Bekannten behutsam in ihre spirituellen Verführungs-Romanzen integriert. In dem Sinne passt es trefflich, das die fragile Kraft der Akustikgitarre & die wahrlich apokalyptische Perkussion auch auf den leisesten Wink gehorchen. "The Great Electrifier" jedoch ist Sebastian Lee Philipp in persona... sein eigener Club Mix umklammert fest die 80er-Akkorde, wirkt aber dennoch frischer als Tolouse Low Trax. Und nach weiteren respektablen Bearbeitungen der angenehm abgeklärten Sehnsucht in Post-Punk, überraschen einen dann auch noch Funker Vogt gewaltig. That's magick! (Ivo Klassmann)

 
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MySpace.com/AdelVerpflichtet
 
 

 
 

Bodystyler: Nun also das berühmt-berüchtigte dritte Album, welches ja auch immer irgendwie als Wegweiser gilt... Was orakeln eigentlich die Karten dazu?
Noblesse Oblige: Die Karten sprechen keine eindeutige Sprache...wie immer bei uns.  Wir sehen das Album aber nicht als einen Wegweiser, sondern als eine natürliche Weiterentwicklung nach unserem letzten Album.

Bodystyler: Anfangs wurdet Ihr noch zur Berlin-Insane-Crowd gezählt, dann gab’s ruhigere, avantgardistischere Töne auf der "In Exile" & nun überwiegen die ausgereiften akustischen Momente. Sucht ihr etwa neue Jünger oder wollt ihr Euren Fans schlicht zur nächsten evolutionären Stufe verhelfen?
Noblesse Oblige: Uns fallen die musikalischen Unterschiede zwischen unseren Alben nicht so auf, es ist eher so, dass uns bestimmte Herangehensweisen und Sounds schnell langweilig werden, und wir auf jedem Album etwas für uns Neues ausprobieren möchten. Ich denke das liegt auch daran, dass wir uns als Menschen zwischen Albumveröffentlichung weiterentwickeln und diese Veränderungen automatisch in den Kreativprozess eingebunden werden. In dieser Ehrlichkeit liegt für mich der größte Reiz des kreativen Schaffens. Der größte Unterschied im Vergleich zu den letzten Alben liegt darin, dass wir dieses Mal einen großen Wert auf die Texte gelegt haben – die sind teilweise auch vor der Musik entstanden. Darum ist es für mich auch unser persönlichstes Album.

Bodystyler:  Weerasethakuls "Tropical Malady", ein filmischer Seelendschungel welcher Euch nicht nur fürs Intro inspirierte, wurde von Kritikern bejubelt & vom Publikum zumeist nicht verstanden. Auch weil er zwei Geschichten in einem Werk abhandelte... kann man da "Lady With The Kazoo" ebenso als thematische Trennung zwischen verschiedenen Lehren, Götzen & Ritualen im Album verstehen?
Noblesse Oblige: Ich fände es nicht schlimm, wenn man das so empfinden würde. Es gibt auf unseren Alben irgendwo immer einen Stimmungswechsel. Ein Moment, der den Zuhörer kurz aus dem Rhythmus bringt. Genau das gefällt mir auch an Tropical Malady. Ich finde es wichtig, dass man es sich als Zuschauer oder Zuhörer nicht zu gemütlich macht.

Bodystyler: Symptomatisch für die erste "Hälfte" des Albums ist die Omnipräsenz von Aleister Crowley. Sätze aus dem Liber AL vel Legis, Moonchild & Equinox... wie kommt man drauf, den Mann nach über 20 Jahren wieder in einen vernünftigen Popkontext zubringen?
Noblesse Oblige: Ich glaube er ist ein von vielen etwas falsch verstandener Mensch. Man hört seinen Namen oft fälschlicherweise in Bezug auf Satanismus und irgendwelche Death Metal Bands. Crowley hat viele meiner Lieblingskünstler stark beeinfluss, dazu gehören vor allem die Filmemacher Kenneth Anger und Donald Cammell sowie natürlich Genesis P-Orridge.
An Crowley fasziniert mich hauptsächlich sein Wille und sein Mut zur Erkundung und Suche jenseits des irdischen Seins. Ich war bis vor kurzem noch der Meinung, dass wir in Europa in einer Zeit leben, in der Spiritualität und überhaupt metaphysische Themen keine große Rolle im Leben der Menschen mehr spielen, bis ich mir wieder bewusst wurde, wie allgegenwärtig eigentlich Religion und Glaube jeglicher Art auch in der westlichen Welt noch sind, und wie viele Menschen sich auch Orakeln wie Tarot und Astrologie anvertrauen. Dieses ganze Thema ist natürlich sehr interessant und auch Musik ist für mich ein sehr mysteriöses Phänomen. Wenn ich über die alten Alchemisten lese, ihrer Suche nach Gold oder Erleuchtung  durch die Vermischung verschiedener Elemente, erinnert mich das immer an Musik.

Bodystyler: Nochmal zur "Lady With The Kazoo"... Kann man angesichts der thematisierten Astralkörper & Sexualmagie mal locker davon ausgehen, dass Valérie dieses Instrument genau wie Amy Gordon beherrscht?
http://amy-g.com/video.html

Noblesse Oblige: Es tut mir Leid um das arme Kazoo, das auf diese perfide Weise von Amy Gordon vergewaltigt wurde..... Es ist ein faszinierendes kleines Instrument mit einer traditionellen Vergangenheit. In Afrika wird das Kazoo schon seit Jahrhunderten bei der Jagd zur Nachahmung von Tiergeräuschen sowie bei Stammeszeremonien verwendet. Valerie spielt es  jedenfalls mit  Würde und der Anerkennung, die das Instrument verdient.

Bodystyler: Sebastians Faible für die apokalyptischen Seiten von Folk & Wave konnte man schon bei Bonus-Tracks & frühem Artwork erkennen. Was glaubt ihr, werden die Reinheitsgebots-Wächter des Genre zur etwas exotischeren Instrumentierung als vom Lagerfeuer gewohnt, oder gar zur perfekten Synthese in "Tropical Fever" sagen?
Noblesse Oblige: Sie werden wohl auch eine gewisse Akzeptanz für Weltmusik, insbesondere Lambada haben müssen, denn ich würde Tropical Fever als ein Gothic Lambada Stück bezeichnen.  Der exotische Klang wird natürlich vor allem durch die Timbales, meine Lieblingstrommeln verstärkt. Es ist auch meine Vorliebe für die Popmusik der Neunziger - vor allem die, die traditionelle Elemente enthält - von Mike Oldfield über Dead Can Dance bis Enigma, die meinen Einfluss auf dieser Platte geprägt hat.

Bodystyler: Die Verschmelzung europäischer & afrikanischer Elemente in der karibischen Kultur wird in Sachen Karneval feuchtfröhlich akzeptiert & der Sarotti-Mohr heißt inzwischen politisch korrekt Sarotti-Magier der Sinne, bleibt für manche jedoch immer noch der "Sambo"... Seit ihr auf Euren zahlreichen Tourneen jemals mit solch stereotypen Vorstellungen konfrontiert worden?
Noblesse Oblige: Sambo war der Name eines afrikanischen Sklaven im 18. Jahrhundert, der sich durch den Kontakt mit Europäern eine Krankheit zuzog, gegen die er keine natürliche Immunität besaß. Wir haben seine tragisch-romantische Geschichte mit der des Voodoo Gottes Ti-Jean Sandor und seiner Verwandlung in einen Zombie verbunden. Da Valerie einen Teil ihrer Jugend auf Martinique verbracht hat, hatte sie zum Thema Voodoo und ihren persönlichen Erfahrungen auf der Insel einiges zu diesem faszinierenden Thema zu sagen.

Bodystyler: Macht es Sinn, die Mädelz hier ganz wild auf die animalische Legende vom "Zanzibar" Leoparden zumachen - wo der doch längst ausgestorben ist?
Noblesse Oblige: Die Toten sind immer die Interessantesten und wenn es die Mädchen wild macht, von ihnen zu erzählen, macht es für mich Sinn. Denn das ist ja letztendlich auch der eigentliche Grund, weshalb ich all das hier mache.

Bodystyler: Angst & Faszination begleiten nicht nur den Umgang mit Medizinmännern jeglicher Couleur, selbiges gilt ja auch für gleichgeschlechtliche Begierden. Weerasethakul, Crowley oder Douglas Pearce hatten damit kein Problem & ihr spielt auf der Glitter + Trauma, welche nun nicht mehr Teil des WGTs ist. Seid Ihr dennoch Gäste des Treffens & wie sieht’s mit den eigenen Tour-Plänen aus?
Noblesse Oblige: Vielleicht werden wir uns einige unserer Freunde beim WGT anschauen, aber wir kommen für die Glitter + Trauma Party nach Leipzig. Dort werden wir zum ersten Mal unser neues Liveset vorstellen, deswegen freuen wir uns schon sehr darauf. Danach stehen weitere Konzerte in Deutschland, Frankreich, England und Osteuropa an. Besonders freuen wir uns auch auf unsere Zusammenarbeit mit dem Futureshorts Kurzfilmfestival in Berlin, dessen Filmprogramm wir musikalisch untermalen werden.

Bodystyler: Besten Dank & gute Besserung…


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Homepage: MySpace.com/NoblesseOblige

 

 
 
 
 
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