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Kim Lunner "This Is Me "

44 Jahre hat sich Kim Lunner bis zur Veröffentlichung seines Debütalbums Zeit gelassen. Die ersten 32 Jahre über frönte der Norweger dem puren Konsum von Musik. Vor rund zwölf Jahren begann das Kribbeln. Lunner lernte Klavier spielen und stellte sich den Herausforderungen des Komponierens, Programmierens und Arrangierens etc. 2019 begann die Arbeit an "This Is Me". Unterstützung erhielt er u.a. von Supercraft.

Viele Debüts in der Musikhistorie zeugen vom grenzenlosen Glauben der Jugend, alle Möglichkeiten des guten/erfolgreichen Lebens vor sich zu haben. "This Is Me" hingegen erscheint (altersbedingt) wie ein Spätwerk. Atmosphärisch reif und beinahe abgeklärt steigt das Album in den Electro-Pop Ring. Mit "Human" gibt Lunner die Richtung vor, der er im Verlauf des Albums weitgehend treu bleibt: coole Dance-Beats, entspannt druckvolle Bässe, leichte Sequenzen und Flächen bilden die Grundlage für eine männliche Stimme, deren Besitzer kurz vor der Gesangsaufnahme im Wald war.

"Just For A Second" bestätigt die aufgekommene Ahnung des Publikums: Im Wald kämpfte Lunner nicht mit einem wilden Tier, er reparierte ölverschmiert ein Raumschiff, das Außerirdische nach einer Bruchlandung zurück ließen. Während des Songs fährt die Kamera auf Lunner zu, der uns zunächst den Rücken zukehrt, bevor er sich dreht und tiefgründig in die Ferne blickt. "Another Day" ist anschließend perfekt arrangiert, und enthält alle für Erfolg notwendigen Zutaten der Arrangement-Kunst, verliert emotional allerdings etwas den Faden. "One Of A Kind" wirkt nach den ersten drei Songs fast vorhersehbar. Für den Dancefloor funktioniert dies wunderbar, während die am Rand stehende Seele beginnt, sich mehr für den DJ als für die Musik zu interessieren.

Das schöne Instrumental "Inferno" führt Körper und Seele wieder zusammen. Wie bei den ersten beiden Songs gelingt es Kim Lunner, Rhythmus und Atmosphäre in Einklang zu bringen, cool zu bleiben und trotz der eingängigen Beats beruhigend auf seine Hörer einzuwirken. Hektik und Alltag finden hier keinen Platz. "Alone" führt auf den Dancefloor zurück, "Nothing More To Say" und "Let's Breath For a Moment" versetzen diesen in hypnotische Ekstase. Flächensounds, Sequenzen, 4-on-the-floor Beats... Augen zu und tanzen. Wieder schweifen die Blicke der Seele umher, die "Now I'm Free" einfängt. Kim Lunner ist am besten, wenn er anstatt von Körpern die Emotionen tanzen lässt? Finde es selbst heraus. Anspieltipps: "Human", "Just For A Second" und "Inferno". (Manfred Thomaser)

Label ScentAir Records | 20.05.2020 | Homepage www.facebook.com/kim.lunner

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