-
Mildreda "Blue-Devilled"
Jan Dewulf ist ein alter Hase im Electro-Geschäft und die Wurzeln seines Projektes Mildreda reichen bis in die 90er Jahre zurück. Mit ihm widmet er sich den traditionell in Belgien, Kanada oder auch Dänemark erzeugten Genre-Spielarten und mit seinen zwei offiziell erhältlichen Alben (2016/2021) hat er einen Standard erreicht, der ihn auf eine Stufe mit Bands wie FLA, Mentallo & The Fixer und Leæther Strip stellt.
Mit dem neuesten Longplayer fährt der Belgier erneut einen gewaltigen Breitwandsound auf, der den Hörer von Beginn an umschlingt und an der Gurgel packt. Mächtige Klangteppiche werden ausgebreitet, wabern umher, treffen auf flirrende Sequenzen und tonnenschwere Rhythmen. Aus dieser schwarzen und mit spannenden Samples angereicherten Masse gibt es wahrlich kein Entrinnen. Inhaltlich bewegt man sich in die Tiefen der menschlichen Psyche und beschäftigt sich mit dem Begriff der "Hölle" in all seinen Erscheinungsformen. Der Blick schweift dabei vom Inneren in die Außenwelt und medizinische oder übersinnliche/religiöse Betrachtungen stehen ebenfalls auf dem Programm. Songtitel wie "Karma Oyster", "Friendly fire", "Prophecies" oder "Lobotomy" versprechen nicht zu viel, lassen aber auch reichlich Platz für die Vorstellungskraft des Rezipienten. Die dort entstehenden Bilder sind es auch, die diesem Album seine Sprengkraft verleihen, denn musikalisch wird die ultimative Härte nie ganz erreicht. Da wo andere Bands extrem an der BPM-Schraube drehen oder den Gesang bis zur Unkenntlichkeit verzerren, leben die Songs von Mildreda eher von der vermittelten Atmosphäre, den meist verständlichen Texten und dem effektvoll eingesetzten Verschleppen des Tempos. Nichtsdestotrotz würden viele Tracks - mit reichlich Nebel und Stroboskop-Gewitter angereichert - auch auf der Tanzfläche funktionieren.
Ob zu Hause oder im Club, dieses Album bietet höchst unterhaltsame und facettenreiche Höllentrips! (Torsten Pape)
Label Dependent | VÖ 01.12.2023 | Homepage www.facebook.com/officialmildreda/