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Darkness On Demand "White clouds (Digital EP)"

Weiße Wolken – eigentlich ein schönes Bild, oder? Erblickt man sie am Himmel, assoziiert man mit ihnen sofort schönes Wetter. Ein wolkenloser Himmel kann schön sein, aber so ein paar reinweiße Flusen sind für unser ästhetisches Empfinden stets noch positiver. Wie so oft im Leben macht es am Ende jedoch mal wieder die Masse. Wenn die Sonne vor lauter Wolken gar nicht mehr zu sehen ist, gefällt das auch nicht jedem Mitmenschen. Und ganz schlimm wird es, wenn die Wolken grau werden und den Regen oder gar das Gewitter bringen. Denkt man aber darüber nach, geht es natürlich nicht ohne den Regen - das haben wir spätestens in den letzten Jahren mit ihren dauerheißen Sommern gelernt.
Bei Darkness On Demand steht das Wolken-Bild stellvertretend für die Lebensweisheit, dass nicht alle Tage Sommer und das auch gut so ist. Nicht jede Depression muss gleich mit der chemischen Keule oder Therapiestunden behandelt werden und wer sagt denn überhaupt, dass sich "Singing in the rain" nur auf lustige Lieder bezieht? Um diese Betrachtung zu einem Ende zu führen, seien zu guter Letzt auch noch die wütenden Chef-Melancholiker The Jesus & Mary Chain zitiert, die einst zu Protokoll gaben: "I‘m only happy when it rains".
Mit "White clouds" hat man auf jeden Fall einem tiefsinnigen und melodischen Ohrwurm die Single-Ehre zuteil werden lassen. Wer die Album-Version kennt, wird sich zu Recht fragen, ob dieser Track nicht vielleicht zu sehr im Mid-Tempo angesiedelt ist. Beim Hören der Maxi-Version werden alle Zweifler jedoch verstummen, da diese die Geschwindigkeit anzieht und die Tanzbarkeit somit deutlich erhöht. Dabei wird zudem das Kunststück vollbracht, dass sich die Laufzeit sogar verringert. MAXImaler Effekt bei optimaler Komprimierung, würde ich sagen.
Wie von DOD mittlerweile gewohnt, gibt es auch bei dieser EP B-Seiten satt. Den Anfang macht "Volle Kraft voraus", welches in bester Nitzer Ebb / Die Krupps-Manier aus den Boxen galoppiert. Man marschiert in strammem Tempo und erobert die Tanzflächen im Sturm. Bis jetzt war noch keine Zeit für eine Begrüßung, die aber prompt mit "Say Hello" nachgeholt wird. Sie bezieht sich in diesem Fall auf eine gleichgeschaltete Masse, welche unaufhaltsam und von flirrenden Synthies begleitet auf die Apokalypse zusteuert. "Tanzen in den Untergang" – ist hier das Motto und auch beim anschließenden Remix von "Last attack" stehen die Sequenzer nicht still. Any Second sorgen mit ihrer Bearbeitung eindrucksvoll für noch mehr Durchschlagskraft und Geradlinigkeit. Das Ende der EP ist schlicht märchenhaft, denn "Snow white" kleidet die düstere Grimm-Geschichte adäquat in dräuende Klangteppiche, die so gar nichts mit der schnuffigen Disney-Version gemein haben. Ein schöner Ausklang für eine weitere, beeindruckende und gehaltvolle DOD-Veröffentlichung im Jahr 2023. (Torsten Pape)

Label Alfa Matrix | 13.10.2023 | Homepage www.facebook.com/darknessondemand/

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