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Underworld

Das passt noch in den Sommer – an den Strand!


Zweifelsohne liegt es an der Atmosphäre, die sie mit einer hypnotischen Leichtigkeit in Form von Musik verbreiten. Es sind die Momente der perfekten Stille und Trance, die sie zelebrieren, um im richtigen Moment ekstatisch zu explodieren. Und wenn es dann endlich so weit ist, dreht man so was von ab, dass die nachfolgenden Momente des Schwebens intensiv genutzt werden, um dem nächsten Höhepunkt entgegen zu treiben. Dieser unfassbare Klangrausch aber ist nur eines unter vielen Reiseerlebnissen.

 
Text: Manfred Thomaser // Foto: Perou // © 2010
 

Schon immer eine besondere Fähigkeit Grooves anzulegen: Underworld

 
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»Wir veröffentlichten Songs, die wir selbst nicht spielen wollten!«
Karl Hyde
 

Illustration by Norman Winter [+] Vergrössern
 
 
Underworld "Barking"
VÖ: 10.09.10, Universal Domestic Statt „Lager Lager“ und „Mega mega white thing“ singen Underworld heutzutage „Heaven, can you feel it?“. Soll heißen, Karl Hyde und Rick Smith lassen sich nun lieber ab und zu in Ibiza die Sonne auf den Bauch scheinen und schreiben auch mal einen Track für die Strandparty. Vielleicht resultiert diese neue Leichtigkeit aus der Tatsache, dass Hyde und Smith ihre neuen Lieder in die Hände angesagter DJs und Produzenten gegeben haben (u.a,. Paul van Dyk), damit diese noch einmal an dem ein oder anderen Regler drehen. „Barking“ wirkt trotz der vielen Mitwirkenden in sich geschlossen und klingt auch schön nach Underworld. Trotz ruhiger Momente ist es ein helles Album geworden, das ganz hervorragend in den Sommer passen will und mit „Always Loved A Film“ den passenden Hit in der Strandtasche hat. (Stefan Brunner)

 
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Underworldlive.com
 
 
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Bis ins Jahr 1979 reicht das gemeinsame Tagebuch von Rick Smith und Karl Hyde zurück. Damals gründeten die Köpfe hinter Underworld die Synth-Pop-Band The Screen Gems. Vier Jahre später sorgten die beiden Engländer gemeinsam mit Alfie Thomas, John Warwicker Le Breton und Bryn B. Burrows erstmals für Aufsehen. Ihre Band Freur legte mit dem Album „Doot-Doot“ und der gleichnamigen Single einen Hit für die Ewigkeit vor. Den vorderen Chartpositionen blieben Freur zwar fern, ihre melancholisch romantischen Pop-Songs aber erscheinen auch heute noch frisch und einzigartig eigen. Nach Veröffentlichung des Albums „Get Us Out Of Here“ (1985), und der Trennung von John Warwicker Le Breton, benannte sich die Gruppe um in Underworld.

Ihre erste Single, „Underneath The Radar“, landete 1988 auf Position 1 der australischen Charts. Underworld klangen verträumt wie Freur, vor allem beim wunderbaren „Pray“, richteten ihre Blicke gleichzeitig aber vermehrt in Richtung Pop-Dancefloor. Der Band selbst muss diese Zeit, die heute als Phase I im Leben von Underworld bezeichnet wird, wie eine Irrfahrt vorgekommen sein. Wirklich glücklich wurden sie alle nicht. Als 1989 der Longplayer „Change The Waether“ erschien, hatten Underworld eine weitere Umbesetzung bereits hinter sich, bevor mit Ausnahme von Smith & Hyde alle Mitglieder der Band ausstiegen.

Während eines Interviews mit dem Bodystyler sagte Karl Hyde im Jahr 2000 auf jene frühe Zeit angesprochen: „Über viele Jahre hinweg sind wir kaum wahrgenommen worden. Der Fehler war etwas anzustreben, was uns selbst absolut fern lag. Wir veröffentlichten Songs, die wir im Grunde nicht spielen wollten, die uns selbst nicht wiedergaben. Damals kam vieles zusammen und es dauerte einige Zeit, bis wir uns dessen klar werden sollten. Als die Unzufriedenheit zunahm, sagte Rick, er wolle Dancefloor-Musik machen. Schon immer ist es seine ganz besondere Fähigkeit gewesen, Grooves anzulegen. Rick suchte nach einem DJ, der ihm den Kontakt zum Dancefloor-Sound würde herstellen können und wir erhielten aus Familienkreisen den Tipp, uns mit Darren Emerson zusammen zu tun.“

Gemeinsam mit Emerson wandten sich Hyde und Smith vom Pop ab und hin zur Entwicklung ihres aus heutiger Sicht klassischen Sounds. Doch auch in den nachfolgenden Jahren blieben Underworld in der europäischen Heimat, den USA und überhaupt außerhalb von Australien weiterhin ein Geheimtipp. Ihre Single „Mother Earth“ (1992) blieb den Charts nicht nur in der britischen Heimat ebenso fern wie die 1993 nachfolgenden 12“ Veröffentlichungen „MMM … Skyscraper I Love You“, „Rez.“, „Eclipse“ , „Dirty“ und „Cowgirl“. Wäre „Spikee“ (Dezember 1993) nicht bis auf Platz 60 der britischen Single-Charts geklettert, wer weiß, ob es Underworld heute überhaupt noch geben würde. Von da an aber änderte sich alles, wenn auch weiterhin langsam …

Die Zusammenführung ihrer vorherigen Singles auf einer CD brachte das Trio mit „Dubnobasswithmyheadman“ einen weiteren kommerziellen Erfolg in Großbritannien ein: Rang 12. Angestachelt von den guten Resultaten veröffentlichten Underworld 1994 die CD-EP „Dark & Long“, die erneut die britischen Charts besuchte (#57). Als das heute bereits legendäre „Born Slippy“ im Mai 1995 in der „Telenatic“ Version erschien, kam es in Großbritannien jedoch gerade einmal bis Platz 52 der Single-Charts. Ein Schicksal, das lange zuvor bereits a-ha erlebt hatten. Deren „Take On Me“ hatte lange Zeit kaum jemanden interessiert. Erst die Neuauflage der Single und der neu erstellte bahnbrechende Video-Clip verhalfen dem norwegischen Trio 1985 zur Traumkarriere. War es bei a-ha ein Musik-Video, so war es bei Underworld der Soundtrack zum Film „Trainspotting“.

Mehr als ein Jahr nach seiner Erstveröffentlichung wurde „Born Slippy“ im Juli 1996 neu aufgelegt und stürmte in der „Nuxx“ Version Platz 2 der britischen Charts. Jeder, der „Trainspotting“ gesehen hatte, musste diesen Song besitzen. Und Underworld galten fortan als Speerspitze der Neuentwicklung von Techno und Dance. Das das Album „Second Toughest In The Infants“ die britischen Top Ten erklomm war plötzlich ganz selbstverständlich. Dem Trio selbst kam der Hype eher ungelegen, wie es Karl Hyde formuliert: „Nach "Second Toughest In The Infants" haben wir uns völlig aus Underworld herausgezogen und ganz andere Sachen gemacht. Wir mussten uns vom Druck und von den Erwartungen befreien. Damals arbeiteten wir vermehrt für unsere Agentur "Tomato" und bekamen hierdurch wieder die Köpfe frei.“

Im Stillen aber bastelten sie am nächsten Streich, dem Top-5-Album „Beaucoup Fish“ (1999) und seinen Single-Hits „Push Upstairs“, „Jumbo“ und „King Of Snake“. Von den Kritikern hochgelobt, galten sie als U2 des Techno, überdimensioniert und beinahe göttlich. Und Underworld reagierten fast schon typisch darauf. „Als ‚Beaucoup Fish‘ erschien,“ sagt Karl Hyde, „haben sich alle Musikmagazine der Welt auf uns gestürzt. Underworld wurde immer größer. Und wann immer uns das Interesse an Underworld zu erdrücken droht, gehen wir andere Wege, konzentrieren uns auf andere Bereiche. Im Grunde sind wir immer mit irgendetwas beschäftigt, schließlich weiß man nicht wann der Tag kommt, an dem einem nichts mehr einfallen will. Es gibt zeitgleich so unglaublich viel zu tun und zu erleben, während man genauso gut in den Garten gehen kann, um die Füße hochzulegen.“

Eineinhalb Jahre nach „Beaucoup Fish“ lieferten Emerson, Hyde und Smith im September 2000 ein Live-Album ab, dass von einer gewaltig guten Sound geprägt ist: „Everything, Everything“. Bekannt für ihre ebenso guten wie ausdauernden Konzerte fingen Underworld eine Atmosphäre ein, die ihre Hörer direkt vor die Bühne führt und eine in ewiger Verborgenheit geglaubte Tür öffnet. Selbige zog Darren Emerson noch vor Veröffentlichung von „Everything, Everything“ wieder zu: Im April 2000 verließ er Underground.

„Auf kompositorischer Seite", sagte Karl Hyde damals, „wird sich für uns nichts ändern, denn Darren hatte mit der Komposition der Songs wenig zu tun. Immerhin aber haben wir zehn Jahre lang gemeinsam an Underworld gearbeitet und diesem Verlust möchte ich eine viel größere Bedeutung beimessen. Es kommt nicht immer darauf an, was jemand im Einzelnen gemacht hat, viel wichtiger ist oftmals, dass er präsent war.“

Mit Beginn von Phase III schloss sich der Kreis: So wie sie einst angefangen hatten, so machten Rick Smith und Karl Hyde nach dem Ausstieg Emersons weiter, d.h. als Duett. 2002 erschien das Album „A Hundred Days Off“, mit dem Underworld ihren Sonderstatus einmal mehr untermauerten. Treibende Beats, hypnotische Bässe, sphärischer Gesang, introvertierte Melodien, … seit „Second Toughest In The Infants“ prägten Underworld einen kaum kopierbaren Stil, dem ihr Label JBO 2002 mit einer „Best of“ der Jahre 1992 bis 2002 huldigte.

2005 gingen Smith und Hyde neue Wege und veröffentlichten ihre beiden Alben „Lovely Broken Thing“ und „Pizza For Eggs“ ausschließlich über das Internet. Gleiches geschah mit dem 2006 erschienenen „I'm A Big Sister, And I'm A Girl, And I'm A Princess, And This Is My Horse”. Weitere Projekte folgten, darunter die Musik zum Film “Breaking And Entering “ von Anthony Minghella.
2007 betrat „Oblivion With Bells“ die Szenerie wieder auf CD, dem sich am 10.9.2010 der Longplayer „Barking“ anschließt. Zum ersten Mal in ihrer Historie haben sich Smith und Hyde zur Kooperation mit diversen Produzenten entschieden, darunter u.a. Mark Knight und D. Ramirez. Und schon wieder ist Underworld ein Album gelungen, dem man sich nicht entziehen kann. Unheimlich irgendwie, oder?


Homepage: Underworldlive.com

Text:
© 2010 // Bodystyler // Manfred Thomaser
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