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Spreading Point "Momentum - Part II"

Nun hat es also doch deutlich mehr als zwei Jahre gedauert, bis der noch ausstehende zweite Teil des "Momentum"-Doppelpacks das Licht der Welt erblickt und schnell wird klar, dass es sich hier um ähnliche, aber eben doch nicht identische Zwillinge handelt. Die Erbanlagen sind natürlich vergleichbar - es handelt sich weiterhin um lupenreine Synthie-Pop-Gene, das Konzept ist sogar identisch - fünf Songs werden jeweils im Original und als Remix angeboten und auch die Tatsache, dass sich darunter ein deutschsprachiger Song befindet, ist gleich geblieben.
Wie agiert jedoch das deutsche Duo im Jahr 2017 im Detail? Der Opener "Behind the mask" tastet sich zunächst vorsichtig ins Ohr, steigert sich gemächlich und gemahnt ein wenig an die Klänge von "A broken frame" (Depeche Mode), wobei der Gesang jedoch distanzierter als beim großen Vorbild wirkt. Nun folgen "The Blitz Kids" und es braucht nicht viel, um bei diesem Lied unweigerlich Parallelen zu "The Pop Kids" von den Pet Shop Boys zu erkennen. Waren es dort noch die frühen 90er, die besungen wurden, transponieren Spreading Point das Ganze ein Jahrzehnt zurück. Witziger und beschwingter Ansatz, obwohl der Coolness-Pokal eindeutig bei den Briten verbleibt. Track #3 hört auf den Namen "Catch the moment" und wieder drängt sich ein Vergleich geradezu auf. Dieses Mal sind es die Landsmänner von Camouflage, die auf ihren ersten beiden Alben ein ähnliches Klangbild pflegten, hier in der ruhigen Ausprägung vorliegend. Den Unterschied macht erneut der Gesang, der bei Spreading Point in etwas höheren Tonlagen angesiedelt ist. Nun folgt eine Verbeugung vor den Zeiten der NDW und "Kühle Eleganz" besitzt eine ausreichende Schräglage, um im Vergleich zu den interessanteren Vertretern dieser Zeit bestehen zu können. Der letzte Track "Keep in touch" überzeugt kurz darauf durch perlende Elektronik, die mich sofort an The Twins denken lässt, allerdings rauscht die Art des Gesanges hier vollkommen an mir vorbei, da sie entweder zu lahm daherkommt (bei diesem "Hey!" dreht sich garantiert niemand um...) bzw. sich auch der schnellere Part etwas unmotiviert anhört.
Nun folgt die Remix-Abteilung, die sofort durch einem großen Namen eröffnet wird. Psyche adeln "Behind the mask" indem sie dem Track einen samtigen Anstrich verpassen und ein paar für sie typische Klänge einbauen. Danach erblüht "The Blitz Kids" im People Theatre's Katz Mix, indem es in die stilistische Nähe zu frühen Visage-Hits ("Fade to grey, "The damned don't cry"...) gerückt wird und man dadurch in Sachen Coolness doch noch etwas aufholen kann. Nun tritt Michael Pohl aka Wave In Head auf den Plan und baut in "Catch the moment" zusätzliche Ecken und Kanten ein, was ebenfalls hervorragend funktioniert. Qualitativ hochwertig ist auch die Vitaminspritze, die der The Dynamic Master Space Edit in die "Kühle Eleganz" hinein jagt. Da bekommt man beim Tanzen/Mitwippen das Grinsen definitiv nicht mehr aus dem Gesicht, was wiederum bestens zum NDW-Charme passt. Den Abschluss bildet der Shiny Darkness Remix von "Keep in touch" und der wirklich deutlich dunklere Anstrich steht dem Song gut zu Gesicht.
Fazit: Die Hessen bieten solide elektronische Kost und huldigen dabei den richtigen Vorbildern, wobei eine deutliche Schwachstelle durch die dieses Mal noch hochwertiger ausgefallenen Remixe ausgebügelt wird. (Torsten Pape)

Label Scent Air Records | 08.09.2017 | Homepage www.facebook.com/spreadingpoint

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