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Klez.e "Erregung"

Eine Rezension über diese deutsche Band zu schreiben, ohne dabei einen einzigen Verweis auf die britische Band The Cure zu verwenden, war schon immer ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei vollbringen Tobias Siebert und seine Mitstreiter mit ihrer Musik resp. der deutschen Lyrik jedoch das Kunststück, dass niemand in diesem Zuge das Wort "Plagiat" benutzen möchte. Vielmehr hat man das Gefühl, diese Musik und die Musiker umarmen zu wollen, genau wie sie einen selbst umarmen. Man spürt mit dem ersten Ton, dem ersten Wort, dass hier jemand sämtliche The Cure-Platten in stundenlangen Gefühlsstudien verinnerlicht und deren Essenz tief im Herzen destilliert hat. Gefiltert durch die eigenen Erfahrungen, das Schicksal und die Weltgeschichte entstehen so mit jedem Album Parallelwelten. Die Kompositionen eines Robert Smith werden dabei gespiegelt, aber die Spiegel sind nicht ebenmäßig. Einige Sounds werden 1:1 durchgelassen, andere werden zurückgeworfen und durch neue, eigene Klänge ersetzt. Ähnlich geschieht es mit der Sprache. Einzelne Passagen kann man bis zum englischen Original zurückverfolgen, andere wecken nur das unbestimmte Gefühl, dass dies verlorengegangene Übersetzungen von The Cure-Liedern sein könnten. Manchmal sind es bereits die Songtitel, die das Herz der The Cure-/Klez.e-Fans in freudiger Erwartung höher schlagen lassen: "Wie schön du bist" ("How beautiful you are") / "Tortur" ("Torture"). In den meisten Fällen ist es jedoch das erwähnte Gefühl, in eine unbekannte und doch vertraute Dimension geraten zu sein, in der "Faith", "Pornography", "Kiss me, kiss me, kiss me" oder "Disintegration" zu den geliebten Standardwerken gehören, an denen sich jeder Song in Sachen Klangästhetik zu orientieren scheint. So erfasst die "Erregung" den Hörer ohne Umschweife und die Worte ergeben mit jeder Silbe einen Sinn, den man oft nur mit dem Unterbewusstsein komplett erfassen kann. Die dunkle, samtige Woge erfasst einen, nimmt einen mit und zieht hinab in eine wohlig warme Tiefe. (Torsten Pape)

Label Windig/Cargo | 23.02.2024 | Homepage www.facebook.com/Klez.e/

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