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Stian Shiver

"Ich sehe mich eher als Singer und Songwriter, die auch nicht immer die besten Sänger sind!"


Ursprünglich eine rein akustische Platte sollte sie werden, doch dann hat Stian Shiver bei seiner Soloplatte „Hibernation” wieder alte Gewohnheiten eingeholt. „Nach und nach entstand am Ende dann doch eine sehr electrolastige CD”, meint er selbst und ist ganz zufrieden.

 
Interview: Torsten Pape / Manfred Thomaser / Marshall //
 

Sieht fast aus wie Ray Charles, macht aber ganz andere Musik: Stian Shiver

 
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»Gerade im Synthiepop sind häufig Dave-Gahan-hear-alike-Stimmen anzutreffen. Da steche ich natürlich etwas heraus!«
Stian Shiver
 
 
 
 
 
 
 
Stian Shiver "Hibernation"
VÖ: 06.07.10, Newex Records Hibernation ist der Fachbegriff für Winter- und Heilschlaf, aber auch den Energiesparmodus von PCs. Was will der Künstler uns damit sagen? Angesichts der meist ruhigen, elektronischen Klänge, die zwar handwerklich versiert, aber auch wenig einprägsam sind, geht das mit dem Schlafen durchaus in Ordnung. Kommt der dünne und lahme Gesang ins Spiel, weiß man dagegen schnell, an welcher Stelle die Energien gespart wurden. Nebenbei wird noch schnell Nelly Furtados „Try“ verhunzt, aber auch ein einzelner Ohrwurm präsentiert („Don’t Stop“). (Torsten Pape)

 
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StianShiver.com
Myspace.com/StianShiver
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BODYSTYLER: Wegen Deiner sonnenbebrillten Pressebilder hatten wir Dich zuerst mit Ray Charles verwechselt und auch Musik in diese Richtung erwartet. Warum machst Du keine Musik wie Ray Charles?
Stian Shiver: Erst einmal spricht es ungemein für euch, dass ihr euch die CD trotzdem angehört habt. Wie ihr ja bereits herausgefunden habt, trügt der (Sonnen)schein. Die Pressefotos entstanden lange nach den Studioaufnahmen, deswegen gibt es diesmal noch gepflegten Elektro-Pop. Ich gelobe aber bei der nächsten Platte Besserung, wahlweise musikalisch oder optisch.

BODYSTYLER:
Was war genau Dein Anspruch an Deine Soloplatte, bevor Du angefangen hast, an dieser rumzuschrauben?
Stian Shiver: Ursprünglich sollte sich Hibernation komplett von meinen bisherigen Veröffentlichungen in Bands abheben und eine rein akustische Platte werden. Aber beim Arrangieren haben mich die alten Gewohnheiten wieder eingeholt. Erst waren es nur ein paar elektronische Sounds, ein paar Drumloops oder ein paar Flächen. Irgendwann habe ich dann das anfängliche Konzept verworfen und es entstand nach und nach die am Ende doch sehr electrolastige CD. Es fühlte sich irgendwann einfach natürlicher für mich an, ich bin mit der Entwicklung also ganz zufrieden.

BODYSTYLER:
An welcher Stelle deiner musikalischen Laufbahn keimte erstmals der Wunsch auf, ein Soloprojekt zu starten und an welchen Punkten siehst du selbst die Abstandshalter zu deiner Band Portash?
Stian Shiver: Richtig ernsthaft über eine Solo-Veröffentlichung habe ich erst nach der ersten CD von Portash nachgedacht, also eigentlich recht spät. Ich merkte, dass ich viele der Stücke, die ich so schrieb, nicht für die Band verwenden wollte, weil mir die Texte dafür zu persönlich waren. Im Grunde ist das auch der große Unterschied zu Portash, musikalisch unterscheidet sich da ja nicht viel.

BODYSTYLER:
Wer sind deine Vorbilder, wenn es um die Auswahl und die Arrangements deiner Sounds geht? Was waren die elektronischen Helden deiner Kindheit und welche sind es heute?
Stian Shiver: Ich habe einige Referenz-MP3s mit ins Studio geschleppt, das waren hauptsächlich Soundtracks, in denen klassische Scores mit elektronischen Elementen gekreuzt wurden wie beispielsweise Spy Game von Harry Gregson-Williams. Letztendlich haben Rüdiger Illg (Produzent) und ich aber einfach losgelegt und sind eher intuitiv an die Sache herangegangen.
Die musikalischen Helden meiner Jugend - und auch die Auslöser für meinen Drang, selbst Musik zu schreiben - waren definitiv Depeche Mode. Mittlerweile kann ich das gar nicht mehr so einseitig beantworten. Wenn ich mal nach der Anzahl der CDs in meinen Regalen gehe, stehen wohl auch noch Bowie, Placebo, Oasis, The Killers, aber auch Mesh, Camouflage und De/Vision ganz oben.

BODYSTYLER:
Vor vielen Jahren konnte man als Musiker auch außerhalb des Mainstream durchaus von der Musik leben. Heute ist das kaum noch möglich, denn man muss schon ein Star sein. Welche Reiseroute habt Ihr gewählt?
Stian Shiver: Wir sind zeitmäßig betrachtet ganz klar Freizeitmusiker. Wir versuchen das aber trotzdem auf einem möglichst professionellen Level zu machen. Und wie alle Musiker hätten wir nix dagegen, noch mehr CDs zu verkaufen, noch mehr Konzerte zu spielen, …

BODYSTYLER:
Darf man fragen, wie du neben der Musik dein Geld verdienst?
Stian Shiver: Ich bin als Werbegrafiker unterwegs und versuche, die Welt auch optisch ein wenig zu verschönern.

BODYSTYLER:
Wieso wurde "Moving light" als Single ausgewählt? Mein persönlicher Ohrwurm des Albums ist definitiv "Don't stop"...
Stian Shiver: Don’t Stop ist tatsächlich auch ein Single-Kandidat gewesen. Moving Light klang für mich einfach nur etwas neuer und unverbrauchter - Don’t Stop habe ich schon vor einiger Zeit geschrieben, Moving Light erst im letzten Jahr.

BODYSTYLER:
Wie kam es zur Entscheidung, die Single kostenlos als Download zur Verfügung zu stellen?
Stian Shiver: Ich bin ein großer Freund von kostenfreien (legalen) Musikdownloads. So kann ich mir neue Musik erst einmal in Ruhe anhören, bevor ich sie vielleicht kaufe. Deshalb fand ich die Idee mit der kostenfreien Single als Appetithappen für das Album ganz passend.

BODYSTYLER:
Es gibt für den Begriff Hibernation mehrere Erklärungen. Welche soll für dein Debüt-Album angewandt werden? Alle erscheinen mir als Albumtitel etwas ungeeignet...
Stian Shiver: Hibernation bezeichnet ja den Winterschlaf von Tieren. Für mich ist es eine Art Sinnbild für eine lange Zeit, in der ich nicht so musikalisch aktiv war wie heute, in der aber die ersten Songs für diese CD entstanden. Damals - lange vor Portash - war ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt jemals wieder ein Studio betreten würde. Diese Platte hat also gewissermaßen ihren Ursprung in meinem musikalischen Winterschlaf. Außerdem liebe ich einfach den Klang dieses Wortes.

BODYSTYLER:
Ich habe gesehen, dass es bei amazon eine spezielle Version des Albums mit exklusiven Stücken und ohne das Furtado-Cover gibt. Wie kam es zu diesem speziellen Angebot an die Hörer?
Stian Shiver: Die Amazon-Version, die du meinst, ist die digitale Version, die als MP3-Download in den einschlägigen Download-Shops verfügbar ist. TRY fehlt aufgrund der hohen Gema-Gebühren und wurde durch einige Bonus-Tracks ersetzt.

BODYSTYLER:
Bei „Orkus“ hörte man eine „grandiose, ausdrucksstarke Stimme des Sängers“. Dass die oft Watte in den Ohren haben, ist bekannt. Ich muss gestehen, dass ich den Gesang meistens als zu dünn, ja geradezu unsicher empfinde. Nur bei „Don’t Stop“ (auch und besonders in der Akustikversion) oder im Wechselspiel mit etwas dynamischerer Musik wie bei manchen Remixen verfliegt dieser Eindruck. Was sagst du zu dieser Einschätzung?
Stian Shiver: Im Grunde haben beide Seiten Recht. „Ausdrucksstark“ bedeutet ja nicht „kraftvoll“. Am Ende ist das wieder eine klassische Frage des Geschmacks. Gerade im Electro- und Synthiepop sind ja häufig sehr tiefe und kräftige Dave-Gahan-hear-alike-Stimmen anzutreffen. Da steche ich natürlich etwas heraus, was man positiv oder negativ bewerten kann. Meine Stimme ist keine typische Sängerstimme, hat aber durchaus Charakter, wie ich jetzt mal mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen behaupte. Ich sehe mich da eher als Singer und Songwriter, die auch nicht immer die besten Sänger sind, aber ihre Inhalte auf ihre ganz eigene Art und Weise vermitteln.

BODYSTYLER:
Wie gehst Du allgemein mit Kritik, was Deinen Gesang betrifft, um?
Stian Shiver: Mittlerweile ganz gut, am Anfang meiner Musikerlaufbahn war das schwieriger. Jetzt weiß ich, was ich kann und auch nicht kann. Da fällt es schon leichter, einfach mal mit einem Lächeln die sehr direkten Fragen von Electrozines zu beantworten.

BODYSTYLER:
Wenn Künstler humanitäre Sichtweisen äußern, dann hat das eine Bedeutung für unsere Zivilisation. Aber umfangreich passieren tut ja leider nix. Hat Musik im Vergleich zu den Zeiten von Joan Baez und John Lennon an Gewichtigkeit verloren?
Stian Shiver: Musikkonsum ist leider wie auch viele andere Dinge viel schnelllebiger geworden. Die Gewichtigkeit ist ja auch noch bei neuer Musik da, nur wird das kaum noch wahrgenommen. Selbst ich als Musikliebhaber muss mich manchmal echt zwingen, mal in Ruhe ein Album durchzuhören und auch die Texte im Ganzen zu beachten. Ob das aber jetzt viel mit dem Zustand der Welt zu tun hat, weiß ich nicht. Ich fange eher an, über so etwas nachzudenken, wenn ich einen Artikel oder ein Buch darüber gelesen oder einen Film gesehen habe. Zu dem Thema sollten wir aber mal ein extra Interview führen, das dann sicher mindestens mehrere Seiten umspannt.

BODYSTYLER:
Wie geht’s unserem ehem. Bodystyler-Kollegen Rüdiger Illg? Inwieweit war er in die Produktion involviert?
Stian Shiver: Rüdiger geht es gut. Wir hatten uns ja damals durch den Bodystyler kennengelernt und sind mittlerweile gute Freunde geworden. Er hat dieses und auch schon das Portash-Album als Produzent und Toningenieur begleitet und veredelt. Außerdem sind diverse Takte Bass und Gitarre von ihm.

BODYSTYLER:
Wie viele Belegexemplare hast Du ihm kostenfrei zur Verfügung gestellt?
Stian Shiver: Er hat nur ein Belegexemplar bekommen, was soll er denn mit mehr?

BODYSTYLER:
Was tust Du gegen Haarausfall?
Stian Shiver: Mit Ray-Charles-Sonnenbrillen davon ablenken. Das hat ja bis eben auch super funktioniert.

BODYSTYLER:
Vielen Dank für das Gespräch.
Stian Shiver: Danke für das Interview mit den angenehm fordernden Fragen.


Homepage: StianShiver.com

Interview:
© 2010 // Bodystyler //
Torsten Pape // Manfred Thomaser // Marshall
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