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Kasper Hate "Play More Synthpop"

Die heutige Musiklandschaft ist so vielfältig wie noch nie. Vom Plastiksternchen und den Hits vom Fließband bis hin zur kleinen Band, die abseits vom Mainstream ihre Leidenschaft lebt, erstreckt sich ein mannigfaltiges und schlicht unüberschaubares Spektrum. Kurzlebige Trends stehen neben unbändiger Kreativität, fast ungenießbare Klangkonglomerate neben geschmeidg konsumierbarem Pop. Das Hamburger Projekt Kasper Hate hat sich in den letzten Jahren zweifelsfrei seine kleine Nische in diesem Kosmos gesichert und versorgt die wachsende Fangemeinde in schöner Regelmäßigkeit mit neuen und stets dunkel-bunt schillernden Gesamtkunstwerken. Den Titel des neuesten Albums könnte man sich dabei gut auf einem Schild vorstellen, welches zunächst zaghaft, dann aber doch demonstrativ in die Höhe gereckt wird, um für die eigenen Rechte, aber auch das Allgemeinwohl zu kämpfen. Denn wäre es für die Gesamtsituation nicht durchaus positiv, wenn der Synthpop mehr Gehör finden würde? Es wäre zumindest einen Versuch wert und die Idee wird mit Hilfe der elf taufrischen Tracks auch absolut charmant vorgetragen. Den Einstieg macht dabei ein Song, der die musikalische Ausrichtung von Kasper Hate gut auf den Punkt bringt. "Down the upward spiral" fordert nämlich bereits mit seinem cleveren Titel und im späteren Verlauf auch mit den ungewöhnlichen, jedoch äußerst angenehmen Klängen umgehend die volle Aufmerksamkeit des Hörers. Wenig später entfaltet sich bei "You put a spell on me" ein unwiderstehlicher Groove und mit "Numb" hält auch die gewohnte Emotionalität endgültig Einzug. Wobei bereits an diesem Punkt deutlich wird, dass die typisch sanfte, teils sogar verletzlich wirkende Komponente dieses Mal von deutlich mehr tanzbaren Strukturen umgeben ist, was im beschwingten "Divine" seinen vorläufigen Höhepunkt findet. Das verleiht dem Werk einen positiven Grundton, obwohl die Melancholie natürlich nicht gänzlich aus dem Kasper Hate-Universum verschwunden ist und sich immer wieder Bahn bricht. "Crumbling down" oder "All I never wanted", aber auch das Instrumental "Bitter bitch" wären weitere, gute Beispiele für diese Vermischung. Eine Hommage an die gute alte Zeit ("Mixtape"), das hitverdächtige "Heaven was wide", das sinnliche "Golden", der düstere, deutschsprachige Ausklang des Albums namens "Die Glocke" sowie das absolute Blickfang-Artwork runden das Bild vortrefflich ab. In diesem Fall steht der Begriff Synthpop zweifellos für anspruchsvolle, synthetische Musik mit Herz, die definitiv mehr Popularität verdient hätte. Bitte mehr davon - spielen und hören! (Torsten Pape)

Label Scent Air Records | 19.04.2019 | Homepage www.facebook.com/KASPERHATE

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