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Soft Cell "Happiness not included"

So präsent wie Soft Cell in den ersten Jahren ihres Bestehens waren, so rar haben sie sich in der Folgezeit gemacht. Zwar gab es einige Best of-Kopplungen und Re-Releases sowie diverse Solo-Aktivitäten (vor allem von Sänger Marc Almond), aber zwischen 1985 und 2021 erschien nur ein einziges, reguläres Studio-Album („Cruelty without beauty“/2002). 2018 überraschte die Band dann ihre Fans mit einer neuen Single („Northern lights“/“Guilty (´cos I say you are)“) und seit Sommer 2021 wurden drei weitere veröffentlicht. Den Überflieger markiert dabei sicherlich „Purple zone“, eine Zusammenarbeit mit einem weiteren britischen Pop-Dino-Duo und zwar den Pet Shop Boys. Nachdem die Veröffentlichung des Albums noch einmal verschoben wurde, ist es nun Anfang Mai 2022 endlich soweit. „Happiness not included“ präsentiert 12 Songs (wobei die 2018er Single nicht einmal enthalten ist) und die Fans dürfen sich auf ein Feuerwerk des Synth-Pops gefasst machen. Was die Singles andeuten wird nämlich auf Albumlänge vollends bestätigt: Die Chemie zwischen Marc Almond und Dave Ball funktioniert auch nach all den Jahren perfekt und die kongeniale Mischung aus Theatralik, Melodik und Eleganz hat nichts von ihrem Reiz verloren. Die Songs zeigen sich dabei voll auf der Höhe der Zeit, was sich neben der technischen Brillanz auch angesichts der Verarbeitung sehr persönlicher wie aktueller Themen zeigt. So treffen bereits bei den ersten Takten süffige Töne auf nachdenkliche, reflektierende Worte („Happy happy“) und kurz darauf kommt bei „Polaroid“ auch die gewohnt dekadente Club-Note ins Spiel. Diesem Beat kann man sich einfach nicht entziehen und Kopf- bzw. Arschwackeln ist selbstredend vorprogrammiert. Die Liste an neuen Lieblingssongs will im Folgenden nicht abreißen: Ob „Bruises on my illusions“, welches nahtlos an alte Hits anschließt, „Light sleepers“ - eine wunderschöne bläserverstärkte Ballade oder der dramatische Titelsong, der eindrucksvoll darauf hinweist, dass Glücksgefühle keine Selbstverständlichkeit darstellen. Dazu kommen die teuflisch groovende „Nostalgia machine“, das lasziv-dreckige „Nighthawks“ oder das grandiose, nihilistische und doch kraftvolle „I‘m not a friend of God“. Bei „Tranquiliser“ erscheint dann noch einmal der nonchalante Erzähler Almond, was sehr an seine Solo-Werke erinnert bevor mit „New Eden“ der perfekte Taschentuch-Abschluss zelebriert wird - wahlweise winkend und/oder schneuzend.
Soft Cell haben mit diesem überzeugenden Comeback einmal mehr ihre Relevanz bewiesen und dass diese sich nicht ausschließlich auf ihrer Vorreiter- bzw. Vorbildrolle ausruht. (Torsten Pape)

Label BMG | 06.05.2022 | Homepage www.softcell.co.uk

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