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Elektrostaub "Wake up (Digital-EP)"

Standen die Jahre 2017 sowie 2018 ganz im Zeichen des Elektrostaub-Debütalbums sowie seiner vier flankierenden Singles, wurde es in den folgenden Monaten folgerichtig ruhiger um das spannende Projekt von Patrick Knoch. Die Energien wollten wieder gesammelt werden und schließlich hallten die tollen Melodien und gelungenen Gastauftritte der namhaften Kollegen auch noch lange nach. Nun hat der Projektleiter jedoch erneut eine ordentliche Portion Elektrostaub angesetzt und was anderswo die Putzkolonne auf den Plan rufen würde, lässt in diesem Fall wohl eher die Freunde gepflegter Synthieklänge aufhorchen. Den Auftakt einer sicherlich wieder recht umfangreichen Veröffentlichungsreihe macht die Single "Wake up", die im Grunde sogar eine Doppel-Single sein könnte. Neben dem Titelsong und seinen sechs Remixen wird mit "Futurism" nämlich ein zweiter Track präsentiert, der es immerhin noch auf drei weitere Bearbeitungen bringt. In Sachen Ohrwurmpotential und Tanzbarkeit nehmen sich beide Titel zudem nicht viel und rangieren in beiden Belangen jeweils in obersten Regionen. "Wake up" setzt dabei ein Erfolgsrezept fort, da es eine erneute Zusammenarbeit mit Henrik Iversen (Namnambulu) präsentiert. Diese Stimme passt einfach perfekt zu den Knoch'schen Klanglandschaften bestehend aus jubilierenden Synthiekaskaden und schiebenden, wabernden Bässen. Thematisch geht es um das Zerplatzen einer Seifenblase, das Aufwachen aus einem Traum und die Konfrontation mit der harten Realität. Das lässt sich natürlich gleichermaßen auf ein Schicksal in der unmittelbaren Umgebung des Zuhörers wie auch auf die große politische Bühne beziehen, womit zweifellos reichlich Bezugspunkte vorhanden wären. Bei "Futurism" wird der Blick in die Zukunft mit vielen Synthie-Sonnenstrahlen und erhebenden Bläserklängen kombiniert und was würde besser in dieses Szenario passen als eine Stimme, die der eines Ronan Harris gefährlich nahe kommt. Der Frontmann des Rostocker Duos Norderney ist in dieser Hinsicht eine echte Entdeckung und bereichert das Elektrostaub-Spektrum ungemein. Aber auch mit den folgenden Remixen wird nicht gekleckert. Den Anfang machen Versus, die "Wake up" geradezu vereinnahmen und eine überraschende und beeindruckende Ahoi-Pop-Version mit eigenem Textbeitrag hervorzaubern. Dieses Maß an Input ist im weiteren Verlauf zwar nicht mehr zu toppen, aber es kommen zumindest weitere Kollegen ins Spiel, die für Qualität bürgen. Natürlich wird dabei zumeist gekonnt am Tanzbarkeitsschräubchen gedreht (Culture Kultür, DJ Thommy, Nordika, DMT Berzerk, Aesthetische), aber auch gekonnte Entschleunigungen (The Second Sight, Digital Factor) sind möglich.
Dieser schmackhafte Appetithappen lässt jedenfalls neugierig ins nächste Jahr schauen und erste Anzeichen im Netz kündigen schon wieder weitere spannende Gäste im Elektrostaub-Haus an. (Torsten Pape)

Label Alfa Matrix | 04.12.2020 | Homepage www.elektrostaub.de

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