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Kasper Hate "Violent violet"

Es wird dunkler und violetter, doch noch bevor der erste Ton erklingt, beruhigt das Booklet des neuen Kasper Hate-Albums den geneigten Hörer. "Fürchtet euch nicht." ist dort zu lesen und so stellen wir uns denn furchtlos den zwölf neuen Tracks. Bereits der Opener "Anti-love" macht erneut deutlich, dass die Bereitschaft zum Experiment immer noch ein Markenzeichen des Hamburger Trip-Pop-Electro-Projektes darstellt. Ungewöhnlich bearbeitete Vocals bilden einen mutigen Einstieg bevor eine groovende Basslinie den Zug ins Rollen bringt. Fast schon geradlinig nimmt der Titelsong danach den violetten Faden auf und einem Mantra gleich gräbt sich der mahnende Text hypnotisch ins Gehirn. Nun erklingt das vertrackt trippige "Hurts like hell" mit seinem melancholischen Gesang bevor mit "Fairway" das erste Mal so richtig die Post abgeht. Dieser mitreißende Rhythmus könnte auch von Projekt Pitchfork stammen und die dunklen Tanzflächen sollten sich bereit machen für diesen Track von dem man sich glatt eine Extended Version wünscht. Danach wird es wieder etwas ruhiger und man lauscht bei "Day 7" einer düsteren Fortsetzung der Schöpfungsgeschichte, welche weniger fiktiv, sondern vielmehr absolut real anmutet. Noch dunkler wabert danach "Sand on sand" in den Raum, wobei hier eine recht persönliche Ebene betreten wird. Allein die Worte "our love plays a false chord which falls like sand through sand" beschwören poetische wie traurige Bilder herauf. "Rapture me" bewegt sich danach in erotisch verzückten Untiefen und zeigt einmal mehr, mit welchem beeindruckenden Arsenal an Sounds und Rhythmen Kasper Hate bei jedem Song aufwartet. Hier gibt es stetig Neues zu entdecken und jeder Stimmung lässt sich problemlos eine andere Anordnung von Lila-Tönen zuordnen. Mit "Culpa" blinken danach erneut die Groove-Detektoren und auch hier ist ein gewisser verruchter Wohlklang nicht zu leugnen. Das trancige Instrumental "Succus" entfacht das Tanzfeuer noch mehr bevor mit "How did I end up alone" der scheinbar perfekte Soundtrack zur Corona-Krise abgeliefert wird. Sehnsuchtsvoll und doch beschwingt ist der Übergang zu "In chains" fließend. Entgegen aller Erwartungen, welche der Titel schürt, wartet hier jedoch ein sanft intonierter Aufbruch in die Freiheit. "And the beast became flesh and the flesh became us" beschließt miauend, zirpend und hypnotisch ein faszinierendes Album und lässt einen samtigen Hauch violetter Dunkelheit zurück.
(Torsten Pape)

Label Scent Air | 24.07.2020 | Homepage www.facebook.com/KASPERHATE

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