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Demokratie "4+1"

Seit Oktober 2021 ist die Demokratie so präsent wie selten zuvor. Rund um das Debüt-Album „Perform & consume“ wurden ganze drei Singles drapiert, die verschiedene Facetten des Synth-Wave-Duos ausleuchten. Vom ruhigen Track bis hin zur Tanzflächennummer bekam jede Stimmung den ihr gebührenden Raum. Auf der letzten Single befand sich schließlich ein neuer Track namens „Recession“, welcher die Brücke zur vorliegenden Veröffentlichung schlägt. Auf ihr bekommt der schöne und nachdenklich machende Song in den über 13 Minuten der Extended Version nun wahrlich ausreichend Zeit zum Entfalten und Atmen.
Aber fangen wir von vorne an und da stehen auf „4+1“ erst einmal vier Coverversionen mit denen wohl kaum jemand gerechnet hätte. Im Grunde hatte man seit Bestehen der Band noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, dass Manfred Thomaser und James Knights sich jemals an fremdem Liedgut versuchen könnten. Den Anfang macht nun die Interpretation eines frühen A-ha-Tracks und es ist nicht „Take on me“ oder „The sun always shines on TV“. Das wäre auch viel zu einfach gewesen. Vielmehr schnappen sich die beiden Musiker „Living a boy‘s adventure tale“ und lassen es zunächst einmal ruhig angehen. Behutsam bleibt man auf Abstand und vermeidet eine zu nahe Kopie. Der Gesang geht teils eigene Wege und vermeidet das dünne Eis, welches Morten Harkets Ausnahmestimme für die meisten Sänger dieser Welt bedeuten würde. Irgendwann gibt es dann zwar einen kurzen Ausflug in die typischen Falsett-Regionen, aber der Bogen wird zum Glück nicht überspannt. Danach beginnt „5 minutes“ und baut gemächlich eine gruselig-düstere Stimmung auf. Ohne die ursprüngliche Rotzigkeit hätte man die Stranglers fast nicht erkannt sondern eher auf einen Soundtrack zu einem Hammer-Film getippt. Etwas näher am Original bewegt sich das nun folgende „Photographs“ von Boytronic. Dabei war es sicherlich hilfreich, dass James mittlerweile fester Bestandteil dieser Kultformation ist und Manfred zumindest live-technisch bereits unterstützend bei ihnen tätig war. Die letzte Coverversion stammt dann überraschenderweise aus dem Hause Billy Idol. „Rebel yell“ wird demokratisch entschleunigt und klingt zunächst wie eine 45rpm Single, die auf 33rpm abgespielt wird. Im Laufe der über 11-minütigen Spielzeit gewöhnt man sich jedoch an das andere Tempo und nimmt den Song komplett als sphärisches Kunstwerk wahr.
Bei allen vier Neufassungen (+ 1 Eigenkomposition) kann nun wirklich niemand behaupten, dass die Musiker zu zaghaft ans Werk gegangen sind. Bei diesen Liebhaber-Stücken spielen vielmehr Ehrfurcht, Mut und Können eine große Rolle. Eine wahrhaft kreative und feinsinnige Demokratie! (Torsten Pape)

Label Specchio Uomo | 20.05.2022 | Homepage www.facebook.com/Demokratiemusic

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