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Transponder "Hammer and anvil"

Gäbe es auf der Bandcamp-Internetseite einen Zufallsgenerator, der den Besucher auf Wunsch zu den neuesten Veröffentlichungen führt, so hätte die deutsche Formation Transponder viele Treffer zu verbuchen. Das Duo (bestehend aus Hanz Acid und Freund 242) hat nämlich im Verlauf des Jahres 2016 so viele Alben und Singles dort eingestellt wie man es in dieser Art noch nicht oft gesehen hat. Ist man zunächst noch überwältigt bzw. erschlagen von der Masse an Material, kristallisieren sich beim Durchhören all dieser großen und kleinen Werke schnell einige stilistische Schwerpunkte heraus. Zum einen gibt es die fast schon klassisch anmutenden EBM-Kracher, zum anderen aber auch Betätigungsfelder Richtung Miami Bass oder auch New Beat zu vermelden. Hüben wie drüben tummeln sich typische wie innovative Klänge, aber auch die ein oder andere Coverversion bzw. Kollaboration würzt den opulenten Ohrenschmaus.
An dieser Stelle soll es jedoch nur um eine dieser Veröffentlichungen gehen, wobei "Hammer and anvil" in einer dicken Doppel-CD-Variante vorliegt und einen schönen Einstieg in die Materie darstellt. Der musikalische Fokus liegt hierbei – wie man angesichts des Artworks bereits vermuten mag – auf den dunkel-elektronischen Songs, wobei auch ein Abschwenken in die anderen Stilrichtungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. So geht es dann auch gleich mit einer New Beat-Coverversion los, wobei man „Tanzen“ von Tragic Error überzeugend und schwungvoll in Szene gesetzt hat. Nach dem eigenen Dampfhammer-Stück „Bad Blue Boys“ geht es Schlag auf Schlag mit tollen Coverversionen von Depeche Mode („Photographic“) und Front 242 („Headhunter“) weiter bevor mit „Lerchenzungen“ eine absolut gelungene Zusammenarbeit mit der Kultband Les Berrtas auf dem Plan steht, die herrliche Samples aus Monthy Python's „ Das Leben des Brian“ beinhaltet. Als wäre der Kurs damit noch nicht abwechslungs- und kurvenreich genug, kredenzt man danach Kollaborationen mit Leaether Strip, Engelsstaub (grandios!) und Human Nihil, wagt sich gekonnt an Interpretationen von Stücken von Hubert Kah oder der 2 Live Crew (sic!) und stellt ganz nebenbei die Frage „Kiffen Sie?“. Auch wenn ansonsten doch eher der Befehlston und der Marschbeat vorherrschen („Tanz, Kretin, tanz“, „Bewegt Euch“, „Kim Jong Un: Fuck you“, „Kampf, Sieg oder Tod“...), versteht es das Duo zwischendurch immer wieder auf's Neue zu überraschen. So zum Beispiel mit dem eindringlichen „Man Zane Iraniam“, das auch im nicht minder intensiven Sixth Comm-Remix vorliegt oder der hypnotischen Nummer „Totally bass“.
Noch während der Entstehung dieser Rezension und des dazugehörigen Artikels wurden übrigens bereits weitere Songs von Transponder in die Welt gesetzt bzw. für 2017 angekündigt. Es gilt also, sich mit dieser Zusammenstellung schleunigst einen Überblick zu verschaffen, damit man für all die spannenden Dinge, die da kommen, gewappnet ist. So darf man u.a. auf einen Cure-Tribut gespannt sein. Stomp on! (Torsten Pape)

Label Scent Air Records | 25.11.2016 | Homepage www.transponder-music.de

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