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Eisfabrik "Götter in Weiß"

Angesichts des Klimawandels und der beiden schmelzenden Polkappen steht eine Eisfabrik in heutiger Zeit absolut krisenfest da. Und so produziert das frostige Quartett in steter Regelmäßigkeit jede Menge cooles Liedgut, das kalte Schauer in die Herzen der Electro-Gemeinde treibt. Für manche der Gemeindemitglieder dürften die Protagonisten dadurch vielleicht sogar zu "Göttern in Weiß" geworden sein, womit sich ein möglicher Kreis zum neuen Albumtitel schließt. Schaut und hört man sich den Titelsong jedoch genauer an, so relativiert sich das Bild schnell und bedient sich der gängigen Arztkittel-Assoziation. Nach dieser medizinischen Systemkritik finden sich im Rest des Langspielers eher weniger inhaltliche/offensichtliche Bezüge zum Gesundheitssystem. Dafür könnte man als Hörer allerdings feststellen, dass wie gewohnt mit geradezu chirurgischer Präzision zu Werke gegangen wird. Geradlinige Beats, schneidende Sounds und recht anhängliche Melodien gibt es hier ganz ohne Rezept. Bei der Keimfreiheit der Musik werden hingegen berechtigte Zweifel laut. Eine repräsentative Studie zur Tanzkultur des Landes würde nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dem Ergebnis kommen, dass sich der Eisfabrik-Virus in den letzten acht Jahren rasant verbreitet hat. Dabei spielt sicherlich eine Rolle, dass der eisige Sound sehr prägnant und oft schon bei den ersten Tönen zu erkennen ist. Die Eisrezeptur ist dabei über die Jahre stetig verfeinert worden, wobei Ausreißer in exotische oder überraschende Regionen eher selten vorkommen. Was dem neuen Album letztendlich die individuelle Note verleiht, sind die etwas präsenteren melancholischen/nachdenklichen (Zwischen-)Töne. "Hearts", "Lost my mind", "All my life", Sad lonesome day", "Dark life" oder "When I fall" thematisieren die dunkle Seite des Lebens, ohne dabei die Hoffnung/das Licht gänzlich aus dem Blick zu verlieren. Den krönenden Abschluss bildet "Gott des Feuers", welches ein wenig an Tracks eines gewissen Peter Schilling erinnert.
Fazit: Dieses Album generiert durchweg kühle Genussmomente ohne behandlungsbedürftige Frostbeulen. (Torsten Pape)

Label NoCut | 29.12.2023 | Homepage www.eismusik.de

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