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Patenbrigade: Wolff

"Jede Band muss ein Image kreieren, damit sie erfolgreich sein kann!"


Dieses exzellente Interview hat lange auf sich warten lassen. Bereits Ende 2009 geführt, geben Sven und Lance von der Patenbrigade: Wolff interessante Einblicke in die Entstehung ihres aktuellen Albums "Baustoff (Popmusik für Rohrleger)" und verrieten, warum man auf der Bühne nicht alles so schwarz sieht.

 
Interview: Sven Lorenz // Fan-Base.de // © 2010
 
Brigadeleiter Lance Murdock und Brigadier S. Wolff beim Hochstapeln
 
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»Viele fragen sich, warum sind da jetzt Müllmänner auf der Bühne und wo sind die Mülltonnen?«
Lance Murdock
 
 
 
 
 
 
 
Patenbrigade: Wolff  
"Baustoff (Popmusik für Rohrleger)"
Album, VÖ: 04.12., Zweieck Recordings Zurück auf der Baustelle legt die Patenbrigade: Wolff das schwere Gerät ab und sphärisch schöne und groovende Electro-Tracks auf die Schaufel drauf. Das fünfte Album des Ostberliner Duos glänzt mit Dance-, Ambient- und Electro-Pop-Einflüssen, die selbst bei hoher BPMZahl für Entspannung sorgen. 19 Tracks für die Seele, unterstützt von Gast-Stimmen, die u.a. André Hartung, Stefan Leukert, Julia Beyer und Mark Benecke gehören. Wer hier lieber über den Bauzaun schaut als den Kran zu führen, der ist kein Electro-Fan. „Baustoff“ gibt es in voller Länge als Gratis-Download bei: Patenbrigade.com/download. (Manfred Thomaser)

 
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Patenbrigade.com
MySpace.com/Patenbrigade: Wolff
 
 
 
 

Bodystyler: Eure Record-Release-Party zu "Baustoff" ging ja nun schon über die Bühne. Wie war es denn?
Lance: Die war ziemlich erfolgreich. Wir haben in Berlin eine große Fanbase. Das zeichnete sich schon vorher ab, doch hatten wir trotzdem ein wenig Angst. Es kamen so ca. 300-400 Leute und wenn man sich überlegt, dass wir vorher in Koblenz gespielt hatten, wo um die 30 Leute da waren, ist das schon eine gute Steigerung. (lacht) Aber auch generell freuen wir uns immer in Berlin zu spielen, da wir da eben die größte Base haben. So gesehen war das also super, abgesehen von den finanziellen Geschichten. Na ja, Fotoapparat verloren, der Daniel Myer hat irgendwas verloren und von mir sind auch irgendwo ein paar Sachen liegen geblieben.
Sven: Also ich denke auch, dass der Abend erfolgreich war. Für mich ist alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das mit den Gastsängerinnen hat auch alles geklappt und ich habe mich riesig gefreut, dass wirklich so viele Leute da waren - vor allem so viele Leute mit Patenbrigade-Accessoires, sprich Bauwesten und so was. Das war wirklich toll, wenn man da von der Bühne aus wirklich lauter Helme und so was alles gesehen hat. Das hat Spaß gemacht!

Bodystyler: Und es wurde auch gefilmt habe ich gehört?
Lance: Wir selber, also unser Filmteam, haben mit insgesamt sieben Kameras gefilmt und dann gab es auf der Bühne noch mal zwei Kameras. Und dann haben wir ja noch die Fans dazu aufgerufen, dass die alle filmen sollen. Das war strikt erlaubt gewesen. Jetzt sollen die mal alles auf DVD bannen und uns zuschicken. Das werden wir dann alles sichten und wollen Teile aus dem gesamten Material für eine geplante Bildveröffentlichung verwenden. Mal gucken, was da raus kommt.

Bodystyler: Viele Gäste waren ja eingeladen, auch Herr Dr. Mark Benecke...
Lance: ... sowieso, der ist ja eh ein großer Fan von uns, wie aber auch von ihm. Der ist da den ganzen Abend in seinem Doktor-Kittel herumgelaufen, dass falls was passiert, der immer dabei ist. Darüber hatte ich auch noch mal von der Bühne aus informiert, bevor wir anfingen. Auch die ganzen Gastsänger/innen schrieben danach auch noch mal, wie toll die alles fanden und das alle sofort wieder dabei sein würden wollen.

Bodystyler: Ich will jetzt mal etwas zu eurem aktuellen Album "Baustoff (Popmusik für Rohrleger)" wissen. Wie lange habt ihr denn daran gearbeitet und könnt ihr uns etwas über die Produktionsarbeit am Album erzählen?
Sven: "Baustoff" ist ja doch etwas anders als die letzten Alben. Die früheren Alben waren instrumental und es wurden Sprachsamples verwendet. Diesmal waren ja doch ziemlich viele Gastsänger dabei. Die Idee dazu hatte ich vor ca. zwei Jahren. Da fragte ich dann Lance und er fand es gut. Danach fing ich an Tracks vorzubereiten, wo ich dachte, da könnte man gut drauf singen. Tja, dann überlegten wir, wen man fragen könnten. Da fallen einem auf Anhieb natürlich die Leute ein, die man kennt und gut findet. Im Laufe der Zeit kamen dann immer mehr dazu und das hat alles gut funktioniert.
Lance: Das letzte Album war ja offiziell eigentlich "Hochstapler" (2007) und danach kam "Demokratischer Sektor" (2008), was ja die Ansammlung aller bisherigen Maxis plus einiger neuer Tracks war, um die Wartezeit zu verkürzen. Sven hatte in dieser Zeit viel authentisches Material gesammelt und somit erschienen dann noch die EPs "Stalinallee" und "Feind hört mit". Und jetzt "Baustoff" - die CD schlägt ja ein wie eine Bombe, die schon vorher angezündet wurde.

Bodystyler: Ist denn die Einbindung von Gesangparts für euch die logische Weiterentwicklung der Patenbrigade oder ist das eher ein zaghaftes Ausprobieren?
Sven: Also für mich ist es die absolut logische Weiterentwicklung, weil wir machten ja erst "Electro Ambient für Turmdrehkranführer", dann "Clubtracks für Elektroinstallateure" und jetzt eben "Popmusik für Rohrleger". Das war eine Sache, die ich auf jeden Fall mal ausprobieren wollte. Ich glaube wir hatten so eine ganz flüchtige Idee schon mal nach dem ersten Album. Doch da waren wir wohl noch nicht soweit. Jetzt aber war die Zeit gekommen, dass einfach mal zu machen.
Lance: Ich sehe das auch als eine Weiterentwicklung, aber auch als einen gelungenen Versuch. Zwischen uns musste noch geklärt werden, ob wir das erstmal als EP raus bringen oder gleich als ein komplettes Album. Denn ich finde das weicht ja schon ein ganzes Stück von dem Standard ab, den wir uns selbst gesetzt haben. Aber als wir die ganzen fertigen Tracks hatten und auch Zuspruch von außen bekamen, waren wir uns sicher, dass wir das alles doch auch gleich als komplettes Album veröffentlichen können. Im Endeffekt war es auch die richtige Entscheidung.

Bodystyler: Trotz der immer wieder spannenden Welt des Bauwesens, werden ja diesmal deutlich mehr zwischenmenschliche Themen auf den Tisch gepackt und verarbeitet. Was ist passiert?
Sven: Dazu muss man sagen, dass die Texte der Songs von den - wir nennen sie ja Gastarbeiter - stammen. Wir haben denen gesagt: 'Macht einfach was ihr möchtet.'
Lance: Wir sagten denen: 'Lasst mal die Liebe raus, weil über den Bau haben wir jetzt erst mal genug gesprochen. Vergesst den Arbeitsalltag und sprecht über zwischenmenschliche Themen und das was man in der Freizeit so macht.'. Und das haben die dann auch getan. Ich könnte mir auch nicht vorstellen, dass Julia oder Antje was vom Bau singen (so wie wir vom Bau kommend). (lacht) Das würde gar nicht authentisch klingen.

Bodystyler: Ich persönlich finde ja den Song "Fehler 404" sehr gelungen (wahrscheinlich beruflich bedingt). In welchem womöglich frustrierenden Moment wurde denn dieser Song geboren?
Sven: Ja, das können wir wie gesagt gar nicht so genau sagen, weil die Texte wurden wirklich von den Sängern gemacht. In diesem Fall von Stefan Leukert von Decades. Ich weiß nicht, was ihn da frustriert hat. Auf jeden Fall konnte ich es auch nachvollziehen und fand das gut.

Bodystyler: Dann will ich mal noch auf einen anderen Song eingehen, nämlich den Titeltrack "Popmusik für Rohrleger". War es für euch schon länger ein Herzenswunsch, eine Hommage an die "Godfather Of Electropop" aus Düsseldorf zu veröffentlichen?
Lance: Die Frage verstehe ich jetzt nicht (lacht). Sven war ja das erste Mitglied, was bei Kraftwerk ausgestiegen ist. Tja, was will man dazu sagen - Sven ist schon immer ein großer Fan von Kraftwerk. Wir rufen ja übrigens gerade aus Sven's Büro an und da muss ich auch immer durch den Flur ... ich weiß auch nicht, sind Kraftwerk nun eigentlich unsere Fans (alle lachen)?
Sven: Ich finde, jede Electro-Band sollte mal einen Track machen, der dem jeweiligen großen Vorbild entspricht. Das haben Melotron und Depeche Mode auch schon gemacht.
Lance: Von wem haben denn Melotron so was schon gemacht?
Sven: Na auf jeden Fall auf dem Album "Weltfrieden", da ist auch so eine sehr kraftwerklastige Nummer zu finden. (Anm.d.R.: Melotron "Ich tanz die Welt für dich")

Bodystyler: Eure Alben haben ein ganz bestimmtes Merkmal, die Tracks hängen alle direkt zusammen und bilden eigentlich einen kompletten Soundtrack. Was hat das für einen Hintergrund?
Sven: Das ist ja schon so eine Art Markenzeichen von uns geworden. Bereits unser erstes Album war vom Prinzip her ein kompletter Track. Die Sachen sind auch so angelegt, dass man sich hinsetzt und das Album hintereinanderweg hört. Man soll nicht die einzelnen Tracks anskippen und nur ein Stück hören. Man soll sich wirklich sagen können: 'Ich nehme mir jetzt mal eine Stunde Zeit und höre einfach mal das Album durch.' So ein Album soll auch immer ein komplettes Werk sein, statt nur eine Ansammlung einzelner Tracks. Es soll homogen wirken.

Bodystyler: Auf eurer Webseite kann man zeitweise den gesamten Backkatalog und sogar auch euer aktuelles Album kostenlos downloaden. Was bewegt euch dazu, eure Kunst kostenlos ins Netz zu stellen?
Lance: Bevor Sven gleich seinen Standpunkt dazu erklärt, sind wir in der glücklichen Lage ja selbst zu entscheiden, was wir mit der Musik machen, weil wir die Sachen selbst raus bringen. Das ist das Schöne, denn wir brauchten keinen fragen. Wären wir jetzt unter Vertrag, wäre uns das niemals erlaubt worden. Aber ich habe mich mit Sven lange darüber unterhalten, wie wir das auch künftig machen. Den ganzen Backkatalog gibt es immer noch bis Weihnachten und auch danach. Dann werden wir erst mal nur das aktuelle Album freigeben. Und dann schauen wir mal, je nachdem wer Geburtstag hat - Lance oder Sven - geben wir mal irgendeinen Tag wieder irgendetwas frei. Die eigentliche Intention dahinter kann Sven besser erklären.
Sven: Also ich habe da wirklich lange auf Lance eingewirkt. Meine Überzeugung ist es eben, dass Musik an sich selbst frei sein sollte. Man kann zwar Tonträger verkaufen, die Musik enthalten oder man kann z.B. Turnschuhe mit Hilfe von Musik verkaufen aber Musik selbst sollte man nicht verkaufen. Für mich als Musiker ist es natürlich das Allergrößte, wenn sich jemand meine Musik anhört. Da denke ich überhaupt nicht ans Geld, sondern da finde ich es einfach toll, wenn sich Leute damit beschäftigen und mir erzählen, dass ihr Leben von meiner Musik begleitet wird. Ich habe mir einfach mal irgendwann überlegt: Als ich damals 1992 angefangen hatte Musik zu machen, da brauchte man unbedingt ein Label, um überhaupt bekannt zu werden und überhaupt die Musik irgendwie verteilen zu können. Der Gedanke dahinter war überhaupt nicht für den Musiker gewesen, jetzt unbedingt damit Geld zu verdienen. Das war eigentlich scheißegal gewesen. Die Leute wollten ihre Musik irgendwie bekannt machen. Jetzt haben wir eben dieses wunderbare Medium Internet, so dass man auf die ganze Scheißindustrie dahinter nicht mehr angewiesen ist. Ich kann heute einen Track produzieren, den ins Netz stellen und in Brasilien kann den sich jemand sofort anhören. Und das ist eigentlich eine wunderbare Sache. Ich finde, da sollte man sich zumindest als Musiker darüber freuen und nicht so sehr auf die Finanzen achten. Für einen Musiker ist es immer noch das Wichtigste, dass man Musik machen kann und diese Musik auch gehört werden kann.
Lance: Also ich möchte da noch anmerken - erstmal - dass Sven natürlich recht hat (lachen) - aus Sicht der Musiker natürlich mehr als aus Sicht der Label. Im Endeffekt wird da deutlich mehr Augenmerk darauf gelegt, weil die Patenbrigade:Wolff in der Szene schon etwas bekannter ist. Es gibt ja unzählige Bands, die überhaupt nicht bekannt sind und immer alles kostenlos ins Netz stellen, aber das interessiert dann kein Schwein. Das wird runtergeladen und man redet auch nicht darüber. Jetzt machen wir das und es wird darüber gesprochen. Wir sind uns ja einig, die Musik ist ein wertvolles Gut. Wären wir jetzt nicht bekannt, würde das schon wieder anders sein, es würde keinen interessieren.
Sven: Ich glaube einfach, dass das eh die Zukunft ist. Musik wird kostenlos sein und das wird sich überhaupt nicht verhindern lassen. Und wenn man irgendwie mit Musik Geld verdienen will, muss man sich einen anderen Weg suchen und das irgendwie über eine Zweitverwertung machen, was übrigens z.B. beim Fernsehen selbstverständlich ist.

Bodystyler: Mal eine Frage zur Organisation bei euch. Wie sieht das denn aus bei der Patenbrigade:Wolff - gibt es eine organisierte Arbeitsteilung?
Lance: Absolut! Das muss auch so sein, sonst würde die ganze Brigade gar nicht funktionieren. Das ist wirklich wie im Osten. Da wird von oben etwas vorgegeben und dann wird der Plan erfüllt und ob der Plan wirklich erfüllt wurde, entscheiden dann immer die Demonstranten, in dem Fall unser Publikum. Unsere Arbeitsteilung funktioniert so, dass Sven zu 99,9% für die Musik verantwortlich ist und da lasse ich ihm auch komplett freie Hand. Natürlich treffen wir uns regelmäßig und sprechen die Produktionen durch, vor allem, wenn es dem Ende zugeht. 'Kann man das so machen? Kann man das nicht so machen? Wo wollen wir hin? ...' und überhaupt die ganze Planung. Du weißt selber - ich bringe die Sachen raus in dem Sinne. Und dann entscheide ich, abgesehen von ein- oder zweimal, wo ich einen Song abgelehnt habe und sagte: "Das gefällt mir gar nicht und das soll da nicht drauf ... ."
(Sven unterbricht)
Sven: Hast du dann aber trotzdem drauf gemacht. (lacht)
Lance: Genau (lacht), weil mir auch keine andere Wahl gegeben wurde. Und jetzt sagt Sven: 'Hättest du mal härter durchgegriffen... ', weil es ihm ja selbst peinlich ist. Nee, aber so kann man das sagen. Er redet mir in die ganze Veröffentlichungs- und Promotionpolitik nicht rein und ich rede ihm nicht in die musikalischen Dinge rein. Natürlich reden wir darüber. Jeder macht das, was er am besten kann. Sven hat einfach 'nen ganzen Fuhrpark an Instrumenten hier. Ich würde, wenn ich ehrlich bin, auch gern mal ein paar Tracks durch den Fleischwolf drehen und mal so den "Lance Murdock-Style" ... dann würde das mehr so wie Brummkreisel-Band und Speichler klingen. Ja, also so fahren wir eigentlich ganz gut. Wenn den Einen etwas ankotzt, dann sagt der das auch und dann wird das eigentlich - ignoriert. (lachen)

Bodystyler: Noch eine Frage, die mir kurz vor dem Interview eingefallen ist. Für den Ex-DDR-Bürger ist der Begriff „Patenbrigade“ selbsterklärend. Im Westteil Deutschland besteht da sicherlich immer noch Klärungsbedarf. Aber wie zur Hölle funktioniert das alles im Ausland? Ich glaube, ihr hattet jetzt auch ein Special bei einem südamerikanischen Radiosender.
Lance: Ja, in Argentinien war das. Also ich glaube ganz ehrlich, dass sich die Leute damit gar nicht auseinandersetzen. Die gehen eher von der Musik aus, wenn die uns hören. Die Leute sagen sich wahrscheinlich: 'Mensch, schöne Musik und so ...'. Und gerade jetzt beim neuen Album, wo es gar nicht um die Bau-Themen und Samples geht, sondern wo wirklich über Liebesthemen und andere Sachen gesungen wird. ... Sven mach du mal weiter ...
Sven: Ich glaube, dass die Leute da auch so ein bestimmtes deutsches Image vermittelt bekommen und das auch bestätigt sehen. Diese Image wird durchaus positiv gesehen und darüber stellt man auch den Zusammenhang zur Musik her. Bei unseren Livekonzerten laufen im Hintergrund immer Videos u.a von DDR-Grenzsoldaten oder Militärparaden aus den Zeiten der DDR. Als wir zum Beispiel vor zwei Monaten in Spanien waren, war den Leuten wahrscheinlich gar nicht klar, dass das Aufnahmen aus der DDR waren, sondern dachten eher, dass das so typische deutsche Aufnahmen von Nazis und der Wehrmacht sind, was wir natürlich auch nicht wollen. Aber irgendwie findet man diesen Militär-Style und das was man im Ausland als typisch deutsch ansieht irgendwie cool. So funktioniert das.
Lance: Da ist auch noch einen andere Geschichte. Wir hatten uns mal beworben als Front Line Assembly - Support. Die suchten irgendjemanden für eine Tour im letzten Jahr glaube ich. Und da habe ich natürlich unsere ganze Mappe hingeschickt. Ich weiß jetzt nicht, ob die Managerin jemand von FLA oder von der Firma war, die für die Tour verantwortlich war. Jedenfalls meinte sie: 'Gut ja, eigentlich suchen wir erstmal eine bekanntere Band als Support und zweitens - mit eurem Outfit und eurem Konzept sehe ich schwarz für das Ausland.' Natürlich hatte sie in dem Sinne auch Recht. In Spanien hatten wir ganz speziell vor Fans gespielt, die uns wirklich kannten. Das war ein ganz anderes Feeling. Wenn wir natürlich vor einem neuen Publikum spielen und nicht in Deutschland, dann ist das meisten ... also die uns jetzt gar nicht kennen, fassen sich schon mal an den Kopf und fragen sich: 'Was soll das? Warum sind da jetzt Müllmänner auf der Bühne und wo sind die Mülltonnen?' (lacht)
Sven: Schön ist dann auch wieder, wenn man im Ausland darüber redet. Da schreibt dann einer: 'Ich hab's nicht verstanden.' oder ein Anderer will es noch verstehen und schlägt gerade im brasilianischen Duden nach.
Lance: Also es ist immer wieder toll, aber das können wir nicht ändern. So haben wir das nun mal gewählt und machen das seit neun Jahren. Wo die Reise hinführt wissen wir nicht. Vielleicht machen wir wirklich mal alles mit der Wehrmacht und so, aber je nachdem wie das Publikum darauf reagiert ... (scherzt).

Bodystyler: Warum habt ihr euch denn ausgerechnet dem Thema "Bauwesen" verschrieben?
Lance: Also generell ist das ja eigentlich völlig szeneuntypisch. Das Einzige, was gleich ist, sind die Uniformen. (lacht) Aber gerade szenebedingt widerspricht dem ja alles, also z.B. unsere orangefarbenen Anzüge, der Helm ist ja überhaupt nicht schwarz usw.. Aber generell hatten wir ja auch nie angestrebt, in der schwarzen Szene angesiedelt zu werden. Sondern wir machen ja seit Jahren einfach unser Ding. Jede Band muss ein Konzept haben und muss ein Image kreieren, damit sie erfolgreich sein kann. Wir haben uns bevor wir angfingen auch überlegt, was wir wollen, wofür wir stehen und vor allem was wir für Interessen haben. Und die Interessen waren von vornherein schon immer da. Meine Familie kommt komplett aus dem Bauwesen. Sven kenne ich nun schon ewig und wir haben uns recht frühzeitig über unsere Interessen und Hobbys unterhalten und sind dann schnell zu diesem Entschluss gekommen. Weil, warum sollen wir denn über Vampire singen? Das machen schon genug andere Bands. Das Bauwesen ist einfach viel viel interessanter und da kann man, glaube ich, noch ein paar Monate länger Themen rausziehen. Stimmt's Sven?
Sven: Ja, auf jeden Fall! Am Anfang habe ich eigentlich auch nicht daran geglaubt, dass das Konzept so sehr stimmig ist. Lance meinte dann:'Ja doch, lass uns mal auftreten damit.' und ich sagte:'Och nee, das wird ...'.
Lance: Genau, ich weiß noch eine Woche vor diesem Auftritt. Sven ist ja heute noch bei einigen Sachen immer skeptisch und ich liebe ja eigentlich immer diese Albernheiten, welche ich immer im Bodystyler manifestiere. Mir ist ja eigentlich nicht soo viel peinlich, nur wenn ich manchmal ein paar Videoaufnahmen sehe. (lacht) Aber im Endeffekt hat mich Sven damals vor unserem ersten Auftritt gefragt: ' Sag mal, ... Laaaance ... also ich sehe da irgendwie schwarz.' Und ich: 'Nee, schwarz sehe ich hier nicht ... da werden Andere kommen. Na pass auf, halte dich mal fest ...' - wie gesagt, meine Familie kommt ja aus dem Bauwesen - ' ... ich habe einfach aus unserer Familie zwei Bauarbeiter-Anzüge besorgt.' Unsere ersten Konzerte waren ja auch noch sehr einfach. Da saßen wir mit einem Diaprojektor und haben den manuell bedient, hatten unsere Anzüge an und spielten eine halbe Stunde lang Ambient-Musik von unserem ersten Album. Die Leute waren danach einfach drin. Das war alles auch noch gar nicht clubtrack- und popmäßig, das war einfach nur Ambient und man hat dazu unsere Dias gesehen. Danach kamen die Leute an und sagten: 'Ey, ich will auch Bauarbeiter werden.' (lacht) Am Anfang war das alles wirklich nur Spaß. Sven hat hier die Instrumentalstücke gehabt, die Songs haben mir gefallen und ich habe gesagt, lass uns doch davon mal ein Album machen. Und das muss man dann eben in ein Schema pressen, aber in eines, zu dem man auch steht. Nur dann wird da auch etwas draus. Und generell muss ich sagen, diese ganzen Meinungen dazu ... wenn andere das nicht verstehen, dann sind die mir auch egal. Weil ich muss denen das nicht erklären. Mir sind dann diejenigen wichtiger, die das Konzept verstehen und auch ein wenig Humor mitbringen - für die machen wir das und eigentlich für keinen Anderen.

Bodystyler: Das Jahr 2009 ist fast rum - habt ihr euch etwas vorgenommen und wenn ja, was ist davon bisher in Erfüllung gegangen?
Sven: Na also ich hatte mir auf jeden Fall vorgenommen, das Album fertigzustellen. Das hat geklappt.
Lance: Ich hatte mir vorgenommen, Sven zu nerven, dass er das Album fertigmacht und das ich es in diesem Jahr noch raus bringe. Das hat auch geklappt. (beiden lachen) Also was hatte ich mir noch vorgenommen? Ach so, ich hörte vor eineinhalb Jahren auf zu rauchen und - aua, jetzt habe ich mich geschnitten (Anm.d.Red.: ?) - mir vorgenommen, nicht weiter zu rauchen. Das habe ich auch geschafft.

Bodystyler: Ja cool!
Lance: Ja ja, ich war so ein Starkraucher 15 Jahre lang mit ein bis zwei Schachteln am Tag.

Bodystyler: Und welche Pläne gibt es für das neue Jahr 2010?
Sven: (zu Lance) Das du wieder anfängst mit dem Rauchen!? (lacht)
Lance: Ist wie auf der Bühne, man kannte mich immer nur als "Raucher-Lance". Es wurden auch schon Logos entworfen. Ja, also so genau können wir noch nichts sagen. Wir stecken aktuell noch in der Promotion des Albums und auch diese "Umsonst-Downloads" kommen sehr gut an. Jeden Tag kommen da 50-100 Emails aus der ganzen Welt, die die Files anfordern. Das finden wir natürlich schon ziemlich gut. Und natürlich, weil viele der Leute auch spenden. Wir hatten ja aufgerufen, freiwillig etwas zu spenden.
Sven: Es ist nur so, also nicht das es uns dabei ums Geld geht, es geht uns mehr ...
Lance: ... nur primär ums Geld. (lacht) Nee, also wir haben das bisher immer ganz locker gemacht und uns nicht unter Druck gesetzt. Mal schauen, hier eine Auskopplung, da eine EP, live spielen und mal gucken, wohin uns die Reise dann führt.

Bodystyler: Dann bedanke ich mich bei euch für das interessante Interview und wir hoffen, die Patenbrigade kümmert sich weiterhin so liebevoll um uns. Viel Erfolg für die Zukunft!
Lance: Das machen wir doch gerne.
Sven: Danke!


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© 2010 // Sven Lorenz // Fan-Base.de
Homepage: Patenbrigade.com
 
 
 
 
 
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