Image Gut Gut Gut Gut Gut Gut

No More "Kissin in the Blue Dark"

Noch etwas zu dem genialen Dark Wave Duo von No More aus Kiel zu sagen, wäre wie Eulen nach Athen zu tragen - also völlig unnötig und überflüssig. Diesmal holen Soundtüftlerin/Pianistin Tina und Vocalist/Gitarrist Andy aber mal so richtig aus und zwar gibt‘s den "Doppelwums" oder auch Doppelschlag mit gleich 2 CDs im Package und satten 29 Titeln darin. (Hätten auch gleich die 30 vollmachen können...) Der helle Wahnsinn also wieder mal im Hause No More. Und wenn man denkt, dass da bei so vielen Songs reichlich Füllstoff mit reingesteckt wurde, ist man auf dem Holzweg.

Auf der Veröffentlichung werden dem geneigten Hörer und Fan nicht nur reine Synthpop/Dark Wave Perlen am laufenden Band geboten, sondern auch instrumentale Tracks.

Angefangen haben die beiden übrigens schon im Jahr 1979 als New Wave Punk Band und aufgelöst wurden sie dann im Jahr 1986, als die 80er zu sehr 80er waren(Das fand ich damals z.B. gerade erst richtig geil).
Aber Ende 2008 wollen es die dynamischen Zwei nochmal wissen und Tina Sanudakura und Andy Schwarz starteten als Duo noch mal so richtig ultimativ durch. Ihr Klassik Undergroundhit "Suicide Commando" enterte damals die Clubs und der andere Hit "Turnaround" wurde zum Tanzflächenklassiker.

Mit Ihrem Mix aus Synthpop/ Dark & Cold Wave und Post Punk Electronica eroberten sie auf ihrer Tour ganz Europa. Ihr Song "All Is Well - Senza Macchia"( inkl. des coolen Videos) untermalte die Filmsequenzen vom Dortmunder Tatort und sie wurden von DJ Hell auf der Loveparade gesampelt. Und so ganz nebenbei produzieren die beiden das gesamte kreative Artwork, Fotos, Videos und schaffen so eine eigene Community mit den eigenen Indentifikationsräumen ganz in ihrem künstlerischen Sinne.

2019 feierten Tina und Andy ihr 40 jähriges Bestehen mit dem Sampler "Love, Noise & Paranoia" und einige Kritiker schrieben, dass man die Band mit jedem neuen Album wieder für sich neu entdecken konnte. Ich selber entdecke z.B. in den Klängen des Duos immer wieder Anleihen von X-Mal Deutschland meets Invisible Limits, für andere klingen sie dann wieder nach David Bowie, DAF, Gary Numan, John Foxx und Kraftwerk.

Die 29 Tracks (Tina sagte noch, dass es auch ein Dreifach-Album hätte werden können) auf nun zwei völlig verschiedenen CDs erzählen von Liebesdingen, die uns Menschen zwischen den Blauen Stunden passieren können, der Albumtitel wurde übrigens einem Songtext von Lana Del Rey entnommen. Die CD beleuchtet also die unterschiedlichen Aspekte der Lust, der Liebe und des Verlustes.

Als erste Single wurde "Paris Blue" ein melancholischer Highspeed Popsong, samt Video ausgekoppelt und auch die zweite Single mit Video namens "Sleepers and Trains" entpuppt sich als Neonwave im Mix mit Croonerpop und rastlosen Sequenzern sowie Andys straightem Gitarrensound. Zum "Bowie" mäßigen Song "Berlin Soul" wurde in der No More Kreativwerkstatt ebenfalls ein tolles Video erstellt. Die neue Platte ist dann teils eingängig, authentisch, vielseitig, tanzbar, romantisch, experimentell und voll mit fantastischen Ambient-Klanglandschaften angereichert. Hier hat Tina einen grandiosen Soundkosmos geschaffen, der so manchen großen Elektrokünstlern in nichts nachsteht.
Die erste CD geht eher in Richtung strukturelle Popsongs, die zweite CD bietet größtenteils die angesprochenen, elektronischen Klangflächen, die einen zum Tagträumen verleiten.

No More sind Kult wie man nur Kult sein kann, zudem zwei sehr nette Zeitgenossen und eine Band, die wohl nie altert, sondern immer wieder aktuell klingt. Guckt Euch die Zwei auch gern mal live an. (Sven Hauke Erichsen - Northern Art Music)

Label Rent A Dog | 14.10.2022 | Homepage www.nomoremusic.de/

Ähnliche Beiträge

Feature "Neue (Ostsee-)Welle" Review "Kissin in the Blue Dark"