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Shiv-R

"Ich kann mir keine cleane Nutten leisten. Wenn Ihr keine CD's kauft, bekomme ich HIV!"


Industrial muss beileibe nicht einfallslos sein, keineswegs. Der explizite Beweis dafür kommt dieser Tage aus Australien und der Versuch, Antworten auf unsere gewichtigen Fragen nach dem Sinn des Lebens zu finden, ebenso...

 
Interview: Ivo Klassmann // Spider //
 

Lee Bulig: "Ich schreibe meine Tunes zu Hause - nackt!"

 
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»Ich wohne in Bangkok, habe Internet und einen BitTorrent-Client, was bedeutet, dass ich haben kann, was auch immer ich mir wünsche!«
Lee Bulig
 
 
 
 
 
Shiv-R "Hold My Hand"
VÖ: 23.04.10, Infacted Recordings Wer sich längere Zeit in Australien aufhielt, der weiß, wie sehr man dort auf überlieferte Traditionen bedacht ist. Pete Crane & Lee Bulig schöpfen ein wenig aus dem Fundus von bereits Komponierten und erinnern sich an die „Happiness“ & das Vermögen auch mal Hooklines in harte Floorstomper einzuflechten. Harsh-Electro, so wie wir ihn seit Jahren aus der Minuswelt oder früher noch vom Off Beat-Label kennen. Doch das ist nicht „The End“. Es bleibt immer noch genügend Weidefläche für ein eigenes Branding, was bei einem Debüt-Album ja nicht unbedingt die Regel ist. Und wer unbedingt gepflegt eins auf die Fresse braucht, der kommt ohnehin nicht an „Blood Spatter“ vorbei. (Ivo Klassmann)




Das Projekt Shiv-R folgt auf dieser Veröffentlichung schnurstracks dem derzeit so angesagten TechnoBodyMusic-Beat, den ich normalerweise grauselig eintönig finde. Aber in dieser Mixtur mit wirklich ausgefeilten und variantenreichen, durch die Boxen quirlenden, Sound und Sample-Effekten reißt mich dieser doch tatsächlich mit. Ein halb röhrender, halb singender Sänger runden das Gesamtbild teilweise äußerst angenehm ab. Natürlich ist das Ganze immer noch eher etwas für die schnelllebige Clubkultur als für die Annalen der Musikgeschichte, aber es bleibt Zeit für ein erstauntes „Oha“, bevor man ein paar weitere Industrialdance Schritte performt. Allerdings nur, wenn man die richtigen Songs erwischt. Denn mit dem Album verhält es sich so, wie mit dem Kofferraum eines Kombi Christ: So einiges darin nervt und ist unnötig. Mit der Program Taste als EP gibt’s dennoch 4 Punkte. (Spider)

 
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Shiv-r.com
Myspace.com/shiverindustrial
 
 
 

BODYSTYLER: Auf Eurem Album finden sich sowohl sehr Song strukturierte, als auch rein Tanzflächen orientierte Titel. Wie entscheidet ihr welcher Song in welche Richtung geht?
Pete Crane: Wenn wir einen Song schreiben, machen wir da keinen Unterschied, ob er nun für die Clubs bestimmt ist oder auch nicht. Was uns wichtig ist, ist jenes unglaubliche Gefühl dabei. So wie beim Entstehen unseres ersten Songs "Buried". Eine komplett spontane Session, die sich plötzlich sehr dunkel und bedrohlich anhörte. Wenn dich deine eigene Musik vollends aus der Fassung bringen kann, dann erkennst du den Unterschied zwischen einer echten Kreation anstelle von Malen nach Zahlen.

BODYSTYLER: Euer Styling ist sehr ästhetisch und extravagant und man brächte es nicht unbedingt in Verbindung mit solch tanzbarer, schweißtreibender Musik. Wie seht Ihr den Zusammenhang?
Pete Crane: Es braucht immer einen Kontrast, sonst hat es den gleichen Effekt wie eine Phasenauslöschung. Wenn man aggressive Musik macht und sich mit Motorenöl beschmiert oder Klamotten der Marines trägt, wird man paradoxerweise vergessen. Wir mögen zufälligerweise auch Blumen!
Lee Bulig: Es gibt Leute, die in ihrem Schlafzimmer tanzen, aber ich hoffe ja ernsthaft, dass ihr nicht zu denen gehört. Für Leute, die nicht in ihrem Schlafzimmer tanzen, gibt es die Clubs ja nur am Wochenende. Das lässt jedem 5 Tage die Woche ohne Clubs, Schweiß oder Koks. Shiv-r legt jedem die Clubs, Schweiß und Koks ans Herz, weiß aber auch, dass es ein Leben fernab davon gibt. Deshalb, was auch immer ihr an jenen 5 anderen Tagen tut - den ganzen Tag im Büro abhängen oder euch in die Unterwäsche eurer Freundin einkleiden, oder sogar wie Idioten im Schlafzimmer rumtanzen - für all das gibt es etwas Musik von uns für Euch.

BODYSTYLER: Lee, was sind die drei schlechtesten Eigenschaften von Pete und Pete, welche sind es bei Lee?
Lee Bulig: Ich habe da nur eine Beanstandung. Peter ist soviel größer als ich, deshalb muss ich bei gemeinsamen Fotoshootings immer Plateauschuhe tragen, und dann ist er immer noch größer als ich. Ehrlich gesagt, ich glaube nicht, dass ihr euch tatsächlich vorstellen könnt, wie kastrierend so etwas ist.
Pete Crane: Lee ist ein wesentlich besserer Ego-Shooter-Spieler als ich. Regelmäßige Counterstrike-Sessions waren ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens vor Shiv-r, und sich ständig von Lee den Arsch retten lassen zu müssen ist auch ganz schön kastrierend. Eine weitere wäre, dass Lee und ich im Grunde genommen die gleiche Software haben. Zwar habe ich tatsächlich mehr Hardware als er, aber keine Ahnung wie er seine Synth-Textures hinbekommt. Es ist eine echte Herausforderung für jeden, dass mal zu auszuprobieren und zu emulieren!

BODYSTYLER: Welcher ist Euer Lieblings Beatles-Song?
Lee Bulig: “Maxwell’s Silver Hammer”…der Junge ermordet einen Richter, dass sagt ja wohl mehr als genug.
Pete Crane: "I Don't Like The Drugs (But The Drugs Like Me)". Was?

BODYSTYLER: Glaubt Ihr tatsächlich, dass das Album-Artwork jemanden die Angst vor Eurer Welt nehmen kann & jene sich dann vertrauensvoll in Eure Hände begeben?
Lee Bulig: Ich halte das Händchen von Jedem, der mir Süßigkeiten oder ein Eis ausgibt. Ihr müsst einfach lernen, den Leuten mehr zu vertrauen. Ihr könntet zwar von einem alten Mann angetatscht werden, doch es könnte ja auch ein paar gratis Süßigkeiten geben. 

BODYSTYLER: Was für ein australischer Dialekt wird denn da in "Taste" gesprochen... oder ist das etwa ein Mitschnitt von Eurem letzten Besuch bei der Thai-Masseuse?
Lee Bulig: Das Sample ist ein japanisches Mädchen, ich glaube, aus einem Anime-Cartoon. Ich will ja gar nicht darüber nachdenken, wie viel ein japanisches Mädchen in Bangkok kostet… mindestens 500 US Dollar, und vermutlich noch viel mehr, wenn man sich von ihr noch einen Sailor Moon Cosplay wünscht. Ich glaube nicht wirklich, dass ich dafür soviel Geld ausgeben wollte, ich wäre zu besoffen und würde mich tags drauf auch nicht mehr daran erinnern. Fürs Erste bleibe ich bei der 15$-Bordsteinschwalbe. Wenn noch mehr von euch Leuten unsere CD kaufen, bin ich endlich in der Lage, mir auch mal erstklassige cleane Nutten zu leisten. Sollte ich also HIV bekommen, liegt es daran, das ihr nicht für die Musik bezahlt habt, die ihr hört. Denkt daran...

BODYSTYLER: Gibt’s auf dem fünften Kontinent die ersten Alben von "In Strict Confidence" & "Covenant"... besser gefragt, wie zur Hölle seid ihr hinter deren Geheimnis gekommen?
Pete Crane: Tatsächlich habe ich "Dreams Of A Cryotank" in einem Melbourner Plattenladen gekauft, aber das war erst vor kurzem. Weltweit habe ich erfahren, dass es 2 Typen von Leuten gibt, welche Industrial hören: jene, die von Depeche Mode her kamen und dann noch die anderen vom Black Metal. In Australien ist Metal mehr verbreitet sowie ein wirklich bedeutungsvolles Teenager-Ding - und auf diese Weise kam ich zum Industrial. Ich suche nach dunkler, harscher Musik und bin nun da angekommen, wo wir heute stehen.  
Lee Bulig: Ich bin gar nicht wirklich sicher, ob die in Australien verfügbar sind. Ich wohne derzeit in Bangkok, habe Internet und einen BitTorrent-Client, was bedeutet, dass ich haben kann, was auch immer ich mir wünsche. Von Musik bis zu Kinderpornographie, alles meins! Nein, eigentlich überhaupt nicht, nix da mit downloaden. Ihr müsst CDs kaufen, damit Künstler kein HIV bekommen.

BODYSTYLER: Wie genau wirkt sich denn nun ein Penis-Piercing aufs Songwriting aus... macht das nicht schon im Alltag genug Probleme?
Lee Bulig: Ich lebe in einer Stadt, in der das Thermometer kaum auf unterhalb von 30 Grad steht, also schreibe ich meine Tunes zu Hause, nackt. Ich bin mir sicher, dass JEDER mit dieser Unvermeidlichkeit vertraut ist. Einen gepiercten Schwanz zu haben ist nicht für mich nicht so problematisch, wie für Andere um mich herum. Es ist verdammt hart mit solch einem großen Schmuckstück geradeaus zu pissen, man muss sich das Ganze wie so eine Art Duschkopf vorstellen, womit natürlich der Kerl, der am Pissoir neben mir steht, ein Problem hat. Außerdem kann es sein, dass es Mädchen von innen aufkratzt und dann auch mal bluten lässt, aber auch das ist kein Problem für mich, mal abgesehen davon, dass dann ein fetteres Trinkgeld fällig wird.


Homepage: Shiv-r.com

Interview:
© 2010 // Ivo Klassmann // Spider
Shiv-R-Story
auch in Bodystyler#37 »
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