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Any Second "Enemies"

Durch die knallige Vorab-Single "Scalpel" angeheizt, konnten es die Fans der Berliner Electro-Formation Any Second kaum erwarten, dass im Dezember 2022 endlich das neue Album erscheint. Mit eben jenem Song und seinen prägnanten Sounds geht es gleich in die Vollen und die Nummer wälzt sich dem Hörer gnadenlos entgegen. "I shout" tritt danach das Gaspedal noch ein gutes Stück weiter durch und Acts wie Hocico, God Module oder Intent:Outtake dürfen sich spätestens jetzt warm anziehen. Mit dem nun folgenden "Dreamer" beweist das Trio, dass die Rhythmusprogrammierung zu seinen absoluten Stärken gehört. Abwechslungsreich und mit teuflischem Schwung versehen stampfen die Beats und lassen auch das letzte lahme Bein zucken. In diesem Sinne hämmern "Me and my enemy", "Where is God", "Enemies among friends" und "Stick to the rules" ebenfalls voll auf die Zwölf. Machten früher die deutschen Texte noch den größten Teil aus, so muss man auf "Enemies" bis zum achten Song warten, um das einzige (!) Mal die deutsche Sprache zu vernehmen. Umso punktgenauer wurde "Subtil 19" geschmiedet und die Pandemie-Abrechnung fegt auch noch den letzten Staubkrümel aus dem Gehörgang bzw. von der Tanzfläche. Genau dann, wenn man denkt, dass keine Steigerung mehr möglich ist, kommt "Cornered" um die Ecke und durchbricht endgültig die Schallmauer. Dieser Überflieger besticht durch den ultimativen Groove und Synthiefanfaren, die markanter und einprägsamer nicht sein können. Zum Glück gibt die Band dem Hörer, resp. Tänzer mit dem im Mid-Tempo angesiedelten "Inside out" kurz die Möglichkeit, Luft zu holen bevor das abschließende, düstere "Satanica" noch einmal die letzten Kräfte mobilisiert.
Als wären die herausragenden Qualitäten der elf ursprünglichen Tracks nicht genug, werden fünf von ihnen im Bonusteil in diversen Remix-Formaten angeboten. Wenn dann auch noch Acts wie Suicide Commando, Die Braut, Seelennacht, Blutengel, Darkness On Demand oder Terrorfrequenz (um nur einige zu nennen...) an den Reglern sitzen, dürfte auch dem letzten Hellectro- und Dark Electro-Jünger klar sein, was die Stunde geschlagen hat. Mal in aufgeblasener, mal in ausgedünnter Form geht es einmal quer durch die Stahlkappen-Tanzschule. Teilweise wurden sogar neue Gesangsspuren oder Gitarren hinzugefügt. Ein Rohrkrepierer ist auch dabei nicht auszumachen. Wenn der letzte Ton verklingt, ist deswegen nur ein Statement möglich: Die hier besungenen und vertonten inneren wie äußeren Feinde bereiten ein durchweg höllisch gutes Hörvergnügen. (Torsten Pape)

Label Infacted | 02.12.2022 | Homepage www.anysecond.eu

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